Wirtschaftliches Umfeld


Die Wirtschaft des Euroraums expandierte im abgelaufenen Jahr moderat und erwies sich als widerstandsfähig gegenüber dem globalen Gegenwind. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Jahr 2015 voraussichtlich um 1,5 Prozent und zeigte damit eine Wachstumsbeschleunigung gegenüber dem Vorjahr. Die europäischen Konsumenten haben nach der Eurokrise der Jahre 2011/12 ihr Vertrauen zurückgewonnen, sodass in Summe die Ausweitung des privaten Konsums die Binnennachfrage im Euroraum treibt, während die Firmeninvestitionen etwas zurückbleiben. Einige große rohstoffexportierende Schwellenländer, darunter Russland und Brasilien, litten im letzten Jahr unter dem rapiden Ölpreisverfall, während sich der Preiseffekt auf den Euroraum überwiegend positiv auswirkte. Zudem sorgte die Abkühlung der Nachfrage aus China auf den globalen Finanzmärkten für Unsicherheit. Die Arbeitslosenrate für den gesamten Euroraum sank geringfügig. Dies sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil der Arbeitslosen mit 10,9 Prozent im Jahr 2015 nach wie vor sehr hoch war und die Arbeitsmärkte in vielen Ländern West- und vor allem Südeuropas angespannt blieben. In Österreich verzeichnete die saisonbereinigte Arbeitslosenrate einen Anstieg auf 5,7 Prozent (Eurostat), in der nationalen Berechnungsmethode entsprach dies einem Anstieg auf 9,1 Prozent. Zugleich blieb das BIP-Wachstum in Österreich im Jahr 2015 mit 0,8 Prozent bereits das zweite Jahr in Folge hinter dem Durchschnitt im Euroraum. Demgegenüber verzeichnete die italienische Wirtschaft mit einem BIP-Zuwachs von voraussichtlich 0,7 Prozent nach einer drei Jahre anhaltenden Rezession einen sanften Aufschwung.

Im Gegensatz zu den Wachstumsprognosen blieb die Inflation im Euroraum hinter den Erwartungen, nicht zuletzt hervorgerufen durch die starke Reduktion der Rohstoff- und Energiepreise. Als Reaktion darauf hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik im vergangenen Jahr weiter gelockert. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt seit 2014 nahe null. Darüber hinaus greift die EZB seit letztem Jahr zu unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen, vor allem zu einem Anleihekaufprogramm im Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat. Im Dezember 2015 wurden das Anleihekaufprogramm zeitlich bis März 2017 ausgeweitet und der Einlagensatz noch tiefer in den negativen Bereich (–0,3 Prozent) gesenkt. Die Maßnahmen trugen weiterhin zu einer Dämpfung der allgemeinen Kapitalmarktrenditen bei.

In Zentral- und Osteuropa (CEE) blieb das Geschäftsumfeld unterstützt durch die makroökonomischen Rahmenbedingungen generell gut, obwohl das Bild nicht ganz einheitlich war. Die Länder Zentraleuropas (Polen, Slowakei, Tschechische Republik und Ungarn) waren von einer positiven Entwicklung auf den Arbeitsmärkten gekennzeichnet; die Arbeitslosenraten nähern sich hier zum Teil bereits Niveaus, die jenen vor der Finanzkrise im Jahr 2008 gleichen. Das Wirtschaftswachstum lag in der Region das zweite Jahr in Folge im Schnitt über 3 Prozent. Die solide Inlandsnachfrage treibt die Konjunktur, genauso wie stabile öffentliche Finanzen und Schuldenstände Zentraleuropa zum sicheren Hafen in CEE machen.

Die meisten Volkswirtschaften in CEE profitieren vom Verfall der Rohstoff- und Energiepreise. Demgegenüber fiel die rohstoffexportierende Wirtschaft Russlands im ersten Halbjahr 2015 in eine Rezession, und auch die weitere Entwicklung bleibt stark verknüpft mit der Preisentwicklung für Erdöl auf den Weltmärkten. Der russische Rubel hat gegenüber den Hartwährungen stark verloren, die Inflation beschleunigte sich im Laufe Jahres, und die Haushalte mussten hohe Realeinkommenseinbußen in Kauf nehmen. Zudem blieben die internationalen Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland bestehen. In der Ukraine blieben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ebenfalls angespannt, obwohl sich im Laufe der zweiten Jahreshälfte eine politische und finanzielle Stabilisierung abzeichnete. So konnte sich die ukrainische Regierung mit den internationalen Anleihegläubigern auf einen Schuldenschnitt einigen. Das reale Bruttoinlandsprodukt der Ukraine sank im Jahr 2015 infolge des Einbruchs im ersten Halbjahr um rund 10 Prozent. In Russland wird der Rückgang des BIP auf etwa 3,8 Prozent geschätzt.

Insgesamt hält sich in CEE die negative Entwicklung in Russland und der Ukraine mit der soliden Konjunktur in Zentraleuropa und dem Aufschwung in Südosteuropa in etwa die Waage. In einigen Ländern des Balkans war die Entwicklung sogar etwas besser, als die Wirtschaftsforscher noch zu Beginn des letzten Jahres prognostiziert hatten. Kroatiens BIP stieg 2015 erstmals nach einer sechs Jahre andauernden Rezession. Serbien sowie Bosnien und Herzegowina erholten sich etwas schneller als ursprünglich erwartet von der Flutkatastrophe im Jahr 2014. Die südwestlichen Balkanländer (Albanien, Mazedonien und Montenegro) verzeichnen Wachstumsraten, die über dem Durchschnitt der Region lagen, was zum Teil durch große öffentliche Investitionsprojekte unterstützt wird.

In den meisten Kernländern in CEE sind die Geschäftsbedingungen voraussichtlich gut durch solide makroökonomische Rahmenbedingungen unterstützt. Vor allem durch die starken Schwankungen auf den Rohstoffmärkten sind die Wachstumsbedingungen in Russland unsicher und ein baldiger Aufschwung erschwert. Für 2016 erwarten die Wirtschaftsforscher in Österreich eine Ankurbelung der Konjunktur durch die Steuerreform, die mit 1. Jänner 2016 in Kraft trat.

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