Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

aus drei Gründen war 2017, das sechste volle Jahr unseres langfristigen Strategieprogramms „UNIQA 2.0“, ein gutes Jahr für Ihre UNIQA Insurance Group AG:

Erstens haben wir das Fundament unseres Hauses1), also unsere Bilanz und Kapitalposition, weiter gestärkt. Vor allem aufgrund des Verkaufs unserer italienischen Tochtergesellschaften und der damit verbundenen Freisetzung von Kapital hat sich unsere -Quote auf – auch im internationalen Vergleich – starke 250 Prozent erhöht. Unsere nochmals strengere interne Maßeinheit, die ökonomische Kapitalquote , liegt per Ende 2017 mit 210 Prozent ebenfalls deutlich über dem oberen Ende der von uns definierten Zielbandbreite von 190 Prozent. Damit verfügt UNIQA heute über ein Überschusskapital von etwa 700 Millionen Euro. Wir wollen es im Lauf der nächsten Jahre besonnen nutzen, um bei passender Gelegenheit gezielt in nachhaltig profitables Wachstum zu investieren.

1) Das „UNIQA Haus“ steht sinnbildlich für die dritte Phase (2016–2020) des 2011 gestarteten Strategieprogramms „UNIQA 2.0“. Eine Abbildung davon finden Sie im Kapitel Zukunft gestalten: 2016 – 2020 dieses Berichts.

„Wir sind 2017 im Prämienvolumen um 4,9 Prozent gewachsen – und damit nicht nur stärker als erwartet, sondern auch stärker als der Großteil der Versicherungsbranche in Europa.“

Zweitens erzielen wir laufend Fortschritte bei unseren im März 2016 vorgestellten fünf Konzerninitiativen, die den ersten Stock unseres Hauses bilden. Unterstützt durch konjunkturellen Rückenwind, hat sich die Nachfrage nach Versicherungsprodukten in unseren beiden Kernregionen Österreich und CEE gut entwickelt. Dank der Attraktivität der Marke UNIQA profitieren wir davon überdurchschnittlich: Wir sind 2017 im Prämienvolumen um 4,9 Prozent organisch gewachsen – und damit nicht nur stärker als erwartet, sondern auch stärker als der Großteil der Versicherungsbranche in Europa.

  • Die langfristige Profitabilität des Geschäftsfelds Lebensversicherung haben wir im Niedrigzinsumfeld deutlich verbessert, indem wir kapitalintensives Geschäft verkauft (Italien) oder eingestellt haben (Österreich). Wir forcieren nun das Angebot von Produkten, die auf die Absicherung von biometrischen Risiken fokussieren.
  • Das Geschäftsfeld Schaden- und Unfallversicherung haben wir trotz einer überdurchschnittlich hohen Netto-Schadenbelastung strategiegemäß gut weiterentwickelt. 2017 wurde die gesamte Erst- und Rückversicherungswirtschaft von Naturkatastrophen getroffen, bei UNIQA lagen die Schäden um rund 50 Millionen Euro über dem Durchschnitt der Vorjahre. Dennoch konnten wir die auf 97,5 Prozent weiter verbessern – ein ermutigender Zwischenschritt auf unserem Weg zu den angepeilten 95 Prozent im Jahr 2020.
  • Das Geschäftsfeld Krankenversicherung hat sich auf hohem Profitabilitätsniveau gut behauptet. Wir verdienen in der Krankenversicherung eine attraktive Vorsteuermarge von rund 350 Basispunkten auf die versicherungstechnischen Reserven.
  • Die Implementierung von UIP (UNIQA Insurance Platform), unserem komponentenbasierten neuen IT-Kernsystem, bindet die erwartet hohen Kapital- und Humanressourcen. Das Projekt benötigt also viel Aufmerksamkeit und Zeit, kommt aber plangemäß voran: Ab Sommer 2018 soll die Produktion unserer neuen Lebensversicherungsprodukte im Bankvertrieb in Österreich bereits auf der neuen Plattform laufen.
  • Umfangreiche IT-Ressourcen fordert daneben auch die Regulierung unseres Geschäfts: Wir setzen neue, EU-weit geltende Vorschriften, wie die neue Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD oder die EU-Datenschutz-Grundverordnung, heute ebenso sorgfältig um, wie wir uns schon auf das ab 2021 geltende neue Bilanzierungsregulativ 9/17 vorbereiten. Allein dieses Projekt wird uns wahrscheinlich mit mehr als 30 Millionen Euro – und damit noch deutlich mehr als die Einführung von – belasten.
  • Die erwarteten Fortschritte macht schließlich auch die tief greifende Erneuerung aller Geschäftsprozesse in unserem größten Absatzmarkt Österreich unter dem Arbeitstitel TOM (Target Operating Model).

„Die revolutionären Veränderungen in der Versicherungswirtschaft machen unsere Branche zu einer der derzeit weltweit spannendsten.“

Drittens gelingt es uns im zweiten Stock unseres Hauses, wo wir rund um Digitalisierung und Innovation die Zukunft unseres Unternehmens bauen, zunehmend besser, unsere – durch den großen Appetit von UIP ohnehin limitierten – Ressourcen effektiver einzusetzen. Kurzfristig wollen wir das Kundenerlebnis an ausgesuchten relevanten Markenkontaktpunkten deutlich verbessern – nicht nur in der digitalen Customer Experience, sondern auch in der bestehenden, analogen Welt. Langfristig beschäftigen wir uns intensiv mit der Zukunft der vier Ökosysteme Gesundheit, Mobilität, Smart Home sowie Finanz-/Risikomanagement, wo wir über eine eigene Corporate-Venture-Einheit auch in ausgewählte Start-ups investieren. Der besonderen Bedeutung dieses Geschäftsfelds und der damit verbundenen neuen Arbeitsweisen haben wir 2017 auch durch drei personelle Änderungen Rechnung getragen: Alexander Bockelmann verantwortet gruppenweit als Mitglied des Group Executive Board das Thema Digitalisierung und Innovation, Sabine Usaty-Seewald (Kunde und Markt) und Peter Humer (Vertrieb) verstärken den Vorstand von UNIQA Österreich.

Stichwort personelle Veränderungen: Nach der Angelobung von Hartwig Löger, bis Dezember CEO von UNIQA Österreich, als österreichischer Bundesminister für Finanzen hat Kurt Svoboda, CFO / CRO der UNIQA Insurance Group AG, diese Funktion temporär zusätzlich übernommen. Mittelfristig wird er diese Doppelrolle aber nicht beibehalten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte abschließend einerseits unsere Absicht bekräftigen, auch weiterhin jedes Jahr eine höhere Dividende pro Aktie auszuschütten – nicht aus der Substanz des Unternehmens, sondern auf der Basis kontinuierlich wachsender Erträge, unserer äußerst starken Kapitalposition und nachhaltiger Cashflows.

Andererseits danke ich Ihnen im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Ihr Interesse an unserem Unternehmen. Die revolutionären Veränderungen in der Versicherungswirtschaft – Niedrigzinsumfeld, technologische Entwicklungen, Umbruch des Geschäftsmodells, disruptive Wettbewerber und immer rascherer Wandel der Kundenbedürfnisse – machen unsere Branche zu einer der derzeit weltweit spannendsten. Meinen Vorstandskollegen und mir macht es deshalb mehr Freude denn je, für Sie zu arbeiten und hoffentlich einen kleinen Beitrag dafür zu leisten, dass unsere Kunden und auch Sie sicher, besser und länger leben.

Andreas Brandstetter
CEO UNIQA Insurance Group AG

SCR
Bezeichnet die anrechenbaren Eigenmittel (Solvency Capital Requirement), die Versicherungs- oder Rückversicherungsunternehmen zur Bedeckung der Solvenzkapitalanforderung zu halten haben. Sie ist so kalibriert, dass alle quantifizierbaren Risiken (u. a. Marktrisiko, Kreditrisiko, lebensversicherungstechnisches Risiko) verlässlich berücksichtigt sind. Sie deckt sowohl die laufende Geschäftstätigkeit als auch das in den folgenden zwölf Monaten erwartete neue Geschäft ab.
ECR
„Economic Capital Requirement“. Risikokapitalerfordernis, das aus dem Economic Capital Model resultiert.
Combined Ratio
Summe aus den Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb und die Versicherungsleistungen im Verhältnis zur abgegrenzten Prämie jeweils im Eigenbehalt – in der Schaden- und Unfallversicherung.
IFRS
„International Financial Reporting Standards“ (internationale Grundsätze der Finanzberichterstattung). Seit 2002 gilt die Bezeichnung IFRS für das Gesamtkonzept der vom International Accounting Standards Board verabschiedeten Standards. Bereits zuvor verabschiedete Standards werden weiter als International Accounting Standards (IAS) zitiert.
Solvency II
Richtlinie der Europäischen Union zu Publikationspflichten sowie Solvabilitätsvorschriften für die Eigenmittelausstattung von Versicherungsunternehmen.