Brief des CEO

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

in unsicheren Zeiten geben klare Worte die notwendige Orientierung. Nicht immer Sicherheit, aber zumindest Orientierung. Dieser kurze Brief an Sie beinhaltet deshalb zwei einfache Botschaften:

  • Alles, was UNIQA selber in der Hand hat, läuft derzeit nach Plan. Das exzellente Geschäftsjahr 2021, das erste unseres neuen Strategieprogramms „UNIQA 3.0 – Seeding The Future“, ist dafür der Beweis. Aber auch in den ersten Wochen des Jahres 2022 verlief unser Kerngeschäft hervorragend.
  • Alles, was nicht in unserer Hand liegt – die weitreichenden Konsequenzen des verheerenden Angriffskriegs der Russischen Föderation gegen die Ukraine –, versuchen wir bestmöglich zu managen. Der Verlauf des Geschäftsjahres 2022, auf das wir vor wenigen Monaten noch voller Freude und Zuversicht geblickt hatten, ist dadurch naturgemäß mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. In unserer Verantwortung Ihnen gegenüber schmerzt uns diese Aussage, entspricht aber der gebotenen Aufrichtigkeit.

Deutliche Verbesserung des Kerngeschäfts 2021

Wir wachsen – unterstützt durch die erstmalige volle Integration der ehemaligen AXA-Gesellschaften in Polen, Tschechien und der Slowakei – über unseren Erwartungen um 14,2 Prozent. Bei einem Prämienvolumen von 6.358 Millionen Euro verzeichnen wir einen um zwei Prozentpunkte verbesserten Kostensatz von 27,4 Prozent und eine deutlich reduzierte von 93,7 Prozent. Dies trotz der Tatsache, dass sich unsere Zahlungen an Kund:innen für Schäden, die ihnen in Zusammenhang mit Unwettern entstanden sind, auf eine Rekordhöhe von brutto 267 Millionen Euro belaufen und dass auch die Belastung aus Großschäden deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegt. Entlastung hingegen kommt weiterhin vom sogenannten „Basisschaden“, der die ausgezeichnete technische Profitabilität unseres Privatkundengeschäfts widerspiegelt, und von den Beiträgen unserer internationalen Rückversicherungspartner.

Kapitalerträge und Solvenzquote erfreulich

Die Nettoerträge aus Kapitalanlagen von 648 Millionen Euro liegen um 143 Millionen Euro oder 28 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die drei wichtigsten Gründe dafür sind Realisate aus Aktienfonds und festverzinslichen Wertpapieren von knapp 90 Millionen Euro, Zuschreibungen bei UNIQA Ventures von 27 Millionen Euro und höhere Erträge aus unserer Beteiligung am Baukonzern STRABAG SE von 12 Millionen Euro. Die durchschnittliche Rendite aus unseren Neuveranlagungen (insgesamt etwa 1,8 Milliarden Euro) stieg von 2,07 Prozent auf 2,3 Prozent. Unsere regulatorische Kapitalquote nach stieg spürbar von 170 Prozent auf 196 Prozent.

Am Green Deal der Europäischen Union arbeiten wir aktiv und engagiert mit. Nach dem Beitritt zur globalen „Net Zero Asset Owner Alliance“ haben wir uns in Österreich auch für die Aufnahme in die vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) initiierte „Green Finance Alliance“ beworben. Innerhalb unseres Unternehmens gibt es ein spürbar rasch wachsendes persönliches Interesse vieler Kolleg:innen an diesem Thema, wiewohl wir den gesamten Ressourcenbedarf für das Umsetzen aller Ziele noch nicht detailliert genug abschätzen können.

Jahresergebnis 2021 liegt über der Gewinnprognose, Dividende auf Vor-Corona-Niveau

Das Ergebnis vor Steuern beträgt 382 Millionen Euro und liegt damit nochmals deutlich über der im Sommer bereits angehobenen Gewinnprognose von 330 bis 350 Millionen Euro. Das – bei einer Steuerquote von 17 Prozent verbleibende – Jahresnettoergebnis von 315 Millionen Euro erlaubt uns, der Hauptversammlung im Mai eine Dividende vorzuschlagen, die mit 55 Cent pro Aktie an das Vor-Corona-Niveau des Geschäftsjahres 2018 (53 Cent pro Aktie) anknüpft. Die Payout Ratio beträgt 53,5 Prozent und liegt damit innerhalb unserer strategischen Bandbreite von 50–60 Prozent.

Das Geschäftsjahr 2021 war eines der besten unserer Unternehmensgeschichte, vielleicht sogar unser bestes überhaupt. Wir haben uns darüber gefreut und waren stolz.

„Wir blicken auf ein ausnehmend erfolgreiches Jahr 2021 mit einer starken Performance im Kerngeschäft, guten Ergebnissen in der Veranlagung und einer sehr zufriedenstellenden Entwicklung unserer Profitabilität zurück.“

Der Krieg im Osten

Sieben Wochen später war alles anders. Der Angriff der Russischen Föderation auf die benachbarte Ukraine am 24. Februar 2022 verursachte eine humanitäre Katastrophe, die fassungslos macht und angesichts derer wirtschaftliche Konsequenzen verblassen – auch wenn letztere über viele Jahre hinweg noch ihre globalen Spuren hinterlassen werden.

„Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist das absolute Gegenteil dessen, wofür wir stehen: gemeinsam besser leben.“

UNIQA Ukraine ist die zweitgrößte Versicherung des jungen Landes. Mit Begeisterung, Stolz und Disziplin servicieren unsere 850 Kolleg:innen etwa 1,2 Millionen Kund:innen zwischen L´viv im Westen und Charkiv im Osten und erwirtschaften rund 100 Millionen Euro an Prämien. Noch Wochen nach dem Beginn des Kriegs waren wir, soweit technisch möglich, für unsere Kund:innen im Einsatz, registrierten Schadensmeldungen, zahlten Leistungen aus und leisteten rund um die Uhr Hilfe im Rahmen unseres Medizinischen Call Centers.

Wien, im April 2022

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr
Andreas Brandstetter,
im Namen des Vorstandsteams

Combined Ratio
Summe aus den Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb und die Versicherungsleistungen im Verhältnis zur abgegrenzten Prämie jeweils im Eigenbehalt – in der Schaden- und Unfallversicherung.
Solvency II
Richtlinie der Europäischen Union zu Publikationspflichten sowie Solvabilitätsvorschriften für die Eigenmittelausstattung von Versicherungsunternehmen.