5. Impairment-Test 2011


Der Firmenwert (Goodwill) ergibt sich aus Unternehmenszusammenschlüssen oder -erwerbungen. Er stellt die Differenz zwischen den Anschaffungskosten und dem anteiligen und entsprechenden Nettozeitwert identifizierbarer Vermögenswerte, Schulden und bestimmter Eventualverbindlichkeiten dar. Gemäß IAS 36 wird der Goodwill nicht planmäßig abgeschrieben, sondern zu Anschaffungskosten, vermindert um allenfalls aufgelaufene Wertminderungen, ausgewiesen.

Zum Zweck der Werthaltigkeitsprüfung hat die UNIQA Group den Firmenwert in „Cash-Generating Units“ (CGU) zugeordnet. Diese CGU sind die kleinsten identifizierbaren Gruppen von Vermögenswerten, die Mittelzuflüsse erzeugen, die weitestgehend unabhängig von den Mittelzuflüssen anderer Vermögenswerte oder anderer Gruppen von Vermögenswerten sind. Die Überprüfung der Werthaltigkeit impliziert einen Vergleich des aus Verkauf oder Nutzung erzielbaren Betrages jeder CGU mit ihrem Buchwert, bestehend aus Bestands- und Firmenwert und dem anteiligen Nettoaktivvermögen. Übersteigt dieser Buchwert den auf Basis der Ertragswertmethode ermittelten erzielbaren Betrag dieser Einheit, wird eine Wertminderung vorgenommen.

Die UNIQA Group hat den Firmenwert auf folgende CGU aufgeteilt:

  • Albanien/Kosovo/Mazedonien als Teilkonzern (SEE)
  • Bosnien und Herzegowina (SEE)
  • Bulgarien (SEE)
  • Deutschland als Teilkonzern (WE)
  • Italien als Teilkonzern (WE)
  • Kroatien (SEE)
  • Liechtenstein (WE)
  • Montenegro (SEE)
  • Österreich
  • Polen als Teilkonzern (CE)
  • Rumänien (EE)
  • Russland (Russland)
  • Schweiz (WE)
  • Serbien (SEE)
  • Slowakei (CE)
  • Tschechische Republik (CE)
  • Ukraine (EE)
  • Ungarn (CE)

Region

31.12.2011

Angaben in Tausend Euro

Österreich

59.214

Western Europe (WE)

147.513

Central Europe (CE)

37.552

Eastern Europe (EE)

169.101

Southeastern Europe (SEE)

100.331

Russland (Russland)

87

Summe

513.798

Der erzielbare Betrag wird von UNIQA Group unter Anwendung allgemein anerkannter Bewertungsgrundsätze mittels Ertragswertmethode (Discounted Cash Flow – DCF) berechnet. Ausgangspunkt für die Ermittlung des Ertragswerts sind Planungsrechnungen (auf Basis der Detailplanungsphase) der CGU und die Schätzung der von dieser CGU auf lange Sicht erzielbaren nachhaltigen Ergebnisse (ewige Rente).

Der Ertragswert ergibt sich aus der Abzinsung der zukünftigen Ertragsüberschüsse unter Verwendung eines geeigneten Kapitalisierungszinssatzes. Dabei erfolgt eine Trennung der Ertragswerte nach Bilanzsegmenten, die dann in Summe den Unternehmenswert ergeben.

Betriebliche Ertragsteuern wurden mit einem durchschnittlichen Effektivsteuersatz der letzten drei Jahre angesetzt.

Die der Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes zugrunde liegenden Annahmen bezüglich des risikofreien Zinssatzes, der Marktrisikoprämie und des Segment-Betas sind konsistent mit den Parametern, die im UNIQA Planungs- und Controlling-Prozess verwendet werden, und basieren auf dem Capital-Asset-Pricing-Modell.

Um eine möglichst realitätsbezogene und der Volatilität der Märkte entsprechende Abbildung der Wirtschaftssituation und der Finanzkrise in den Ertragswerten zu erhalten, wurde der Kapitalisierungszinssatz wie folgt berechnet:

  • Als Basiszinssatz wurde ein einheitlicher risikofreier Zinssatz nach der Svennson-Methode (Laufzeit 30 Jahre) verwendet.
  • Der Betafaktor wurde auf Basis der Leveraged Betas European + Emerging Markets laut Damodaran angenommen, wobei zwischen Betas für Leben- und Krankenversicherung und Betas für Sachversicherungen unterschieden wurde.
  • Die Marktrisikoprämie wurde auf Basis von Ländern mit AAA-Rating lt. Damodaran angenommen.
  • Die Länderrisikoprämie wurde auf Basis des Länderratings lt. Standard & Poor’s vom Februar 2012 angenommen und die Berechnung wie folgt vorgenommen: Ausgehend vom Rating des jeweiligen Landes wird der Yield Spread von Unternehmensanleihen mit demselben Rating zu risikofreien Staatsanleihen (AAA-Rating) erhoben und um den Volatilitätsunterschied zwischen Aktien- und Anleihenmärkten angepasst. Darüber hinaus wird eine Ratingverbesserung um eine Stufe innerhalb von vier bis fünf Jahren angenommen.

Der Kapitalisierungszinssatz ist nachfolgend für alle CGU aufgelistet:

Cash-Generating Unit

Diskontfaktor

Diskontfaktor Ewige Rente

Angaben in Prozent

Schaden/Unfall

Leben & Kranken

Schaden/Unfall

Leben & Kranken

Quelle: UNIQA

Albanien

13,2

16,4

11,2

14,0

Bosnien und Herzegowina

15,6

19,5

12,1

15,2

Bulgarien

9,2

11,1

7,6

9,3

Deutschland

6,3

7,4

5,3

6,4

Italien

8,2

9,8

6,9

8,3

Kosovo

12,8

15,8

10,1

12,7

Kroatien

10,0

12,2

8,0

9,9

Liechtenstein

6,3

7,4

5,3

6,4

Mazedonien

12,8

15,8

10,1

12,7

Montenegro

12,8

15,8

10,1

12,7

Österreich

6,3

7,4

5,3

6,4

Polen

8,4

10,1

7,1

8,6

Rumänien

11,6

14,2

9,4

11,7

Russland

9,2

11,1

7,6

9,3

Schweiz

6,3

7,4

5,3

6,4

Serbien

12,8

15,8

10,1

12,7

Slowakei

8,2

9,8

6,9

8,3

Tschechische Republik

7,9

9,4

6,6

8,0

Ukraine

13,2

16,4

11,2

14,0

Ungarn

11,6

14,2

9,4

11,7

Im Vorjahr wurden folgende Zinssätze verwendet:

Cash-Generating Unit

Diskontfaktor

Diskontfaktor Ewige Rente

Angaben in Prozent

Schaden/Unfall

Leben & Kranken

Schaden/Unfall

Leben & Kranken

Quelle: UNIQA

Albanien

12,9

15,8

10,4

12,9

Bosnien und Herzegowina

12,9

15,8

10,4

12,9

Bulgarien

8,9

10,6

7,4

9,0

Deutschland

6,8

7,8

5,8

6,8

Italien

8,0

9,4

6,9

8,2

Kosovo

11,1

13,4

8,3

10,1

Kroatien

9,6

11,5

7,7

9,3

Liechtenstein

6,8

7,8

5,8

6,8

Mazedonien

11,1

13,4

8,3

10,1

Montenegro

11,1

13,4

8,3

10,1

Österreich

6,8

7,8

5,8

6,8

Polen

8,5

10,0

7,1

8,5

Rumänien

11,0

13,3

7,9

9,6

Russland

8,9

10,6

7,4

9,0

Schweiz

6,8

7,8

5,8

6,8

Serbien

12,8

15,7

9,7

12,0

Slowakei

8,0

9,4

6,9

8,2

Tschechische Republik

8,2

9,6

6,9

8,2

Ukraine

12,9

15,8

10,4

12,9

Ungarn

9,6

11,5

7,7

9,3

Cashflow-Prognose (Mehrphasenmodell)

Phase 1: Unternehmensplanung fünf Jahre

Die detaillierte Unternehmensplanung umfasst im Allgemeinen einen Zeitraum von fünf Jahren. Die für die Berechnung verwendeten Unternehmenspläne sind das Resultat eines strukturierten und standardisierten Managementdialogs zwischen der UNIQA Zentrale, dem Management-Team von UNIQA International und den operativen Einheiten in Verbindung mit einem in diesen Dialog integrierten Berichts- und Dokumentationsprozess.

Phase 2: Erweiterte Planphase sieben Jahre

Die nicht operativ und strategisch geplanten Phasen der Ertragswertmodelle wurden auf einen siebenjährigen Zeitraum ausgedehnt, um dem Gewicht und Einfluss der ewigen Rente nicht zu hohe Bedeutung zu geben.

Phase 3: Ewige Rente

Die zum Ende der Phase 2 ermittelten Cashflows wurden als Basis für die ewige Rente verwendet und entsprechen damit langfristig erzielbaren nachhaltigen Ergebnissen.

Szenarien

Der Ertragswert der einzelnen CGU ist determiniert durch ein gewichtetes Wahrscheinlichkeitsszenario. Es wurden drei Szenarien berechnet, wobei Szenario 1 den Base Case lt. aktueller und strategischer Planung, Szenario 2 den Best Case in der Erwartungshaltung der Markt- und Unternehmensentwicklung und Szenario 3 den Worst Case abbildet.

Die Szenarien 1 und 2 gehen davon aus, dass die Credit Spreads ab 2015 wieder auf ein durchschnittliches Niveau wie vor der Krise zurückgehen. Die Barwerte der ewigen Rente wurden in Szenario 1 mit einem Wachstumsabschlag von 1 Prozent und in Szenario 2 mit einem Wachstumsabschlag von 2 Prozent kalkuliert. Im dritten Szenario wird davon ausgegangen, dass die Credit Spreads auch in Zukunft auf dem gleichen Niveau bleiben und auch keine Ratingverbesserung gegenüber dem aktuellen Stand eintritt. In der ewigen Rente wurde hier zusätzlich ein Wachstumsabschlag von 1,5 Prozent angenommen, um im negativ orientierten Szenario den Wachstumsrückgang entsprechend zu reflektieren.

Erwartungswert

Der Unternehmenswert wurde aufgrund der Abzinsung der Cashflowprognosen und der individuellen Gewichtung der Eintrittswahrscheinlichkeit der verschiedenen Szenarien aufgrund der Geschäftsentwicklung der einzelnen CGU berechnet.

Unsicherheit und Sensitivität

Zur Ermittlung der Wachstumsraten wurden als Quelle und als Basis diverse Studien und statistische Untersuchungen herangezogen, um die Marktsituation und die makroökonomische Entwicklung konsistent und realistisch abzubilden.

Folgende Studien und Materialien dienten als Bezugsquellen:

  • SwissRe – Versicherungsdichte CEE
  • Raiffeisen Research – Inflationsratenentwicklung
  • Eurostat – BIP-Wachstum, Zinsentwicklung
  • WIIW (Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche) – Kaufkraftparitäten,
    BIP-Wachstum CEE
  • Prof. Damodaran, Stern School, USA – Länderrisiken, Marktbetas, Risikoaufschläge für Diskontfaktoren
  • Thomson Reuters – Geschäftsklimaindex, Mittelosteuropa

Zur Absicherung der Ergebnisse werden Sensitivitätsanalysen in Bezug auf den Kapitalisierungszinssatz und die Hauptwerttreiber durchgeführt.

Dabei zeigt sich, dass die nachhaltige Überdeckung der einzelnen CGU stark von der tatsächlichen Entwicklung dieser Annahmen in den einzelnen Volkswirtschaften (BIP, Versicherungsdichte, Kaufkraftparitäten vor allem in den CEE-Märkten) und der damit zusammenhängenden Umsetzung der einzelnen Ertragsziele abhängig ist. Diese Prognosen und die damit verbundene Einschätzung der zukünftigen Marktsituation sind angesichts der in einzelnen Märkten noch anhaltenden Unsicherheit der größte Einflussfaktor im Zusammenhang mit den Bewertungsergebnissen.

Sämtliche Planergebnisse wurden mit den Wechselkursen per 31. November 2011 umgerechnet.

Für den Fall, dass sich die Erholung aus der Wirtschaftskrise in ihrer Intensität und Dauer als langsamer herausstellt, als in den Businessplänen und den zugrunde liegenden Prognosen angenommen, könnten außerplanmäßige Abschreibungen auf die einzelnen CGU resultieren. Derzeit geben die aktuellen Entwicklungen sowie die vorsichtigen und langsam wachsenden Steigerungseinschätzungen der einzelnen CGU und Märkte (Ausnahme: Rumänien) keinen Anlass, außerplanmäßige Abschreibungen vorzunehmen. Eine knappe Bedeckung wird derzeit in Bulgarien, Kroatien, Montenegro und Albanien erzielt. In Rumänien wurde eine Firmenwertabschreibung von 15 Millionen Euro vorgenommen. Entsprechende Maßnahmen zur Stabilisierung und zum erforderlichen Aufwärtstrend der Unternehmensentwicklung wurden seitens der UNIQA Group bereits eingeleitet.

Nachstehende Tabelle zeigt die BIP-Entwicklung in den relevanten Märkten in einer Historie seit 2009. Für 2011 ergibt sich ein gemischtes Bild, wobei Länder wie Tschechien und die Slowakei bereits eine klare Verlangsamung des Wachstums erfuhren. Auf der anderen Seite konnten sich Länder wie die Ukraine, Bulgarien und Rumänien nach wie vor steigern.

Für 2012 wird generell eine Abschwächung des Wachstums erwartet. Längerfristig kann man jedoch von einem Aufwärtstrend und einer Stabilisierung in den CEE-Märkten ausgehen. Damit ist derzeit nicht mit einem langfristigen Ausfall dieser Kernmärkte für UNIQA zu rechnen.

 

2009

2010

2011e

2012f

2013f

Quelle: Raiffeisen Research Jänner 2012.

Polen

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

1,7

3,8

3,9

2,2

3,3

Ungarn

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–6,8

1,3

1,5

–2,0

1,5

Tschechische Republik

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–4,7

2,7

1,9

–1,2

1,2

Slowakei

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–4,8

4,0

3,3

–0,5

2,5

Slowenien

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–8,0

1,4

0,4

–1,5

1,5

Kroatien

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–6,0

1,2

0,5

–1,0

1,5

Bosnien und Herzegowina

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–2,9

0,7

1,9

0,0

2,0

Serbien

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–3,5

1,0

2,0

1,0

2,0

Bulgarien

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–5,5

0,2

2,0

1,2

2,5

Rumänien

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–6,6

–1,9

2,5

0,5

2,5

Ukraine

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–14,8

4,2

4,7

3,5

4,0

Albanien

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

3,3

3,9

3,0

2,5

3,5

Russland

 

 

 

 

 

Reales BIP (Prozent im Jahresvergleich)

–7,9

4,0

3,8

3,2

4,0

Auch die erwartete globalere Entwicklungskurve der CEE-17-Länder zeigt im Vergleich zu den USA und der EU einen zukunftsbezogen positiven Trend.

Unter Berücksichtigung der diesen Berechnungen zugrunde liegenden Daten- und Statistikquellen und Trendszenarien, wie zum Beispiel BIP-Prognosen per CGU, Entwicklung der Versicherungsdichte per CGU, wurden im Jahr 2011 beim Impairment Test mit Ausnahme von Rumänien keine Unterdeckungen festgestellt.

Die Wirtschaftssituation generell sowie die volkswirtschaftlichen Entwicklungen geben weiter Anlass für ständige Beobachtungen und die Implementierung von Maßnahmen zur Erzielung eines ausgewogenen Mix aus Stabilität, Wachstum und Profitabilität. UNIQA hat mit ihrem laufenden Ergebnisverbesserungsprogramm und mit dem vertrieblichen Fokus auf das profitable Retail Business in Osteuropa die nötigen Schritte dazu bereits im Vorfeld eingeleitet.

Für 2012 sind einige Erweiterungen des Reviewprozesses geplant: Um das zeitnahe Monitoring für einzelne Gesellschaften zu optimieren, wird die regelmäßige Prüfung erweitert. Zusätzlich wird in Zukunft eine zentrale Stelle eingerichtet, um die Entwicklung der einzelnen Märkte aus volkswirtschaftlicher Sicht zu analysieren und um ein konsistentes und einheitliches Modell zur Prognose der Marktentwicklungen zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse dieses Modells werden in Folge sowohl in die Berechnungen der Unternehmenswerte als auch in den regulären Planungsprozess Eingang finden.

© 2012 BY UNIQA GROUP AUSTRIA