Die wirtschaftliche Entwicklung stand im abgelaufenen Jahr im Zeichen der europäischen Verschuldungskrise. Während das 1. Halbjahr noch vom Aufschwung geprägt war, eskalierte die Situation im Sommer 2011, als sich Spekulationen um den Zahlungsausfall Griechenlands häuften. Der politischen Führung Europas und den internationalen Investoren wurde klar, dass weder das erste öffentliche Hilfspaket für Griechenland (110 Milliarden Euro) noch der am EU-Gipfel vom 21. Juli 2011 beschlossene – ursprünglich mit 21 Prozent angesetzte – Schuldenschnitt ausreichten, um das Land langfristig aus der Schuldenkrise zu führen. Zugleich wurden immer härtere Sparpakete und Strukturmaßnahmen notwendig um die Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands zu sichern.
Das zweite Griechenland-Hilfspaket beläuft sich auf 130 Milliarden Euro. Der Schuldenschnitt wurde auf 53,5 Prozent der Nominale der griechischen Anleihen ausgeweitet. Im März 2012 löste der Anleihetausch ein Kreditereignis auf den Märkten für Credit Default Swaps (CDS) aus und die Ausgleichsquote wurde mit 21,5 Prozent festgelegt. Im Laufe des Jahres 2012 erfasste die Krise auch andere Euroländer: Mit Irland und Portugal sind zwei weitere Peripherieländer unter den europäischen Rettungsschirm (EFSF) geschlüpft. Die mittlerweile neu eingesetzten Regierungen in den europäischen Peripherieländern bekennen sich zu Spar- und Reformmaßnahmen. In Italien und Spanien steht darüber hinaus insbesondere die Liberalisierung des Arbeitsmarktes im Vordergrund.
Diese Entwicklungen blieben nicht ohne Folgen für die Konjunktur. Nach heftigen Finanzmarktturbulenzen im August 2011 und dem Einbruch der Stimmungsindikatoren rutschte die Eurozone in eine Rezession. Im 4. Quartal schrumpfte die Wirtschaft mit 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Über das gesamte Jahr expandierte die wirtschaftliche Tätigkeit im Euroraum damit nur um schwache 0,7 Prozent. Österreich entwickelte sich mit einem Wachstum von 1,2 Prozent auf Jahresbasis besser als der Durchschnitt. Während die Kernländer bis in den Herbst noch gute Wachstumsdaten lieferten, verzeichneten einige Peripherieländer dramatische Wohlstandsverluste.
Die US-Wirtschaft blieb hingegen von einer erneuten Rezession verschont. Getragen von einer soliden Investitions- und Konsumnachfrage wuchs das Bruttoinlandsprodukt 2011 um 1,6 Prozent. Die Beschäftigung zeigte insbesondere in der 2. Jahreshälfte eine erfreuliche Entwicklung und die Arbeitslosigkeit ging auf 8,3 Prozent zurück.
Das globale Wachstum wurde wieder von den Schwellenländern getrieben. Die Befürchtungen der Ökonomen über einen Abschwung in China erfüllten sich im Jahr 2011 nicht. Firmen und Haushalte profitierten von einer rückläufigen Inflation, und die Exportnachfrage für chinesische Güter blieb auf hohem Niveau.