Weltwirtschaft, Konjunktur und US-ImmobilienkriseDie vor allem von den globalen Wachstumsmotoren China und Indien getriebene
Expansion der Weltwirtschaft hielt 2007 an. In den USA verlangsamte
sich die Konjunktur im Vergleich zum Vorjahr etwas, in der Eurozone
war das Wachstum hingegen weiterhin sehr robust. Das wirtschaftliche
Klima trübte sich in der zweiten Jahreshälfte infolge der Krise des USImmobilienmarktes
und der Turbulenzen an den Finanz- und Aktienmärkten
ein. Zudem nahm der Inflationsdruck durch den außerordentlich kräftigen
Anstieg der Notierungen für Rohstoffe spürbar zu.
Konjunktur schwächte sich abIm Euroraum blieben 2007 Investitionen und der Konsum die Haupttriebkräfte.
Frühindikatoren wie Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen
ließen
gegen Jahresende indessen eine Abschwächung der konjunkturellen
Dynamik erkennen. Die Stärke des Euro konnte die enorme Verteuerung
des Erdöls und der Rohstoffe nicht kompensieren. Die Inflation überstieg
die von der Europäischen Zentralbank gesetzte Marke von knapp 2%.
Österreichs Wirtschaft blieb 2007 dank des Exportbooms und der regen
Investitionstätigkeit
auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt legte
mit 3,4% etwa so stark zu wie im Jahr vorher. Bei weiter steigender Beschäftigung
ging die Arbeitslosigkeit erneut zurück. Arbeitslosenquote und
Inflationsrate lagen unverändert unter dem EU-Durchschnitt. Versicherungswirtschaft entwickelte sich verhaltenÖsterreichs Versicherungswirtschaft war 2007 weiterhin von geringem
Wachstum
geprägt. Die gesamten Prämieneinnahmen stiegen um 1,9%
auf knapp 16 Mrd. €. Ohne Einmalerläge expandierte die Assekuranz mit
3,0% etwa im gleichen Tempo wie die Gesamtwirtschaft.
Die Krankenversicherung zeigte 2007 mit einem Plus von 3,2% auf
1,5 Mrd. € die kräftigste Dynamik. Die Lebensversicherung entwickelte
sich dagegen schwächer als 2006 und konnte nur um 0,4% auf 7,2 Mrd. €
zulegen: das Ergebnis einer Zunahme der laufenden Prämien um 2,8%
bei einem weiteren Rückgang der Einmalerläge um 6,6%. Die Schadenund
Unfallversicherung entwickelten sich mit einem Prämienanstieg um
3,1% auf 7,2 Mrd. € stärker als 2006. Zugpferde waren die Allgemeine
Haftpflicht, die Haushaltsversicherung und die Rechtsschutzversicherung.
Keine Wachstumsimpulse
gingen aufgrund des verstärkten Wettbewerbs
von der Kfz-Haftpflicht- und -Kaskoversicherung aus. Schwere Turbulenzen an den FinanzmärktenDie internationalen Geld- und Finanzmärkte standen in der zweiten Jahreshälfte
im Zeichen von Turbulenzen und Unsicherheiten. Auslöser war die
Krise auf dem US-Immobilienmarkt. Sie erforderte durch die notwendige
Neubewertung der mit amerikanischen Hypotheken unzureichender
Bonität (Subprime) besicherten Wertpapiere massive Berichtigungen in
den IFRS-Wertansätzen der Bilanzen der Finanzinstitute. Dies führte zu einer
Liquiditätsklemme mit starken Irritationen am Geldmarkt.
Die Notenbanken in den USA und im Euroraum stellten den Geschäftsbanken
kurzfristig Milliardenbeträge zur Verfügung. Die Europäische Zentralbank
verzichtete trotz zunehmenden Inflationsdrucks ferner auf eine bereits signalisierte
Erhöhung der Leitzinsen. Sie beließ den im März und Juni um je
25 Basispunkte heraufgesetzten Mindestrefinanzierungssatz bis Ende 2007
bei 4%. Die US-Notenbank dagegen senkte ihren Leitzins im Oktober und
Dezember um jeweils 25 Basispunkte auf 4,25%. Inverse ZinsstrukturkurveKreditkrise und Leitzinserhöhungen im Euroraum und der Schweiz trieben die
Geldmarktzinsen nach oben. Der 3-Monats-EURIBOR erreichte im Dezember
einen Spitzenwert von 95 Punkten über dem Mindestrefinanzierungssatz der
Europäischen Zentralbank. Der Interbankenmarkt stand bis zum Jahresende
im Zeichen großer Zurückhaltung.
Die Renditen der Staatsanleihen erhöhten sich 2007 in der Eurozone und in
der Schweiz, fielen dagegen in den USA und in Japan. Die Renditekurve der
langfristigen Euro-Anleihen wurde infolge der Finanzkrise invers gegenüber
dem Geldmarkt.
Der Dollar wertete zwischen Juni und Dezember gegenüber Euro und Yen
um rund 10% ab. Die Aufwertung des Euro belastete zwar die preisliche
Wettbewerbsfähigkeit der Produzenten im Euroraum, dämpfte aber die
Verteuerung der in Dollar fakturierten Importe. Weltbörsen trotz Irritationen im PlusDie internationalen Aktienbörsen erlebten nach den Rekordständen zur
Jahresmitte
starke Schwankungen, schlossen zum Jahresultimo dennoch
fast durchwegs mit Kursgewinnen. Der DOW JONES INDUSTRIAL AVERAGE
legte um 6,4% zu. Der für Europa repräsentative DJ EURO STOXX 50
machte
ein Plus von 6,8%. Um 10% kletterte der Osteuropaindex CECE.
Der deutsche Aktienindex DAX schaffte erneut einen zweistelligen Gewinn
von 22,3%. Top-Ergebnisse meldeten der chinesische CSI 300 Index
(+162%), aber auch das Börsebarometer der Ukraine PFTS (+135%) und
Sloweniens (+78%). Wirtschaftliches Klima kühlt 2008 abDas Wachstum der Weltwirtschaft dürfte sich 2008 stärker als erwartet abschwächen.
Konjunkturlokomotiven bleiben China und Indien. Aber auch
die meisten ost- und südosteuropäischen Länder expandieren weiter überdurchschnittlich.
Die Wirtschaft der Eurozone wächst bei zunehmenden
Inflationsrisiken 2008 nur um rund 1,5%.
In Österreich ist mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf
etwa 2% zu rechnen. Impulse gehen wieder von einer leicht schwächeren
Konsumneigung aus. Die Dynamik der Investitionen flaut etwas ab.
Das Beschäftigungsniveau bleibt hoch, aber die Verbraucherpreise steigen
stärker.
Die Versicherungswirtschaft Österreichs wird 2008 mit einem
Prämienwachstum von rund 1,9% in etwa auf dem Niveau des Vorjahres
wachsen. Die Krankenversicherung (+3,1%) und die Schaden- und
Unfallversicherung (+2,6%) sollten trotz des verstärkten Wettbewerbs in
der Kfz- und Industrieversicherung auf einem Aufwärtspfad bleiben. In
der Lebensversicherung wird mit einem um 1% höheren Aufkommen gerechnet:
Während die laufenden Prämien aus heutiger Sicht um 4,6%
steigen sollen, wird im Bereich der Einmalerläge wie in 2007 mit einem
Rückgang um etwa 10% gerechnet. Allmähliche Beruhigung an den FinanzmärktenInsbesondere die langfristigen Renditen auf den europäischen Kapitalmärkten
dürften aufgrund des schwächer werdenden Wachstums fallen.
Die Geldmarktzinsen sollten im Jahresverlauf in der Eurozone und den USA
weiter sinken. Die US-Notenbank dürfte nach den zur Stützung der amerikanischen
Konjunktur im Januar 2008 beschlossenen Leitzinssenkungen um
insgesamt 125 Basispunkte auf 3,0% trotz wachsender Inflationsrisiken im
Jahresverlauf den geldpolitischen Kurs wie auch die Europäische Zentralbank
eher weiter lockern.
Die internationalen Aktienbörsen leiden unter der anhaltenden
Verunsicherung.
Erweisen sich Befürchtungen über eine drastische Abkühlung
der
amerikanischen Konjunktur, einen weiteren Anstieg des Ölpreises und des
Euro-Dollar-Kurses als unbegründet, kann es 2008 in Europa zu einer breiten
Erholung kommen.
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