Vorwort des Vorstandsvorsitzenden


Dr. Konstantin Klien, Vorsitzender des Vorstands (Bild)

Dr. Konstantin Klien
Vorsitzender des Vorstands

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

das Jahr 2010, über das wir mit diesem Geschäftsbericht Rechenschaft ablegen, stand nach fast drei Jahren der schwersten Rezession seit 1945 im Zeichen einer globalen Konjunkturerholung. Dabei bestehen allerdings immer noch erhebliche ökonomische Ungleichgewichte, die dazu führten, dass die Erholungsphase der Weltwirtschaft in den einzelnen Märkten und Wirtschaftsregionen durchaus divergierend verlief. Österreich konnte hier von der Konjunkturlokomotive Deutschland und dem starken Exportwachstum profitieren und ein vergleichsweise starkes Wirtschaftswachstum verzeichnen. Ähnliches gilt für die meisten Staaten Zentral- und Osteuropas, die ebenfalls gestützt von einer starken Exportnachfrage eine deutliche Verbesserung des wirtschaftlichen Umfeldes verzeichnen konnten.

Allerdings bestehen für das wirtschaftliche Erholungsszenario immer noch erhebliche Unsicherheitsfaktoren. Zum einen ist dies die in vielen Ländern immer noch schwache Inlandsnachfrage, eine der wesentlichsten Voraussetzungen für ein selbst tragendes Wachstum. Zum anderen belasten die fiskalpolitischen Maßnahmen zur Belebung des Wirtschaftswachstums die öffentlichen Haushalte in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Die Unsicherheit über deren Fähigkeit, die Budgetdefizite wieder deutlich abzubauen – dies gilt insbesondere für die Staaten an der Peripherie der Eurozone –, birgt immer noch erhebliche Risiken, besonders für den Finanzsektor und die Kapitalmärkte.

Die UNIQA Gruppe konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit vor Steuern von rund 153 Mio. € eine deutliche Ertragssteigerung verzeichnen. Wichtigste Basis dafür war ein erfreuliches Wachstum in nahezu allen Märkten und Geschäftssegmenten. Mit einem Anstieg der verrechneten Prämien um 8,4% konnten wir erstmals ein Prämienvolumen von über 6 Mrd. € erreichen. Hier ist die Lebensversicherung herauszustreichen, die insbesondere aufgrund der sehr erfolgreichen Kooperation mit der Veneto Banca in Italien und einer weiterhin starken Entwicklung in Zentral- und Osteuropa gegenüber dem Vorjahr um knapp mehr als 13% zulegen konnte. Mit einen Wachstum des Prämienvolumens in der Schaden- und Unfallversicherung von 5,9% und in der Krankenversicherung um 3,5% konnten wir aber auch in den beiden anderen Geschäftssegmenten ein deutlich über dem Marktschnitt liegendes Wachstum erreichen. Diese Entwicklung unterstreicht einmal mehr die gute Positionierung von UNIQA in unseren Kernmärkten.

Zur positiven Ergebnisentwicklung trug weiters die stabile Entwicklung der Kapitalanlageergebnisse mit einer Steigerung der Nettoerträge um 17,3% auf 841 Mio. € bei. Gedämpft wurde das Jahresergebnis 2010 hingegen durch eine massive Steigerung der Schadenbelastung durch Naturereignisse, insbesondere in Deutschland, Polen und anderen Märkten Zentral- und Osteuropas. Hier ist in den letzten Jahren generell eine Zunahme in Form einer Vielzahl kleinerer Schadenereignisse festzustellen, die letztlich zu einer Anpassung des Prämienniveaus an die sich verändernde Risikosituation führen muss.

Die insgesamt deutliche Verbesserung des Geschäftsergebnisses erlaubt uns, der Hauptversammlung entsprechend der von uns verfolgten nachhaltigen Dividendenpolitik wiederum eine Dividende von 40 Cent je Aktie vorzuschlagen.

Im Bereich der gesetzlichen Rahmenbedingungen stellen die neuen Eigenmittelvorschriften Solvency II eine besondere Herausforderung für die gesamte europäische Versicherungswirtschaft dar. Neben der erheblichen Kostenbelastung, die mit der Einführung der neuen Regeln verbunden ist, gilt es bis zum Inkrafttreten des neuen Systems am 1. Jänner 2013 noch eine Reihe von Schwächen bei den Parametern und Detailvorschriften zu beseitigen. Die Versicherungswirtschaft hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie globale Krisen auch unter den bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen erfolgreich bestehen kann. Die derzeit vorliegenden Regelungen von Solvency II erscheinen in einigen Bereichen unadäquat und überschießend und stellen das erfolgreiche Geschäftsmodell der europäischen Versicherungswirtschaft in wesentlichen Teilbereichen – insbesondere in der klassischen Lebensversicherung – in Frage. Unser Engagement und unser Bestreben muss daher nun darauf gerichtet sein, gemeinsam mit den involvierten europäischen Institutionen den noch erforderlichen Feinschliff für ein erfolgreiches Solvenzmodell zu schaffen.

Das Jahr 2010 war mit vielen Herausforderungen verbunden. Diesen haben wir uns mit hohem Engagement und großer Kreativität gestellt und damit die Voraussetzungen für das gute Ergebnis geschaffen. Dafür danken wir allen unseren MitarbeiterInnen und Partnern.

Abschließend danke ich Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr Vertrauen in unser Unternehmen. UNIQA ist für die kommenden Herausforderungen bestens gerüstet, und ich bin überzeugt, dass mein Nachfolger Dr. Andreas Brandstetter den Weg von UNIQA als europäischer Versicherer mit österreichischen Wurzeln erfolgreich fortführen wird.

Wien, im April 2011

Dr. Konstantin Klien

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