3.1. Niedrigzins
Seit dem Jahr 2009 ist ein kontinuierlicher Rückgang der Zinskurve zu beobachten. Dieser Effekt hat sich besonders stark auf die Lebensversicherung ausgewirkt.
Abhängig von der Veranlagungsstrategie können die anhaltend niedrigen Zinsen dazu führen, dass die erwirtschafteten Erträge nicht ausreichend sind, um die Garantien der Versicherungsnehmer zu finanzieren.
Als riskomindernde Maßnahmen sind hier die Neuausrichtung der Lebensstrategie sowie die stringente Umsetzung eines ALM-Ansatzes besonders hervorzuheben.
UNIQA 2.0 Lebensversicherungsstrategie
In den Jahren 2011 und 2012 wurde im Rahmen eines Projekts zur „Wertorientierten Steuerung der UNIQA Group“ ein Strategieprogramm dafür entwickelt, wie das Geschäftsmodell der Lebensversicherung auch in Zukunft nachhaltig gewährleistet werden kann. Basierend auf Analysen, in deren Fokus aufgrund des hohen Anteils am Marktrisiko die klassische Lebensversicherung in Österreich stand, wurde eine Reihe von Arbeitspaketen zur Verbesserung der Risiko- und Ertragslage beschlossen:
3.2. Europäische Staatsschuldenkrise und Eurostabilität
Das größte systemische Risiko war in der ersten Jahreshälfte 2012 die potenzielle Ausweitung der europäischen Staatsschuldenkrise zu einer Währungskrise (Krise der Europäischen Währungsunion). Infolge des Schuldenschnitts und der Neuwahlen im Juni 2012 in Griechenland stand zunehmend der Austritt eines Eurolandes aus der Europäischen Währungsunion (EWU) im Raum. Aufgrund ökonomischer Ansteckungseffekte wäre eine Kettenreaktion von Austritten weiterer Länder an der Euro-Peripherie aus dem Währungsraum in diesem Extremszenario nicht mehr auszuschließen gewesen. Im Worst Case hätten zum Teil massive Abwertungseffekte gegenüber einem Kerneuro (und Österreich als Mitglied einer Kernunion) und serielle Zahlungsausfälle in den Austrittsländern daraus resultieren können.
Dem Risiko potenzieller Zahlungsausfälle wurde in der UNIQA Group bereits im ersten Quartal 2012 durch entsprechende Reduktion von Risikobeständen vorgesorgt. Österreich wäre als traditionelles Hartwährungsland Mitglied des Kerneuros. Eine gewisse Abfederung der Effekte für die Versicherungsgruppe wäre in den jeweiligen Ländern mit der aktiv- als auch passivseitigen Umstellung der Bilanzen in neue Währungen (z.B. Italien) einhergegangen.
Die politischen Anstrengungen zur langfristigen Stabilisierung der Eurozone und zur Wiederherstellung einer wirtschaftlichen Konvergenz unter den Eurostaaten waren im Verlauf des Jahres 2012 relativ groß. Im März 2012 wurde der Europäische Fiskalpakt unterzeichnet, der langfristig die Schuldentragfähigkeit der Länder garantieren soll. In der zweiten Jahreshälfte trat der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) in Kraft. Zum Präzedenzfall für ein direktes Bankenhilfspaket des ESM wurde im Juli die Rekapitalisierung des spanischen Bankensektors mit einem genehmigten Kreditrahmen von 100 Mrd. EUR. Im Dezember verständigten sich die EU-Finanzminister auf die Einrichtung eines einheitlichen Aufsichtsmechanismus für europäische Banken. Eine deutliche Entspannung und Zeit für weitere Strukturreformen in den Mitgliedsländern brachte Mitte des Jahres die Entscheidung der Europäischen Zentralbank sich im Bedarfsfall mit einem unlimitierten Anleihekaufprogramm (OMT) als „Lender of Last Resort“ hinter die Euroländer zu stellen.
Trotz der intensiven Bemühungen auf politischer Ebene bzw. der Zentralbanken bestehen weiterhin erhebliche Risiken verbunden mit der Bewältigung der Schuldenkrise. Ereignisse wie beispielsweise der Ausgang der Parlamentswahlen in Italien oder Deutschland stellen große Unsicherheiten in Bezug auf die weitere Entwicklung der Eurozone bzw. der Peripheriestaaten dar.
3.3. Update: Solvency II
Die Einführung von Solvency II verzögert sich weiter. Der geplante Inkrafttretungstermin wurde im September 2012 durch eine Quick-Fix-Richtlinie auf den 1. Jänner 2014 verschoben. Es ist jedoch aus heutiger Sicht bereits damit zu rechnen, dass dieser Termin auch nicht halten wird. Wesentliche Voraussetzung für das Inkrafttreten ist der Abschluss des Long-Term-Guarantee Assessments, das als Voraussetzung für die Verabschiedung der Omnibus-2-Richtlinie durchzuführen ist. Durch diese Studie sollen die Auswirkungen der Bewertungsannahmen für langfristige Garantien auf die Solvabilität von Versicherungsunternehmen festgestellt werden, insbesondere wie sich die Adjustierung der Zinskurve, die zur Diskontierung der versicherungstechnischen Rückstellungen verwendet wird, auswirkt.
Zurzeit prüft die EIOPA (European Insurance and Occupational Pensions Authorities) die Einführung eines sogenannten „Phasing-In“, bei dem Teilelemente von Solvency II vorzeitig in Kraft treten sollen. Die zur Diskussion stehenden Elemente sind die
- Risikomanagement – Governance-Themen und Risikomanagementprozessthemen
- ORSA (Own Risk and Solvency Assessment) und
- Teile des Solvency II - Berichtswesens
Trotz der eingetretenen Verzögerungen setzt die UNIQA Group alle initiierten Projekte mit uneingeschränkter Intensität fort, da es die Überzeugung des Managements ist, dass die implementierten Prozesse und Werkzeuge und die adaptierten Konzernsteuerungsprozesse (ORSA) wesentlich zur Umsetzung der UNIQA-2.0-Strategie beitragen.