Wirtschaftliches Umfeld


Im Jahr 2014 blieben die gesamtwirtschaftlichen Impulse für die Versicherungswirtschaft verhalten. Es kam zwar zu keiner erneuten Rezession, dennoch blieb die wirtschaftliche Erholung des Euroraums zaghaft und die Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit 0,9 Prozent hinter den Erwartungen der Wirtschaftsforscher. Der private Konsum erholt sich nur langsam und Unternehmensinvestitionen waren in vielen Ländern der Eurozone zu gering, um signifikante Impulse für Wachstum und Beschäftigung zu setzen. Die geldpolitische Lockerung und die historisch niedrigen Realzinsen führten noch nicht zur erhofften Ankurbelung der Nachfrage. Zudem ist die Entwicklung der verfügbaren Einkommen in vielen Ländern Europas eher stagnierend. Diese Faktoren trugen auch dazu bei, dass das Wirtschaftswachstum 2014 in Österreich mit 0,3 Prozent etwas hinter den Durchschnitt im Euroraum zurückfiel. Österreichs Haushalte reagierten mit einer geringeren Sparneigung und die Sparquote fiel im 1. Halbjahr mit 7,4 Prozent hinter den langjährigen Durchschnitt zurück. Italiens Wirtschaft blieb im Jahr 2014 mit einer leichten Rezession ebenfalls unter den Erwartungen.

Die hohen Arbeitslosenraten zeichnen nach wie vor ein Bild geringer Auslastung der verfügbaren wirtschaftlichen Kapazitäten. Allerdings fand zuletzt eine leichte Entspannung auf den Arbeitsmärkten statt und die Arbeitslosenrate sank im Euroraum zu Jahresende auf 11,5 Prozent. In Österreich lag die Arbeitslosenquote 2014 nach der Berechnung des Eurostat bei 5 Prozent und in Italien bei 12,9 Prozent.

Die Renditen festverzinslicher Wertpapiere von Eurozone-Emittenten haben im vergangenen Jahr erneute Tiefststände erreicht. Die Effektivverzinsung von deutschen Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren sank zu Jahresbeginn 2015 auf unter 0,4 Prozent. Die Kompression der Zinsen und Risikoaufschläge zog sich nahezu durch das gesamte Veranlagungsspektrum. Auch europäische Unternehmensanleihen und Pfandbriefe waren davon betroffen. Gegen Ende des Jahres erreichte eine deflationäre Preisentwicklung die Eurozone und im Februar 2015 lag die Inflationsrate bei minus 0,3 Prozent. Die Europäische Zentralbank setzte ihren Kurs der geldpolitischen Lockerung fort. Der Leitzinssatz steht nahe null und der Einlagensatz der EZB bei minus 0,2 Prozent. Darüber hinaus begann die EZB mit großvolumigen, unbefristeten Anleihekäufen („Quantitative Easing“). Infolge der langsamen Erholung des Euroraums, der niedrigen Inflation und dieses großen, geldpolitischen Impulses ist damit zu rechnen, dass die Zinsen allgemein noch für eine längere Periode auf sehr tiefen Niveaus bleiben.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Zentral- und Osteuropa stellen sich in zunehmendem Ausmaß heterogen dar. Zentraleuropa (Polen, Slowakei, Tschechische Republik und Ungarn) gehört zu den stabileren Regionen. Der Aufschwung der Inlandsnachfrage sorgt für Rückenwind, die Arbeitsmärkte verbessern sich und niedrige Inflationsraten und Zinsen unterstützen die Wirtschaft. Das reale Wirtschaftswachstum betrug in Polen, der Slowakei, der Tschechischen Republik und in Ungarn im Schnitt rund 3 Prozent.

Im Jahr 2014 hat sich die Abkühlung der russischen Wirtschaft intensiviert und das reale BIP stieg nur noch um 0,6 Prozent. Ein rapider Verfall des Ölpreises, die internationalen Wirtschaftssanktionen und eine restriktivere Geldpolitik der russischen Notenbank verschärften den Abschwung und könnten in Russland zu einer Rezession führen. In der Ukraine wurde der Einbruch der Wirtschaft in hohem Ausmaß durch den ungelösten und zunehmend militärisch ausgetragenen Konflikt in der Ostukraine verursacht. Auch nach der Vereinbarung eines Bereitschaftsabkommens mit dem Internationalen Währungsfonds (IMF) und Finanzhilfe durch die Europäische Union im vergangenen Jahr bleibt das Land weiterhin von internationaler Finanzhilfe abhängig. Die angespannte wirtschaftliche Situation löste auf den Währungsmärkten eine drastische Korrektur aus. Sowohl der russische Rubel als auch die ukrainische Hrywnja verloren im Laufe des Jahres 2014 mehr als 50 Prozent ihres Werts gegenüber dem Euro.

In den Ländern Südosteuropas vollzieht sich der wirtschaftliche Transformationsprozess mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Rumänien holte im letzten Jahr aus konjunktureller Sicht mit einem realen BIP-Wachstum von 3 Prozent weiter auf. Bulgariens Wirtschaft überwindet langsam die Stagnation der letzten Jahre. Kroatien konnte die Vorteile durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union noch nicht voll ausnutzen. Das Land hat die Konsequenzen einer mehrjährigen Rezession zu tragen und wird auch 2015 über ein stagnierendes Umfeld kaum hinauskommen. Das Jahr 2014 war in Serbien sowie Bosnien und Herzegowina durch die Flutkatastrophe im Mai überschattet. Die Folgen der Unwetter werden voraussichtlich sukzessive überwunden und Investitionen in den Wiederaufbau könnten einen kleinen konjunkturellen Impuls geben. Die südwestlichen Balkanländer (Albanien, Kosovo, Mazedonien und Montenegro) verzeichneten zuletzt ein über dem Durchschnitt der Region liegendes Wirtschaftswachstum.

Insgesamt erfolgt der Konvergenzprozess der Länder in Zentral- und Osteuropa mit geringerem Tempo als von den Wirtschaftsforschern sowohl nach der Finanzkrise 2008/09 als auch nach der Eurokrise 2011/12 prognostiziert. Voraussichtlich bleiben der Konfliktherd in der Ostukraine und die geopolitisch und wirtschaftlich angespannte Situation in der Ukraine und in Russland Faktoren, die auch 2015 ihren Schatten auf die europäische Wirtschaft werfen werden. Für die Eurozone werden positive Auswirkungen auf die Konjunktur durch einen nunmehr geringen Ölpreis am Weltmarkt, durch die Abwertung des Euro gegenüber den Währungen wichtiger Handelspartner und zum Teil durch die quantitative, geldpolitische Lockerung der EZB erwartet.

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