7.5. Risikoprofil


Das Risikoprofil von UNIQA ist sehr stark von den Lebens- und Krankenversicherungsbeständen der UNIQA Österreich Versicherungen AG und der Raiffeisen Versicherung AG beeinflusst. Durch diesen Umstand nimmt das Marktrisiko im Risikoprofil von UNIQA die zentrale Rolle ein. Die Zusammensetzung des Marktrisikos ist im Kapitel „Marktrisiko“ dargestellt.

Die Tochtergesellschaften in Zentraleuropa (CE = Ungarn, Tschechische Republik, Slowakei und Polen) betreiben das Versicherungsgeschäft im Schaden- und Unfallbereich sowie im Lebens- und Krankenversicherungsbereich.

In den Regionen Südosteuropa (SEE) und Osteuropa (EE) überwiegt zurzeit noch das Versicherungsgeschäft im Schaden- und Unfallbereich und hier speziell im Kfz-Segment.

Dieser Umstand ist für UNIQA insofern von Bedeutung, als damit ein hohes Diversifikationselement zu dem von den österreichischen Gesellschaften dominierten Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft geschaffen wird.

Die risikospezifischen Besonderheiten der Regionen manifestieren sich auch in den durch den internen Bewertungsansatz ermittelten Risikoprofilen.

In der UNIQA Group werden nach jeder Rechnung für die Lebens-, Nichtlebens- und Kompositversicherer von UNIQA Referenzprofile erstellt und mit dem Risikoprofil der jeweiligen Gesellschaften verglichen. Aus den Referenzprofilen folgt, dass für die Kompositversicherer das Verhältnis zwischen markt- und versicherungstechnischem Risiko ausgeglichen ist. Zusätzlich kann bei den Kompositversicherern der höchste Diversifikationseffekt erzielt werden.

Marktrisiko

Das Marktrisiko setzt sich in Anlehnung an die in der Solvency II-Standardformel definierten Kategorien aus Zins-, Spread-, Aktien-, Immobilien-, Währungs- und Liquiditätsrisiko zusammen. Insbesondere in der Lebensversicherung ist das Marktrisiko stark vom Zinsänderungsrisiko geprägt, das durch unterschiedliche Fristigkeiten zwischen Aktiv- und Passivseite entsteht. Abgesehen davon wird das Marktrisiko und dessen Zusammensetzung in erheblichem Ausmaß von der Aktivseite und deren Allokation in die verschiedenen Anlageklassen beeinflusst.

Asset Allocation

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

Verzinsliche Wertpapiere

19.557.462

19.281.012

Aktien

374.323

280.652

Alternative Investments

38.263

41.087

Beteiligungen

813.192

830.185

Darlehen

59.136

119.946

Immobilien

1.623.425

1.702.738

Liquidität

1.829.284

1.359.072

Summe

24.295.085

23.614.692

Marktrisikokategorien

Zinsrisiko

Zinsrisiko besteht für alle aktiv- und passivseitigen Bilanzposten, deren Wert in Abhängigkeit von Änderungen der risikofreien Zinskurven oder deren Volatilitäten schwankt. Aufgrund der Veranlagungsstruktur und des hohen Anteils an zinstragenden Wertpapieren in der Asset Allocation ist das Zinsrisiko ein wesentlicher Bestandteil des Marktrisikos. Durch die im Jahr 2012 implementierte ALM-basierte Veranlagungsstragegie konnte in den letzten Jahren jedoch eine strukurelle Reduktion des Zinsrisikos erzielt werden.

Die folgende Tabelle zeigt die Struktur der Restlaufzeiten der verzinslichen Wertpapiere sowie der als Ausleihungen reklassifizierten Anleihen. Der Durchschnittskupon der verzinslichen Wertpapiere beträgt 3,0 Prozent.

Exposure nach Laufzeiten

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

Bis zu 1 Jahr

1.095.058

1.315.407

Mehr als 1 Jahr bis zu 3 Jahren

3.282.360

2.874.526

Mehr als 3 Jahre bis zu 5 Jahren

2.845.054

2.681.542

Mehr als 5 Jahre bis zu 7 Jahren

3.472.911

3.388.525

Mehr als 7 Jahre bis zu 10 Jahren

2.954.254

3.209.569

Mehr als 10 Jahre bis zu 15 Jahren

2.436.602

2.553.315

Mehr als 15 Jahre

3.273.532

3.073.726

Summe

19.359.770

19.096.609

Im Vergleich dazu wird in der nachfolgenden Tabelle die Deckungsrückstellung vor Rückversicherung in der Kranken- und Lebensversicherung sowie in der Nichtlebensversicherung die Bruttorückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle auf Jahresbänder aufgeteilt. In der Kranken- und Lebensversicherung erfolgte die Aufteilung anhand der erwarteten Cashflows aus dem ALM-Prozess.

IFRS-Reserve nach erwarteten Fälligkeiten

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

Bis zu 1 Jahr

1.276.255

2.463.429

Mehr als 1 Jahr bis zu 3 Jahren

3.071.023

3.311.039

Mehr als 3 Jahre bis zu 5 Jahren

1.914.474

1.931.252

Mehr als 5 Jahre bis zu 7 Jahren

1.414.351

1.339.805

Mehr als 7 Jahre bis zu 10 Jahren

2.039.901

1.829.623

Mehr als 10 Jahre bis zu 15 Jahren

2.780.886

2.459.163

Mehr als 15 Jahre

6.497.525

5.666.888

Summe

18.994.414

19.001.199

Spreadrisiko

Aufgrund des dominanten Anteils von verzinslichen Wertpapieren in der Asset Allocation stellt das Spreadrisiko den größten Anteil am ECR-Marktrisiko dar. Spreadrisiko bezeichnet das Risiko von Preisveränderungen aktiv- und passivseitiger Bilanzposten aufgrund von Veränderungen der Kreditrisikoaufschläge oder deren Volatilität. Für verzinsliche Wertpapiere steigt dieses auf Basis der Solvency II-Standardformel in Abhängigkeit von Rating und Duration. Bei der Veranlagung von Wertpapieren wird – unter Abwägung der Ertragschancen und Risiken – in Titeln unterschiedlichster Bonität (Rating) investiert. Auf der Aktivseite der Bilanz stellen die ausgewiesenen Buchwerte gleichzeitig das maximale Bonitäts- und Ausfallsrisiko dar.

Die Kreditqualität von Finanzinstrumenten, die weder überfällig noch wertberichtigt sind, wird nachfolgend unter Bezugnahme auf externe Bonitätsratings (insofern solche verfügbar sind) oder auf historische Erfahrungswerte über Ausfallquoten der jeweiligen Geschäftspartner dargestellt.

Exposure nach Ratings

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

AAA

4.801.934

4.964.965

AA

4.190.494

3.986.746

A

3.816.635

4.130.316

BBB

4.186.371

3.648.213

BB

1.219.575

1.394.028

B

687.580

363.890

<=CCC

102.039

158.390

Nicht geratet

355.142

450.061

Summe

19.359.770

19.096.609

Immobilienrisiko

Im Einklang mit ihrer bedeutenden Rolle in der Asset Allocation sind Immobilien und das mit einem Immobilienpreisverfall verbundene Risiko für den zweitgrößten ECR-Marktrisikoanteil verantwortlich.

Aktienrisiko

Aktienrisiko ergibt sich aus Wertänderungen von Aktien und aktienähnlichen Anlagen aufgrund von Schwankungen der internationalen Aktienmärkte. Die effektive Aktienquote wird über den Einsatz derivativer Finanzinstrumente zu Absicherungszwecken gesteuert. Das aus Aktienveranlagungen und Beteiligungen resultierende Aktienrisiko von UNIQA wurde im Zuge der Implementierung einer ALM-basierten Veranlagungsstrategie in den letzten Jahren reduziert und spielt in der Zusammensetzung des ECR-Marktrisikos nur mehr eine untergeordnete Rolle.

Währungsrisiko

Währungsrisiko entsteht durch Wechselkursschwankungen und deren Volatilität. Aufgrund des internationalen Versicherungsgeschäfts veranlagt UNIQA in Wertpapieren unterschiedlicher Währungen und folgt dabei dem Prinzip, eine währungskongruente Bedeckung der durch die Produkte entstandenen Verbindlichkeiten herzustellen. Trotz des Einsatzes derivativer Finanzinstrumente zu Absicherungszwecken korrespondieren die Fremdwährungsrisiken der Kapitalanlagen nicht immer mit den Währungsrisiken der versicherungstechnischen Rückstellungen und Verbindlichkeiten. Den größten Risikobeitrag verursachen Veranlagungen in US-Dollar. Die folgende Tabelle zeigt einen Aufriss der Aktiva und Passiva nach Währungen.

Währungsrisiko

31.12.2015

Angaben in Tausend Euro

Aktiva

Rückstellungen und Verbindlichkeiten

EUR

2.919.014

27.369.980

USD

807.472

48.595

CZK

518.265

433.386

HUF

399.072

493.462

PLN

927.607

816.640

RON

258.289

189.655

Sonstige

977.508

551.798

Summe

33.078.355

29.903.515

Währungsrisiko

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

Aktiva

Rückstellungen und Verbindlichkeiten

EUR

29.492.947

27.734.138

USD

960.329

50.569

CZK

450.157

411.716

HUF

463.492

434.998

PLN

906.474

804.231

RON

183.090

121.490

Sonstige

581.380

378.291

Summe

33.037.868

29.935.434

Liquiditätsrisiko

Da UNIQA tägliche Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen hat, erfolgt eine genaue Liquiditätsplanung für den Zeitraum von einem Jahr. Eine auf Vorstandsebene definierte Liquiditätsbestandsuntergrenze steht als Barmittelreserve auf täglicher Basis zur Verfügung.

Darüber hinaus ist ein Großteil des Wertpapierbestands auf liquiden Märkten börsennotiert und im Fall von Liquiditätsbelastungen kurzfristig und ohne signifikante Liquiditätsabschläge veräußerbar. Bei der Wahl der vertraglichen Restlaufzeiten in der Veranlagung festverzinslicher Wertpapiere wird auf die im jeweiligen Geschäftssegment bestehenden vertraglichen Restlaufzeiten Rücksicht genommen.

Für Private-Equity-Veranlagungen bestehen noch Restzahlungsverpflichtungen in Höhe von 1,1 Millionen Euro.

Sensitivitäten

Das Markt- und Kreditrisikomanagement ist als fester Bestandteil in den strukturierten Kapitalanlageprozess eingebunden. Als Kennzahlen werden neben den etablierten Markt- und Kreditrisikomodellen (MCEV, SCR, ECR u.ä.) insbesondere Stresstests und Sensitivitätsanalysen eingesetzt, um das Risiko in der Kapitalveranlagung zu messen, zu beobachten und aktiv zu steuern.

Im Folgenden werden die wichtigsten Marktrisiken in Form von Sensitivitätskennzahlen dargestellt. Bei diesen Angaben handelt es sich um eine Stichtagsbetrachtung, die lediglich einen Anhaltspunkt für zukünftige Veränderungen des beizulegenden Zeitwerts darstellen soll. In Abhängigkeit vom anzuwendenden Bewertungsprinzip können etwaige zukünftige Verluste aus der Bewertung zum beizulegenden Zeitwert zu unterschiedlichen Schwankungen im Periodenergebnis oder im sonstigen Ergebnis führen. Die Kennzahlen werden auf Basis finanzmathematischer Grundlagen theoretisch berechnet und berücksichtigen keine Diversifikationseffekte zwischen den einzelnen Marktrisiken bzw. gegensteuernde Maßnahmen, die in verschiedenen Marktszenarien getroffen werden.

Die Sensitivitäten werden ermittelt, indem jedes Szenario für jede einzelne Position durchgespielt wird, wobei alle anderen Parameter jeweils konstant gehalten werden.

Sensitivitäten

 

 

 

 

Zinsänderungsrisiko

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

+100
Basispunkte

–100
Basispunkte

+100
Basispunkte

–100
Basispunkte

High Grade

–988.515

869.960

–960.306

813.246

Corporates

–154.464

83.429

–159.784

86.179

Sonstige

–7.595

2.819

–26.440

16.721

Summe

–1.150.574

956.209

–1.146.530

916.146

Spreadrisiko

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

+

+

AAA (0 Basispunkte)

0

0

0

0

AA (25 Basispunkte)

–89.821

93.118

–90.756

89.770

A (50 Basispunkte)

–94.086

98.434

–106.631

87.171

BBB (75 Basispunkte)

–174.260

189.813

–152.255

116.279

BB (100 Basispunkte)

–44.242

47.749

–40.909

19.747

B (125 Basispunkte)

–76.073

108.363

–11.567

7.480

<=CCC (150 Basispunkte)

–14.780

22.192

–28.209

8.239

NR (100 Basispunkte)

–15.278

18.948

–14.539

11.371

Summe

–508.539

578.617

–444.866

340.058

Aktienrisiko

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

30 %

–30 %

30 %

–30 %

Summe

419.822

–234.195

206.603

–134.989

Währungsrisiko

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

10 %

–10 %

10 %

–10 %

USD

47.582

–42.443

30.688

–28.308

HUF

21.702

–21.702

19.016

–19.042

RON

15.257

–15.257

14.314

–14.337

CZK

35.668

–35.668

30.455

–30.512

PLN

42.658

–42.658

40.800

–40.877

Sonstige

50.161

–49.057

39.624

–37.819

Summe

213.027

–206.784

174.897

–170.896

Auswirkungen von Änderungen des beizulegenden Zeitwerts auf das Periodenergebnis und auf das Eigenkapital.

2015

Zinsschock
(+100 bp)

Zinsschock
(-100 bp)

Spreadschock
(Spread­anstieg)

Spreadschock
(Spread­rückgang)

Aktien­schock
(+30 %)

Aktien­schock
(-30 %)

Währungs­schock*
(+10 %)

Währungs­schock*
(-10 %)

Angaben in Tausend Euro

*

Marktwertveränderungen ohne bilanzielle Auswirkung inkludieren im Fall des Zins- und Spreadrisikos reklassifizierte Anleihen und im Fall des Währungsrisikos Immobilien.

GuV

608

3.446

–11.604

13.770

211.893

–83.817

181.010

–174.766

Eigenkapital

–1.137.239

942.548

–486.372

553.414

207.929

150.378

8.855

–8.855

Summe

–1.136.631

945.994

–497.976

567.185

419.822

–234.195

189.865

–183.622

2014

Zinsschock
(+100 bp)

Zinsschock
(-100 bp)

Spreadschock
(Spread­anstieg)

Spreadschock
(Spread­rückgang)

Aktien­schock
(+30 %)

Aktien­schock
(-30 %)

Währungs­schock*
(+10 %)

Währungs­schock*
(-10 %)

Angaben in Tausend Euro

*

Währungsschock aus Immobilien in Höhe von 16,5 Millionen Euro (+10 %) und 16,5 Millionen Euro (-10 %) wird weder in GuV noch in Eigenkapital schlagend, da Immobilien zu Buchwerten bilanziert werden und Schocks auf Basis der Marktwerte berechnet sind.

GuV

12.303

–3.801

247

6.451

120.821

–134.989

150.908

–146.889

Eigenkapital

–1.158.833

919.947

–445.113

333.607

85.781

0

7.481

–7.496

Summe

–1.146.530

916.146

–444.866

340.058

206.603

–134.989

158.390

–154.385

Lebensversicherung

In der Lebensversicherung stellen die Zinsannahmen den wesentlichen Einflussfaktor auf den Liability-Adequacy-Test sowie die „Deferred Acquistion Costs“ dar. Aus diesem Grund sind im Folgenden Auswirkungen der impliziten Neugeldannahme (inkl. Reinvestitionen) angegeben.

Geht man von einer erhöhten Neugeldannahme um + 100bp aus, so resultiert das in einen Nettoeffekt (nach Berücksichtigung latenter Gewinnbeteiligung) in der Höhe von + 9,0 Millionen Euro. Eine Verringerung dieser Annahme um -100bp hat einen Nettoeffekt von –21,3 Mil-lionen Euro zur Folge. Die beschriebenen Effekte beziehen sich auf Änderungen in den „Deferred Acquistion Costs“ sowie den Einfluss auf den Liability-Adequacy-Test. Die Ergebnisse wurden anhand der traditionellen Gesellschaften in Italien und Österreich ermittelt, welche den Großteil der Deckungsrückstellung der Gruppe ausmachen.

Nichtlebensversicherung

Die Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle wird auf Basis bereits gemeldeter Schadensfälle und unter Anwendung von anerkannten statistischen Methoden gebildet. Eine wesentliche Annahme dabei ist, dass die beobachteten Schadenmuster aus der Vergangenheit eine sinnvolle Extrapolation in die Zukunft erlauben. In Fällen in denen diese Annahme verletzt ist, müssen zusätzliche Anpassungen getroffen werden.

Die Berechnung der Schadenrückstellungen ist aufgrund der Abwicklungsdauer der Schäden mit Unsicherheit verbunden. Zusätzlich zum normalen Zufallsrisiko gibt es auch andere Faktoren, die einen Einfluss auf die zukünftige Abwicklung der schon eingetreten Schadensfälle haben können.

Das Partialmodell in der Schaden-/Unfallversicherung stellt dabei ein geeignetes Instrument dar um die Volatilität im Abwicklungsprozess zu quantifizieren. Nach Analyse dieser Modellergebnisse und Hinzuziehung von Experten wurde ermittelt, dass eine Abweichung von 5 Prozent zur ermittelten Basisrückstellung ein realistisches Szenario darstellen kann. Auf Basis der aktuellen Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle von 2.307 Millionen Euro (ohne zuzügliche Reservebestandteile wie Rückstellung für Schadenregulierung) im Konzern auf Bruttobasis würde das einen um 115,3 Millionen Euro höheren Schadenaufwand bedeuten.

Krankenversicherung

Auch die Krankenversicherung nach Art der Lebensversicherung ist inzwischen von der Niedrigzinsphase betroffen, da es in den derzeit in Deckung befindlichen Tarifen Rechnungszinsen hauptsächlich von 3 Prozent, aber teilweise auch von 2,5 Prozent und in Zukunft auch von 1,75 Prozent geben wird. Da der durchschnittliche Rechnungszins noch relativ hoch ist, könnten die Kapitalerträge möglicherweise nicht für die notwendige Zuführung zum Deckungskapital ausreichen. Eine Verringerung der Kapitalerträge um 100 bp (Basis Veranlagungsergebnis 2015) würde das EGT um ca. 33 Millionen Euro verringern.

Asset-Liability-Management (ALM)

Markt- und Kreditrisiken sind je nach Kapitalanlagestruktur unterschiedlich gewichtet und verschieden stark ausgeprägt. Die Auswirkungen der Finanzrisiken auf den Wert der Kapitalanlagen beeinflussen auch die Höhe der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten. Es besteht somit insbesondere in der Lebensversicherung eine Abhängigkeit zwischen der Entwicklung der Vermögenswerte und der Verbindlichkeiten aus den Versicherungsverträgen. UNIQA beobachtet die Ertragserwartungen und Risiken der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten aus Versicherungsverträgen im Rahmen des Asset-Liability-Management-Prozesses. Ziel ist es, mit möglichst hoher Sicherheit jenen Kapitalertrag zu erzielen, der nachhaltig höher ist als die Fortschreibung der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten. Dabei werden Vermögenswerte und Schulden in unterschiedlichen Abrechnungskreisen geführt. Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Abrechnungskreise, die sich aus den verschiedenen Produktkategorien ergeben.

Kapitalanlagen

31.12.2014

31.12.2013

Angaben in Tausend Euro

 

 

Langfristige Lebensversicherungsverträge mit Garantieverzinsung und Gewinnbeteiligung

16.411.343

16.500.617

Langfristige Verträge der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung

5.226.748

5.386.650

Langfristige Krankenversicherungsverträge

3.174.365

3.128.747

Kurzfristige Verträge der Schaden- und Unfallversicherung

4.825.952

4.196.663

Summe

29.638.407

29.212.677

Diese Werte beziehen sich auf folgende Bilanzpositionen:

  • Sachanlagen
  • Als Finanzinvestitionen gehaltene Immobilien
  • Nach Equity-Methode bilanzierte Beteiligung
  • Kapitalanlagen
  • Kapitalanlagen der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung
  • Laufende Guthaben bei Kreditinstituten und Kassenbestand

Versicherungstechnische Rückstellungen und Verbindlichkeiten (im Eigenbehalt)

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

 

 

Langfristige Lebensversicherungsverträge mit Garantieverzinsung und Gewinnbeteiligung

15.251.481

15.607.593

Langfristige Verträge der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung

5.175.437

5.306.000

Langfristige Krankenversicherungsverträge

2.779.801

2.677.684

Kurzfristige Verträge der Schaden- und Unfallversicherung

2.869.625

2.757.870

Summe

26.076.345

26.349.146

Diese Werte beziehen sich auf folgende Bilanzpositionen:

  • Versicherungstechnische Rückstellungen
  • Versicherungstechnische Rückstellungen der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung
  • Rückversicherungsverbindlichkeiten (nur Depotverbindlichkeiten aus dem abgegebenen Rückversicherungsgeschäft)
  • Rückversicherungsanteil an den versicherungstechnischen Rückstellungen
  • Rückversicherungsanteil an den versicherungstechnischen Rückstellungen der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung

Aufgrund der besonderen Bedeutung des ALM-Prozesses in der Lebensversicherung wird im Folgenden auf dieses Segment der Fokus gelegt. Aus praktischen Gründen ist das Ziel der Fristenkongruenz (Cash Flow Matching) auf Aktiv- und Passivseite nicht vollständig zu realisieren: Die Duration der Assets der Lebensversicherung beträgt 6,7, die der Liabilities ist jedoch länger. Dies wird als „Duration Gap“ bezeichnet, der zu einem Zinsänderungsrisiko führt, das im ECR-Modell mit Kapital zu unterlegen ist. Der Rechnungszins, der bei der Zeichnung von Neugeschäft der Kalkulation zugrunde gelegt werden darf, richtet sich in den meisten Gesellschaften von UNIQA nach einer Höchstzinssatzverordnung der jeweiligenlokalen Aufsichtsbehörde. In all jenen Ländern, in denen der höchstzulässige Rechnungszins nicht per Verordnung geregelt ist, werden durch die verantwortlichen Aktuare entsprechend vorsichtige und marktgerechte Annahmen getroffen. Für den Kernmarkt Österreich beträgt der Höchstzins derzeit 1,0 Prozent pro Jahr. Im Bestand befinden sich jedoch auch ältere Verträge mit Rechnungszinssätzen. In den relevanten Märkten der UNIQA Group betragen diese bis zu 4,0 Prozent pro Jahr.

Die folgende Tabelle gibt eine Indikation der durchschnittlichen Rechnungszinssätze je Region.

Ø techn. Zinsen, traditionelles Geschäft nach Region und Währung

EUR

USD

Lokale
Währung

Angaben in %

 

 

 

Definition der Regionen:

AT - Österreich

WE - Italien, Liechtenstein

CE - Polen, Ungarn, Tschechische Republik, Slowakei

EE - Rumänien, Ukraine

SEE - Bulgarien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Albanien, Montenegro, Kosovo, Mazedonien

RU - Russland

Österreich (AT)

2,5

-

-

Westeuropa (WE)

1,8

-

-

Zentraleuropa (CE)

3,6

-

3,3

Osteuropa (EE)

3,5

4,0

3,6

Südosteuropa (SEE)

3,0

-

2,2

Russland (RU)

3,0

3,0

4,0

Da diese Zinssätze vom Versicherungsunternehmen garantiert werden, besteht das finanzielle Risiko gerade darin, dass diese Renditen nicht erwirtschaftet werden können. Da in der klassischen Lebensversicherung überwiegend in zinstragende Titel (Anleihen, Ausleihungen etc.) investiert wird, stellt die Unvorhersehbarkeit der langfristigen Zinsentwicklung das bedeutendste finanzielle Risiko eines Lebensversicherungsunternehmens dar. Das Anlage- und Wiederanlagerisiko besteht darin, dass Prämien, die in der Zukunft eingehen, zu einem bei Abschluss garantierten Zinssatz angelegt werden müssen. Es ist aber durchaus möglich, dass zur Zeit des Prämieneingangs keine entsprechenden Titel erhältlich sind. Ebenso müssen künftige Erträge zumindest zum Rechnungszins wiederveranlagt werden. Aus diesem Grund hat sich UNIQA in den wichtigsten Märkten bereits dazu entschieden, Produkte anzubieten, die keinen oder nur noch einen geringen Rechnungszins beinhalten.

Versicherungstechnische Risiken

Nichtleben

Das versicherungstechnische Risiko Nichtleben wird in die drei Kategorien Prämien-, Reserve- und Katastrophenrisiko unterteilt.

Dabei definiert sich das Prämienrisiko als das Risiko, dass zukünftige Leistungen und Aufwendungen aus dem Versicherungsbetrieb höher sind als die dafür vereinnahmten Prämien. Solch ein Verlust kann im Versicherungsbetrieb auch von außergewöhnlich hohen, aber selten auftretenden Schadenereignissen hervorgerufen werden, sogenannten Groß- oder Größtschäden. Um diese Ereignisse auch in der Risikomodellierung ausreichend zu berücksichtigen, werden entsprechende Verteilungsannahmen gesetzt.

Eine weitere Bedrohung durch Ereignisse mit niedriger Frequenz, aber hohen Verlusten stellen Naturkatastrophen dar. Dieses Risiko umfasst finanzielle Verluste, die durch Naturgefahren wie Flut, Sturm, Hagel oder Erdbeben hervorgerufen werden. Im Gegensatz zu einzelnen Großschäden spricht man in diesem Fall auch von einem Schadenkumul.

Das Reserverisiko beschreibt das Risiko, dass die gebildeten versicherungstechnischen Rückstellungen für bereits eingetretene Schadenfälle nicht ausreichend sind. Man spricht dann von einem Abwicklungsverlust. Die Schadenreserve wird unter Anwendung von aktuariellen Methoden berechnet. Externe Einflüsse, wie veränderte Schadenhöhen oder Frequenzen, Rechtsprechung, Reparatur- und Behandlungskosten können zu einer Abweichung zur Schätzung führen.

Um diesen Risiken entgegenzuwirken und sie aktiv zu managen, laufen bei UNIQA mehrere in den Versicherungsbetrieb integrierte Prozesse. So regelt zum Beispiel eine Konzernrichtlinie, dass Neuprodukte nur dann eingeführt werden dürfen, wenn sie gewisse Profitabilitätskriterien erfüllen. Durch spezielles Risikomanagement im Underwriting (vor allem im Corporate-Bereich) sowie Bereitstellung der entsprechenden Rückversicherungskapazität werden auch Großschäden und Naturkatastrophen entsprechend gemanagt.

Auch in der Schadenreservierung regelt eine Richtlinie, wie von den lokalen Einheiten bei der Bildung von IFRS-Schadenreserven vorzugehen ist. Ein quartalsweises Monitoring und ein interner Validierungsprozess stellen die Qualität der Reservierung in der gesamten Gruppe sicher.

Ein wesentliches Element in der Risikomessung und in weiterer Folge der Risikosteuerung stellt das Partialmodell Non-Life dar. Dieses Risikomodell quantifiziert mittels stochastischer Simulationen den Risikokapitalbedarf pro Risikoklasse auf Gesellschafts- und auch auf Gruppenebene. Weiters erhält man aus dem Modell auch weitere Kennzahlen, die in eine risiko- und wertorientierte Steuerung des Versicherungsgeschäfts einfließen.

Leben

Das Risiko eines einzelnen Versicherungsvertrags liegt darin, dass das versicherte Ereignis eintritt. Der Eintritt wird als zufällig und daher nicht vorhersehbar angesehen. In der Lebensversicherung – speziell in der klassischen Lebensversicherung – bestehen verschiedene Risiken. Das Versicherungsunternehmen übernimmt dieses Risiko gegen eine entsprechende Prämie. Zur Kalkulation der Prämien stützt sich der Aktuar auf folgende vorsichtig gewählten Rechnungsgrundlagen:

  • Zins: Der Rechnungszins wird so niedrig angesetzt, dass dieser in jedem Jahr erwartungsgemäß erwirtschaftet werden kann.
  • Sterblichkeit: Die Sterbewahrscheinlichkeiten werden je nach Versicherungsart bewusst vorsichtig kalkuliert.
  • Kosten: Diese werden so kalkuliert, dass die auf den Vertrag entfallenden Kosten dauerhaft aus der Kostenprämie abgedeckt werden können.

Durch die vorsichtige Wahl der Rechnungsgrundlagen entstehen planmäßig Gewinne, die den Versicherungsnehmern im Wege der Gewinnbeteiligung entsprechend dem Gewinnplan in angemessener Höhe gutgeschrieben werden.

Die Kalkulation der Prämien stützt sich weiters auf die Annahme eines großen homogenen Bestands von unabhängigen Risiken, sodass die Zufälligkeit, die einem einzelnen Versicherungsvertrag innewohnt, durch das Gesetz der großen Zahl ausgeglichen wird.

Folgende Risiken bestehen für ein Lebensversicherungsunternehmen:

  • Die Rechnungsgrundlagen erweisen sich trotz vorsichtiger Wahl als unzureichend.
  • Zufällige Schwankungen wirken sich für den Versicherer nachteilig aus.
  • Der Versicherungsnehmer übt gewisse implizite Optionen zu seinem Vorteil aus.

Die Risiken des Versicherers lassen sich in versicherungstechnische und finanzielle Risiken einteilen.

Langfristige Lebensversicherungsverträge mit Garantieverzinsung und Gewinnbeteiligung

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

 

 

Österreich (AT)

11.147.754

12.039.128

Westeuropa (WE)

3.197.628

2.719.121

Zentraleuropa (CE)

299.162

296.801

Osteuropa (EE)

26.802

26.320

Südosteuropa (SEE)

492.209

458.655

Russland (RU)

111.734

88.595

 

15.275.289

15.628.619

Langfristige Lebensversicherungsverträge mit Garantieverzinsung und Gewinnbeteiligung

31.12.2015

31.12.2014

Angaben in Tausend Euro

 

 

Österreich (AT)

4.310.278

4.458.977

Westeuropa (WE)

436.702

419.192

Zentraleuropa (CE)

425.652

425.899

Osteuropa (EE)

0

0

Südosteuropa (SEE)

2.806

1.932

Russland (RU)

0

0

 

5.175.437

5.306.000

Das Portfolio von UNIQA besteht größtenteils aus langfristigen Versicherungsverträgen. Kurzfristige Todesfallversicherungen spielen eine untergeordnete Rolle.

In der folgenden Tabelle wird die Verteilung der Bestandsprämie nach Tarifgruppen und Regionen dargestellt.

Bestandsprämie in %

Kapitallebensversicherung

Ablebensversicherung

Rentenversicherung

 

2015

2014

2015

2014

2015

2014

Österreich (AT)

46,5

46,3

9,0

9,0

15,1

14,1

Westeuropa (WE)

69,7

72,2

7,9

8,0

15,0

16,3

Zentraleuropa (CE)

17,6

18,2

2,6

2,8

0,2

0,2

Osteuropa (EE)

54,3

53,8

5,5

9,1

0,0

0,0

Südosteuropa (SEE)

82,2

85,4

5,2

5,1

0,5

0,6

Russland (RU)

96,5

94,4

0,0

0,0

0,0

0,0

Summe

48,5

49,2

7,7

7,7

12,2

11,3

Bestandsprämie in %

Fonds- und Indexgebundene

Restschuldversicherung

Sonstige

 

2015

2014

2015

2014

2015

2014

Definition der Regionen:

AT - Österreich

WE - Italien, Liechtenstein

CEE - Polen, Ungarn, Tschechische Republik, Slowakei

EE - Rumänien, Ukraine

SEE - Bulgarien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Albanien, Montenegro*, Kosovo, Mazedonien

RUS - Russland

*

nicht inkludiert in 2014

Österreich (AT)

28,3

29,6

0,0

0,0

1,0

1,1

Westeuropa (WE)

7,4

3,5

0,0

0,0

0,0

0,0

Zentraleuropa (CE)

57,6

56,1

8,6

10,9

13,4

11,8

Osteuropa (EE)

0,0

0,0

39,5

30,4

0,6

6,7

Südosteuropa (SEE)

2,0

1,4

0,7

0,8

9,4

6,7

Russland (RU)

0,0

0,0

3,5

5,6

0,0

0,0

Summe

27,5

27,5

1,4

1,9

2,7

2,4

Sterblichkeit

Bei Versicherungen mit Todesfallcharakter wird implizit ein Sicherheitszuschlag auf die Risikoprämien eingerechnet, indem der Prämienkalkulation eine Periodentafel zugrunde gelegt wird.

Durch Risikoselektion (Gesundheitsprüfung) lässt sich erreichen, dass die Sterbewahrscheinlichkeiten des Bestands stets kleiner sind als die der gesamten Bevölkerung. Weiters bewirkt der Sterblichkeitsfortschritt, dass die realen Sterbewahrscheinlichkeiten stets kleiner sind als die in der Periodentafel ausgewiesenen Werte. Analysen zum Sterblichkeitsergebnis auf Konzernebene zeigen historisch eine angemessene Prämienhöhe zur Bedeckung der Todesfallleistungen.

Aufgrund der Größe der Versichertenbestände (Lebensversicherung) von UNIQA im Markt Österreich ist die Entwicklung der Sterblichkeit hier von besonderer Bedeutung. Gemäß der veröffentlichten Sterbetafel 2010/2012 der Statistik Austria ist die Lebenserwartung gestiegen und beträgt für Neugeborene erstmals über 80 Jahre.

Lebenserwartung bei Geburt

 

 

Sterbetafel

Männer

Frauen

1970–72

66,6

73,7

1980–82

69,2

76,4

1990–92

72,5

79,0

2000–02

75,5

81,5

2010–12

78,0

83,3

Eine große Unsicherheit bedeutet die Verringerung der Sterbewahrscheinlichkeiten für die Rentenversicherung: Der Sterblichkeitsfortschritt infolge des medizinischen Fortschritts und infolge geänderter Lebensgewohnheiten ist kaum extrapolierbar.

Die Versuche einer Vorhersage dieses Effekts wurden bei der Erstellung der Generationentafeln unternommen. Allerdings existieren solche Tafeln nur für die österreichische Bevölkerung, und diese Daten sind nicht auf andere Länder anwendbar. Das Langlebigkeitsrisiko bezieht sich in der UNIQA Group hauptsächlich auf die österreichischen Lebensversicherungsgesellschaften, da Rentenprodukte in den Regionen des internationalen Geschäfts kaum gezeichnet werden.

Homogenität und Unabhängigkeit der versicherten Risiken

Ein Versicherungsunternehmen ist bestrebt, sein Portfolio aus möglichst homogenen unabhängigen Risiken zusammenzustellen ‑ entsprechend dem klassischen deterministischen Ansatz der Prämienkalkulation. Da dies in der Praxis aber kaum möglich ist, resultiert daraus für den Versicherer ein nicht zu unterschätzendes Risiko durch zufällige Schwankungen, insbesondere durch Ausbruch epidemischer Erkrankungen, da sich hier nicht nur die kalkulatorischen Sterbewahrscheinlichkeiten als zu niedrig erweisen können, sondern auch die Voraussetzung der Unabhängigkeit der Risiken nicht mehr gegeben ist.

Antiselektion

In den Portfolios von UNIQA, insbesondere in Österreich, befinden sich große Bestände von Risikoversicherungen mit Prämienanpassungsklauseln. Diese erlauben dem Versicherer, die Prämien im Fall einer (wenig wahrscheinlichen) Verschlechterung des Sterblichkeitsverhaltens anzuheben. Dabei ist allerdings die Gefahr einer möglichen Antiselektion gegeben: Gute Risiken würden eher kündigen und schlechtere weiter im Bestand verbleiben.

Das Rentenwahlrecht bei aufgeschobenen Rentenversicherungen führt ebenfalls zu einer Antiselektion: Nur diejenigen Versicherungsnehmer, die sich sehr gesund fühlen, wählen die Rentenzahlung, alle anderen wählen die teilweise oder vollständige Kapitalzahlung. Auf diese Weise setzt sich der Rentenbestand tendenziell aus wesentlich gesünderen Personen, das heißt aus Sicht der Versicherung schlechteren Risiken, zusammen, als es dem Mittel der Bevölkerung entspricht.

Diesem Phänomen lässt sich durch entsprechende Modifikationen der Rentnersterbetafeln begegnen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Forderung, dass die Ausübung des Rentenwahlrechts spätestens ein Jahr vor Ablauf im Voraus angekündigt werden muss.

Kosten

Neben den bisher angeführten Risiken muss noch das Kostenrisiko genannt werden: Der Versicherer garantiert, während der gesamten Laufzeit des Vertrags nur die kalkulierten Kosten zu entnehmen. Hier besteht das unternehmerische Risiko, dass die Kostenprämien nicht ausreichen (z.B. durch Inflation hervorgerufene Kostensteigerungen).

Kranken

Die Krankenversicherung wird zum überwiegenden Teil in Österreich betrieben (92,4 Prozent Österreich und 7,6 Prozent international). Folglich liegt auch der Schwerpunkt für das Risikomanagement in Österreich.

Die Krankenversicherung ist eine Schadenversicherung, die in ihren Rechengrundlagen biometrische Risiken berücksichtigt und in Österreich „nach Art der Lebensversicherung“ betrieben wird.

Kündigungen durch den Versicherer sind – außer wegen Obliegenheitsverletzungen des Versicherten – nicht möglich. Die Kalkulation der Prämien ist daher so durchzuführen, dass diese bei gleichbleibenden Wahrscheinlichkeiten ausreichen, um die in der Regel mit dem Alter steigenden Versicherungsleistungen zu decken. Die Wahrscheinlichkeiten und Kostenstrukturen können sich im Laufe der Zeit häufig ändern. Aus diesem Grund gibt es für die Krankenversicherung die Möglichkeit, die Prämien immer wieder den veränderten Rechnungsgrundlagen anzupassen.

Bei der Übernahme der Risiken wird auch das vorhandene Risiko der Personen überprüft. Wird dabei festgestellt, dass bereits eine Erkrankung vorhanden ist, die ein höheres Kostenrisiko als beim kalkulierten Bestand erwarten lässt, so wird entweder diese Erkrankung aus der Erstattung ausgeschlossen, ein adäquater Risikozuschlag verlangt oder das Risiko nicht gezeichnet.

Durch die Kalkulation „nach Art der Lebensversicherung“ wird in der Krankenversicherung ein Deckungskapital (Alterungsrückstellung) aufgebaut, das in späteren Jahren wieder abgebaut wird, da daraus ein immer größerer Teil der mit dem Alter steigenden Leistungen finanziert wird.

Der Rechnungszinssatz für diese Deckungsrückstellung beträgt 3,0 bzw. 2,5 Prozent. Sollte der Rechnungszins von 3,0 Prozent durch die Veranlagung nicht erreicht werden, so sind in den Prämien Sicherheitsmargen enthalten, die für die ungenügenden Veranlagungsergebnisse verwendet werden können. Da im Oktober 2013 eine Richtlinie der FMA bezüglich des Rechnungszinses in der Krankenversicherung veröffentlicht wurde, wird ab 1. Jänner 2014 das Neugeschäft mit einem Rechnungszins von 2,5 Prozent kalkuliert. Inzwischen gibt es ein weiteres Schreiben der FMA, dass ab spätestens 1. Mai 2016 die Tarife für den Neuverkauf einen Rechnungszins von 1,75 Prozent haben sollen. Damit ergibt sich eine weitere Verbesserung des Risikos bezüglich ungenügender Veranlagungsergebnisse. Der durchschnittliche Rechnungszins beträgt per 31. Dezember 2015 ca. 2,95 Prozent.

Die gesetzlichen Risiken sind vor allem dadurch gegeben, dass durch gesetzliche Änderungen Einfluss auf das bestehende Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherung genommen wird. Darunter fallen insbesondere Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, durch welche die derzeitigen Möglichkeiten der Anpassung an veränderte Gegebenheiten erschwert oder unmöglich gemacht bzw. die Ertragsmöglichkeiten stark verringert würden. Hier werden die Entwicklungen im Rahmen des Versicherungsverbands beobachtet und gegebenenfalls versucht, auf Fehlentwicklungen aus Sicht der privaten Krankenversicherer einzuwirken.

Ende des 2. Quartals 2007 wurde die EU-Richtlinie bezüglich der Gleichbehandlung von Männern und Frauen in der Versicherung in Österreich durch das Versicherungsrechts-Änderungsgesetz 2006 (VersRÄG 2006) umgesetzt und in der Prämienkalkulation berücksichtigt. Das bedeutete, dass Geburts- und Schwangerschaftskosten auf beide Geschlechter aufzuteilen waren. Hier wurde bisher kein signifikantes Risiko für die Ertragslage festgestellt.

Inzwischen hat sich nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für Versicherungsabschlüsse ab dem 21. Dezember 2012 eine neue Situation ergeben: Seit diesem Zeitpunkt sind nur mehr vollständig identische Prämien zwischen Männern und Frauen erlaubt, abgesehen von Alter und eventuellen individuellen Vorerkrankungen. Aus den Erfahrungen der Jahre 2013 bis 2015 hat sich keine negative Entwicklung der Bestandsstruktur des Neugeschäfts ergeben.

Das Risiko des Krankenversicherungsgeschäfts im Ausland wird derzeit noch vor allem von der UNIQA Assicurazioni S.p.A. in Mailand (ca. 33,5 Millionen Euro Jahresprämie) dominiert. Diese Gesellschaft hat derzeit stabile Bestände, wodurch sich das versicherungstechnische Risiko kaum ändert. Bei Tarifen mit veralteten Rechnungsgrundlagen, deren Bestand altert, werden die Versicherten in den nächsten Jahren auf Tarife mit modernen Rechnungsgrundlagen umgestellt werden. Da dies nicht lebenslange Tarife betrifft, ist die Umstellungsproblematik geringer als bei lebenslangen Tarifen.

Die restlichen Prämien (ca. 43,4 Millionen Euro) sind auf mehrere Unternehmen aufgeteilt und haben in der Regel dort nur untergeordnete Bedeutung. Nur in der Schweiz (Genf) ist die Krankenversicherung das Hauptgeschäft (ca.10,3 Millionen Euro), der Swiss-Solvency-Test hat aber eine sichere Risikokapitalausstattung ergeben.

Im Ausland ist das lebenslange Krankenversicherungsgeschäft ohne Kündigungsmöglichkeit durch den Versicherer kaum vorhanden, sodass auch aus diesem Grund das Risiko als gering einzustufen ist.

Sonstige Risiken

Operationelle Risiken

Operationelle Risiken umfassen Verluste aufgrund ungenügender oder gescheiterter interner Prozesse sowie Verluste, die von Systemen, personellen Ressourcen oder externen Ereignissen verursacht werden.

Das operationelle Risiko beinhaltet das rechtliche Risiko, nicht aber das Reputations- und das strategische Risiko. Das rechtliche Risiko ist das Risiko aus einer Unsicherheit aufgrund von Klagen oder einer Unsicherheit in der Anwendbarkeit oder Auslegung von Verträgen, Gesetzen oder anderen Rechtsvorschriften.

Im Rahmen des Risikomanagementprozesses von UNIQA wurde auch der Risikoprozess für operationelle Risiken in Bezug auf Methoden, Ablauf und Zuständigkeiten definiert. In allen Tochtergesellschaften ist der Risikomanager für die Einhaltung zuständig.

Die Besonderheit der operationellen Risiken ist, dass diese in allen Prozessen und Abteilungen auftreten können. Daher werden die operationellen Risiken von UNIQA in jeder operativen Gesellschaft auf einer sehr breiten Ebene identifiziert und bewertet. Die Risikoidentifikation erfolgt mithilfe eines standardisierten Risikokatalogs, der regelmäßig auf Vollständigkeit überprüft wird. Für die Bewertung dieser Risiken werden Szenarien definiert, in denen die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schadenhöhe ermittelt werden sollen. Die Ergebnisse werden dann vom Risikomanager in Form eines aggregierten Risikoberichts dargestellt.

Dieser Prozess wird standardmäßig zweimal im Jahr durchgeführt.

Business-Continuity-Management (BCM)

Die UNIQA Group – als Finanzdienstleister – gehört laut internationalen Standards zur kritischen Infrastruktur mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.

Notfälle, Krisen und Katastrophen kommen in der Regel unerwartet und können nicht geplant werden. Sehr wohl aber Verfahren und Prozesse dafür, wie mit solchen Ereignissen umzugehen ist. Allerdings müssen sie als eine besondere Aufgabe des Managements behandelt werden – professionell, effizient und so schnell wie möglich.

Bei UNIQA werden durch die Implementierung eines Business-Continuity-Management-Systems die Themen Krisenvorsorge (Prävention), Krisenmanagement und Business Recovery (einschließlich Notfallplänen) berücksichtigt mit den Hauptzielen:

  • Schäden an Leib und Leben von Mitarbeitern und Dritten abzuwenden,
  • die Auswirkungen beim Ausfall wichtiger Geschäftsprozesse zu minimieren und
  • durch stets aktuelle Notfall- und Wiederanlaufpläne entsprechend vorbereitet zu sein.

Das BCM-Modell von UNIQA basiert auf internationalen Regeln und Standards und wird 2016 weiter umgesetzt. Durch die Implementierung eines BCM-Systems reagiert UNIQA auf die Anforderungen von Behörden (Solvabilität, kritische Infrastruktur) und des Marktes (Ausschreibungen). Dieser ganzheitliche Ansatz eines Risikomanagements reduziert aber nicht nur das Schadenpotenzial nach einem Ereignis, sondern erhöht auch tagtäglich die operative Qualität.

Reputations- und strategische Risiken

Das Reputationsrisiko bezeichnet das Verlustrisiko, das aufgrund einer möglichen Schädigung des Unternehmensrufs, einer Verschlechterung des Ansehens oder eines negativen Gesamteindrucks infolge negativer Wahrnehmung durch die Kunden, Geschäftspartner, Aktionäre oder die Aufsichtsbehörde entsteht.

Die Reputationsrisiken, die im Zuge der Kernprozesse wie zum Beispiel Schadenbearbeitung oder Beratungs- und Servicequalität auftreten, werden wie die operationellen Risiken in unseren Tochtergesellschaften identifiziert, bewertet und gesteuert.

Die wichtigsten Reputationsrisiken werden wie operationelle Risiken in einer aggregierten Form im Risikobericht dargestellt.

Vom Group-Risikomanagement wird anschließend analysiert, ob das betrachtete Risiko in der Gruppe oder in einer anderen Einheit auftreten kann und ob die Gefahr einer gruppeninternen „Ansteckung“ besteht.

Das strategische Risiko bezeichnet das Risiko, das aus Managemententscheidungen oder einer unzureichenden Umsetzung von Managemententscheidungen, die sich auf aktuelle/ künftige Erträge oder die Solvabilität auswirken, resultiert. Es beinhaltet das Risiko, das aufgrund inadäquater Managemententscheidungen infolge der Nichtberücksichtigung eines geänderten Geschäftsumfelds entsteht.

Die strategischen Risiken werden wie auch die operationellen und Reputationsrisiken zweimal jährlich bewertet. Darüber hinaus werden wichtige Entscheidungen in verschiedenen Ausschüssen, wie zum Beispiel im Risikokomitee, mit den Vorständen diskutiert. Wie in der Erläuterung des Risikomanagementprozesses dargestellt, bekommt das Management ein monatliches Update der größten Risiken in Form der Heat Map.

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