Historisches Niedrigzinsumfeld
Das allgemeine Zinsumfeld bewegte sich im abgelaufenen Jahr in vielen Industrieländern auf historischen Tiefstständen. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte im Juli die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent und entschied kürzlich, dieses niedrige Niveau bis auf Weiteres beizubehalten. Die US-Notenbank Fed hielt die Leitzinsen im vergangenen Jahr wieder nahe bei 0 Prozent und kündigte außerdem an, die Politik der geldpolitischen Lockerung zumindest bis 2015 beibehalten zu wollen. Zudem wurden die monatlichen Ankäufe von Anleihen auf 85 Milliarden US-Dollar erhöht.
Auch im langfristigen Veranlagungsspektrum waren die Renditen auf sichere Staatsanleihen nur mehr sehr gering. Deutsche Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren erreichten am Jahresende nur noch eine Effektivverzinsung von 1,32 Prozent. Österreichische 10-jährige Staatsanleihen waren Ende 2012 mit 1,75 Prozent verzinst. Unternehmen mit guter Bonität können sich mittlerweile zu sehr günstigen Kreditmargen (gegenüber Staatsanleihen) refinanzieren. Die Kreditaufschläge für europäische Industrieunternehmen und Banken betrugen am Jahresultimo im Schnitt nur noch 145 Basispunkte.
Der Ausblick für die Inflationsentwicklung ist moderat. In ihren letzten Prognosen ging die EZB von Inflationsraten zwischen 1,1 und 2,1 Prozent für den Euroraum im Jahr 2013 aus.
Wege aus der Eurokrise
Die Konjunktur wurde im abgelaufenen Jahr sehr stark durch die europäische Staatsschuldenkrise mitbestimmt. Im Vordergrund standen die politischen Bemühungen zur Bewältigung der Krise. Am 2. März 2012 wurde der Europäische Fiskalpakt durch 25 EU-Mitgliedsländer ratifiziert. Die EU-Staaten verpflichteten sich darin zu ausgeglichenen strukturellen Staatshaushalten. Am 8. Oktober 2012 trat der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) offiziell in Kraft. Die erste Operation des ESM bestand in der Rekapitalisierung des spanischen Bankensektors. Im Juli hatte die Eurogruppe dafür einen Kreditrahmen in Höhe von maximal 100 Milliarden Euro genehmigt. Im Dezember überwies der ESM rund 40 Milliarden Euro an den spanischen Bankenrettungsfonds FROB.
Eine ebenfalls nicht unwesentliche Rolle spielte die EZB in der Krisenbewältigung. Die zwei langfristigen Refinanzierungsoperationen (LTRO) für die europäischen Banken trugen Anfang 2012 zu einer Entspannung auf den Rentenmärkten bei. Vor allem Zeit für weitere Strukturreformen im Euroraum brachte in der 2. Jahreshälfte die Bereitschaft der EZB, notfalls im Rahmen eines Anleihekaufprogramms (OMT) unlimitierte Unterstützung für antragstellende Euroländer zu bieten.