Zentral- und Osteuropa


Die schwache Konjunktur in den Industrieländern wirkte sich auch auf die Schwellenländer aus. Obwohl der globale Abschwung im letzten Jahr auch Zentral- und Osteuropa (CEE) erfasste, konnte die Region wie bereits in den Jahren davor ein positives Wachstumsdifferenzial gegenüber den meisten Industrieländern erwirtschaften. Trotz der Abkühlung im Jahresverlauf gehörte Polen auch 2012 mit 2,1 Prozent zu den am stärksten wachsenden Volkswirtschaften in CEE. Auch die Slowakei wies eine stabile Wachstumsrate von 2,4 Prozent aus. Vor allem drastische öffentliche Sparmaßnahmen dämpften die Wirtschaft in der Tschechischen Republik (minus 1,1 Prozent im Jahresvergleich). Der Rückgang der öffentlichen Nachfrage traf auch Ungarn (minus 1,7 Prozent im Jahresvergleich). Nach den politischen Irritationen rund um die Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds verbesserte sich das Vertrauen internationaler Investoren in Ungarns Politik und Wirtschaft im Zuge der allgemeinen Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Jedoch bleibt das generelle Bild enttäuschend.

In den südosteuropäischen Volkswirtschaften war die Entwicklung zum Teil sehr unterschiedlich. Bulgarien konnte einen BIP-Zuwachs von 1,5 Prozent verzeichnen. Als Folge rigoroser Sparmaßnahmen der Regierung stagnierte das BIP in Rumänien mit 0,2 Prozent Wachstum. Unter den Balkanländern mussten Serbien (minus 2,0 Prozent) und Kroatien (minus 1,8 Prozent) Rückgänge des BIP hinnehmen. In der Ukraine wuchs das BIP um nur 0,2 Prozent. Russland hatte mit einem Anstieg von 3,4 Prozent die höchste Wachstumsrate der Region.

Vom Problem der ausufernden Staatsschuldendynamik sind viele der zentral- und osteuropäischen Länder nicht direkt betroffen. Der langwierige Entschuldungsprozess privater Haushalte und Firmen und andere Folgen der Finanzkrise treffen vordergründig die Industrieländer. Die Staatsverschuldung stieg in der Eurozone im Jahr 2012 auf über 90 Prozent des BIP. Im Vergleich dazu lag die Staatsverschuldung in den CEE-Ländern größtenteils deutlich unter 60 Prozent des BIP. Dennoch stehen in einigen Mitgliedsländern (Polen, Rumänien, Tschechische Republik und Ungarn) und EU-Beitrittskandidatenländern (Kroatien, Serbien) Maßnahmen zur Erreichung der Maastricht-Kriterien im Vordergrund der Wirtschaftspolitik.

Die Entspannung der Eurokrise resultierte unter Investoren in der 2. Jahreshälfte 2012 auch in zunehmendem Vertrauen in den zentral- und osteuropäischen Wirtschaftsraum. Die Leitzinssenkungen einiger Notenbanken infolge insgesamt sinkender Inflationsraten haben im kommenden Jahr das Potenzial, die Konjunktur in Zentral- und Osteuropa wieder anzukurbeln.

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