3. Herausforderungen und Prioritäten im Risikomanagement für 2015


Herausforderungen

Das Niedrigzinsumfeld hat sich im Jahr 2014 weiter manifestiert und teilweise wurden historische Tiefstände erreicht. Dieser Effekt hat besonders starke Auswirkungen im Bereich der Lebensversicherung. Abhängig von der Veranlagungsstrategie können die anhaltend niedrigen Zinsen dazu führen, dass die erwirtschafteten Erträge nicht ausreichend sind, um die Garantien der Versicherungsnehmer zu finanzieren. Das Thema Niedrigzins bewegt nach wie vor die europäische Versicherungsbranche und führt zu intensiven Diskussionen darüber, wie die nachhaltige Finanzierung von Optionen und Garantien der Kunden gewährleistet werden kann (im Bestand wie für das Neugeschäft). Als wesentliche Maßnahme im Rahmen der definierten Lebensstrategie hat die UNIQA Group den Fokus auf die Umsetzung des ALM-Ansatzes inklusive stringenter Managementregeln (z.B. Steuerung der Gewinnbeteiligung) gelegt sowie die Ausrichtung der Neugeschäftsstrategie im Personenversicherungsbereich durch ein kontinuierliches Bestandsmanagement begleitet.

Ein Spezialthema sind (nach Ländern unterschiedliche) Anforderungen zur Bildung von sogenannten Zinszusatzreserven (ZZR), die in der jeweiligen lokalen Rechnungslegung eine Vorsorge im Niedrigzinsumfeld fordern. UNIQA hält in den österreichischen Gesellschaften (hier besteht die gesetzliche Anforderung, eine ZZR zu bilden) per 31. Dezember 2014 eine Rückstellung von 34,1 Millionen Euro. Nachdem in Österreich der Aufbau der ZZR über einen Zeitraum von 10 Jahren erfolgt, sind hier in den kommenden Jahren (in der lokalen Rechnungslegung) entsprechende Aufwände zu erwarten. Der ZZR in der lokalen Rechnungslegung steht der sogenannte Liability Adequacy Test (LAT) zur Überprüfung der Angemessenheit der Reserven im Rahmen des IFRS-Abschlusses gegenüber. In Abhängigkeit von der Zinssituation und der resultierenden Planung der Kapitalerträge besteht in Zukunft das grundsätzliche Risiko eines potenziellen Reservierungsbedarfs aus dem LAT.

In Hinblick auf den Versicherungsmarkt in CEE stellt die erwartete Konjunktur in den osteuropäischen Märkten der Gruppe eine gewisse Herausforderung dar, kurzfristig und im Vergleich zu den westeuropäischen Versicherungsmärkten überproportional höheres Wachstum zu erzielen. So konnte im Jahr 2014 kein Prämienwachstum in dieser Region verzeichnet werden. Vor allem im Bereich der Lebensversicherung ist das Prämienvolumen für die gesamte Region zurückgegangen, was auch weiterhin auf ein stark abnehmendes Einmalerlagsgeschäft in Polen sowie bewusste Rücknahme des Volumens in der Kfz-Versicherung in ausgewählten Märkten zurückzuführen ist. Nach dieser unerfreulichen Entwicklung im abgelaufenen Jahr bleiben die Erwartungen in Bezug auf ein höheres Prämienaufkommen für 2015 moderat.

Die weiterhin bestehende politische Unsicherheit in der Ukraine durch die Separatistenbewegung im Osten des Landes stellt teilweise die weitere Bedienung der Staatsschulden infrage. Der Bestand an ukrainischen Staatsanleihen in der UNIQA Group zum Stichtag 31. Dezember 2014 beläuft sich auf ein Nominale von 34,1 Millionen Euro und Marktwerte von 25,2 Millionen Euro. Davon sind 30,1 Millionen Nominale in der ukrainischen Tochtergesellschaft investiert.

Die ukrainische Währung Hrywnja (UAH) hat im Lauf des Jahres 2014 einen Kursverlust von ungefähr 41 Prozent gegenüber dem Euro erlitten (Kurs per 31. Dezember 2014: 0,0523, per 31. Dezember 2013: 0,088). Der Gesamtbestand an UAH-Wertpapieren in der UNIQA Group beträgt zu Marktwerten 4,0 Millionen Euro.

Die EU-Sanktionen gegenüber Russland haben gemeinsam mit der Entwicklung des Ölpreises im Dezember 2014 für eine starke und unmittelbare Abwertung des Rubels gegenüber dem Euro gesorgt (Kurs per 31. Dezember 2014: 0,0142, per 31. Dezember 2013: 0,0221). Dies wiederum führt zu einem volatilen Zinsumfeld und einer Entwertung der Staatsanleihen. Der Gesamtbestand an RUB-Wertpapieren in der UNIQA Group beträgt zu Marktwerten 47,9 Millionen Euro, von denen 37,7 Millionen in der russischen Tochtergesellschaft investiert sind. Das Nominale an russischen Staatsanleihen im Portfolio der UNIQA Group beträgt 123,0 Millionen Euro (davon 55,7 Millionen Euro in der russischen Tochtergesellschaft) mit einem Marktwert von 102,3 Millionen Euro.

Im Bereich der versicherungstechnischen Risiken stellt nach wie vor die weitere Entwicklung des Motor Business in CEE (Haftpflicht- und Kaskoversicherungen für Kraftfahrzeuge) die größte Herausforderung dar, da dieses Geschäftssegment einen erheblichen Anteil in der Schaden-/Unfallversicherung in CEE darstellt. Die größten Schwierigkeiten liegen einerseits in einem sich laufend ändernden gesetzlichen Umfeld, das zu höheren Leistungen im Fall von Personenschäden führt, andererseits befinden sich viele Märkte nach wie vor in einem Preiskampf, um Kundensegmente zu gewinnen. UNIQA setzt vermehrt auf professionelles Pricing und führt neben laufenden Marktanalysen standardisierte Profitabilitätstests durch, um die Angemessenheit der Preisgestaltung zu gewährleisten. Weiters soll eine Richtlinie sicherstellen, dass die Abwicklung von internationalen Versicherungsschäden (sogenannten Grüne-Karte-Schäden) im Verbund der UNIQA Gesellschaften oder mit definierten Partnern erfolgt.

Nachdem die Umsetzung der Rahmenrichtlinie zu Solvency II (Richtlinie 2009/138/EG) im österreichischen Versicherungsaufsichtsgesetz 2016 (VAG 2016) in Form einer kompletten Neufassung des VAG erfolgt ist, werden auch sämtliche bestehenden Verordnungen neu erlassen. Diese Prozesse eingehend zu begleiten, stellt eine der wesentlichen Herausforderungen in 2015 dar. Das neue VAG wurde im Bundesgesetzblatt vom 20. Februar 2015 veröffentlicht und tritt mit 1. Jänner 2016 in Kraft.

Eng verbunden mit dem VAG 2016 sind die Vorbereitungsarbeiten rund um Solvency II. Neben den aufkommenden Berichtspflichten stellt das Vorhaben der UNIQA Group, ein partielles internes Modell für die Schaden-/Unfallversicherung zeitnahe zu beantragen, die größte Herausforderung in diesem Themenbereich dar. Insbesondere durch die sehr enge Zeitschiene, bedingt durch spät offengelegte aufsichtsrechtliche Anforderungen, müssen dieser Aufgabe hinreichend Ressourcen gewidmet werden, um einen Genehmigungsantrag zeitgerecht einbringen zu können.

Im Bereich der operationellen Risiken besteht einiger Investitionsbedarf in die Erneuerung von IT-Infrastruktur und -Systemen. Hier steht kurz- und mittelfristig ein Generationswechsel zahlreicher Technologien an, um den ordentlichen Betrieb weiter führen und auf die sich ändernden Kunden- und Markterwartungen reagieren zu können.

Eine strategische Fragestellung für das Jahr 2015 ist der weitere Umgang mit dem sich verändernden Umfeld der Kooperationspartner in CEE. Der zentrale Partner im Bereich des Bankenvertriebs im internationalen Umfeld (Raiffeisen Bank International) hat im Februar 2015 die Absicht angekündigt, sich aus den Märkten Polen und Slowenien zurückzuziehen. Wenngleich die Auswirkungen aufgrund des geringen Anteils am gesamten Geschäftsaufkommen der Gruppe nicht signifikant sind, stellt sich die Frage der weiteren Ausrichtung des Bankenvertriebs in diesen Märkten. Eine laufende Herausforderung stellen Reputationsrisiken dar, die zu einer unerwarteten und nachteiligen Entwicklung des Unternehmenswerts führen, bedingt durch einen Ansehensverlust von UNIQA. Die Identifikation von Reputationsrisiken ist ein wesentlicher Bestandteil im Risikomanagementprozess. Im Rahmen quartalsweiser Komiteesitzungen werden diese Risiken diskutiert und durch den Vorstand entsprechende Maßnahmen gesetzt. Eine Vorlage der Risikoeinschätzung gemäß Risikolandkarte, also die Darstellung der wichtigsten Risiken der UNIQA Group entlang aller Risikoklassen, wird ebenso dem Aufsichtsrat zur Kenntnis gebracht.

Prioritäten

Wie bereits im vergangenen Jahr werden auch 2015 weitere Vorbereitungsarbeiten zu Solvency II eine sehr hohe Priorität einnehmen. Gemäß den geschaffenen Übergangsleitlinien (§ 130c VAG) besteht für das Jahr 2015 eine Reihe von ersten Meldepflichten gegenüber der Aufsichtsbehörde. Quantitative Informationen rund um die Solvabilitätsberechnung, aber ebenso qualitative Informationen, insbesondere zu Governance-Anforderungen, müssen auf Ebene der Gruppe bis Mitte Juli 2015 bereitgestellt werden. Weiters werden wir unser partielles internes Modell im Rahmen des Vorab-Genehmigungsprozesses ausbauen und Prozesse und Modell an die sich weiterentwickelnden Standards von Solvency II anpassen. Zusätzlich stellt die vorausschauende Beurteilung der eigenen Risiken (Own Risk and Solvency Assessment, ORSA) ein zentrales Element in der Vorbereitung auf Solvency II dar. Während sich im Jahr 2014 die ORSA-Anforderungen auf die Beurteilung des Gesamtsolvabilitätsbedarfs ausgerichtet haben, werden im Jahr 2015 weitere Elemente hinzugefügt, die das Gesamtbild des Risikoassessments abbilden: einerseits eine tief gehende Analyse der kontinuierlichen Erfüllbarkeit der Solvenzanforderungen und technischen Rückstellungen, andererseits eine Überprüfung, ob die verwendete Berechnung der Solvenzkapitalanforderung das Risikoprofil des Unternehmens entsprechend abbildet.

Eng verbunden mit der Inkraftsetzung von Solvency II sind auch die Weiterentwicklungen bei UNIQA im Rahmen der wertorientierten Steuerung. So wird sich das Kapitalmanagement, aber auch die Planung von erwarteten Erträgen in Zukunft stark an der Risikokapitalposition der Gruppe bzw. der einzelnen operativen Einheiten und deren Geschäftsfeldern orientieren. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unseren Umgang mit Kapital, den größten Risiken und deren Stress sowie damit verbundenen Ertragszielen und einer entsprechenden Dividendenpolitik transparent darzulegen. Dabei sollen, ausgehend von einer definierten Risikotragfähigkeit, die Ertragsziele so gewählt werden, dass die Rendite auf das Risikokapital nachhaltig die Kapitalkosten übersteigt und so eine nachhaltige und kontinuierliche Dividendenzahlung gesichert ist, während gleichzeitig die Risikotragfähigkeit nicht gefährdet wird.

Eine weitere Priorität für das Jahr 2015 stellen die Fortsetzungen der strategischen Programme rund um das Kostenmanagement, der Weiterentwicklung der Lebensversicherungsstrategie, inkludierend das Bestandsmanagement (In-Force Management), Kapitalanlage unter ALM-Aspekten sowie der darauf ausgerichteten internen Prozesse dar. Ergänzend dazu die Nutzung von modernen Standards in der Risikozeichnung des Geschäfts der Schaden- und Unfallversicherung, vor allem im Bereich der internationalen Versicherungsschäden (Grüne-Karte-Versicherungen). Alle Programme sollen ihren Beitrag leisten, um die geplanten Ergebnisse im Jahr 2015 – und darüber hinaus deren Nachhaltigkeit erreichen zu können. Insbesondere in der Niedrigzinsphase und Phase hoher Volatilität an den Kapitalmärkten stellt die erfolgreiche Umsetzung von Projekten, die im operativen Kerngeschäft zu Ergebnisstabilisierungen oder - verbesserungen führen, ein zentrales Element dar.

Im Bereich der Lebensversicherung wurde im Dezember 2014 noch ein wesentlicher Meilenstein bei der Neuproduktgestaltung erreicht. In den Gesellschaften UNIQA Österreich und Raiffeisen Versicherung wurde die Herabsetzung des maximal zulässigen Rechnungszinses (per 1. Jänner 2015 auf 1,50 Prozent) genutzt, um unter dem Titel „Klassik Neu“ eine vollständige Überarbeitung der Produkte der klassischen Lebensversicherung vorzunehmen. Mit der „Klassik Neu“ werden den Kunden eine 100-prozentige Kapitalgarantie auf die Nettoprämie, hohe Rückkaufswerte von Beginn an sowie variable Zuzahlungen und Behebungen während der Laufzeit geboten. Zudem werden die Kosten und Gebühren aliquot auf die gesamte Laufzeit aufgeteilt und nicht mehr der Prämie, sondern dem Ertrag entnommen. 100 Prozent der Prämie (exkl. Versicherungssteuer) fließen daher direkt in die Veranlagung und führen von Anfang an zu einer wesentlich höheren Sparprämie als bei der herkömmlichen Lebensversicherung. Das Produkt bietet so für den Kunden wesentlich mehr Transparenz und Flexibilität.

Aus Sicht der Unternehmen hat dieses Produktkonzept unter anderem den Vorteil, dass der Rechnungszins mit 0 Prozent  festgelegt wird, was insbesondere bei längeren Laufzeiten zu einer Reduktion des Garantiebedarfs führt. Mit dem neuen Produktkonzept wird darüber hinaus auch den künftigen gesetzlichen Anforderungen im Hinblick auf Transparenz und Eigenkapitalerfordernis Rechnung getragen. Die Verkaufserfolge in den ersten drei Monaten ab Einführung bestätigen eindrucksvoll, dass dieses Produktkonzept sowohl von den Kunden als auch dem Vertrieb verstanden und angenommen wird. Die erfolgreiche Positionierung des Produkts am österreichischen Markt und Übertragung der zugrunde liegenden Überlegungen auch in andere Märkte stellt eine Priorität für das Jahr 2015 dar und ist eine Chance, Lebensversicherung auch zukunftsorientiert zu gestalten.

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