Wirtschaftliches Umfeld
Die Wirtschaftsentwicklung war im Jahr 2020 allem voran von der Coronapandemie bzw. den damit verbundenen Restriktionen geprägt. Zu Frühlingsbeginn führten die stark steigenden Covid-19-Fallzahlen im Euroraum zu harschen Einschränkungen der Geschäftsaktivitäten. Damit einher ging eine beispiellose Rezession, die beinahe alle Wirtschaftsbereiche betraf. Als Folge brach das BIP im Euroraum in der ersten Jahreshälfte 2020 um kumuliert rund 15 Prozent ein, und die Industrieproduktion lag im April 2020 beinahe 30 Prozent unter dem Wert zu Jahresbeginn. Dabei waren – anders als in früheren Krisen – nicht nur in zyklischen Sektoren heftige Schwankungen zu beobachten, sondern auch im Dienstleistungssektor sowie im privaten Konsum.
Beginnend ab Mai 2020 schnellte mit der Lockerung der Restriktionen auch die Wirtschaftsaktivität im Euroraum wieder nach oben, Teilbereiche konnten sogar wieder bis an das Vor-Corona-Niveau aufschließen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die im Frühjahr verlorene Produktionsleistung bzw. Endnachfrage bei Weitem nicht wettgemacht wurde und der gesamtwirtschaftliche Output im dritten Quartal immer noch um rund 4 Prozent unter dem Niveau von Ende 2019 lag. Um die erneut stark steigende Ausbreitung von Covid-19 unter Kontrolle zu bringen, wurden in Europa ab September 2020 und vor allem im November 2020 wieder teils starke Einschränkungen eingeführt. Vor allem der Dienstleistungsbereich und somit wohl auch der private Konsum waren davon erneut stark negativ betroffen. Im Winterhalbjahr 2020/21 muss daher mit einem erneuten Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Aktivität gerechnet werden, der aber deutlich geringer ausfallen sollte als in der ersten Jahreshälfte 2020.
Der durch die Geschäftsbeschränkungen verursachte Einbruch der Konsumnachfrage dämpfte auch die Inflation. War die Teuerung zu Jahresbeginn 2020 noch bei 1,4 Prozent p. a. gelegen, bewegte sich die Inflationsrate ab August im negativen Bereich. Die EZB reagierte auf die Coronakrise und ihre Begleiterscheinungen mit einer umfangreichen geldpolitischen Lockerung. Für Banken wurden zusätzliche Refinanzierungsgeschäfte angeboten, gleichzeitig hat man die Bedingungen für die zielgerichteten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte deutlich attraktiver gestaltet. Das bestehende Anleihekaufprogramm im Volumen von 20 Milliarden Euro pro Monat wurde durch ein sogenanntes „Envelope“ von 120 Milliarden Euro bis Jahresende und ein Pandemie-Notfallkaufprogramm (PEPP) im vorläufigen Gesamtausmaß von 1.350 Milliarden Euro ergänzt. In Summe gelang es dadurch, Verwerfungen im Finanzsystem hintanzuhalten und eine günstige Kreditversorgung der öffentlichen und privaten Wirtschaft sicherzustellen.
Die Risikoprämien im Euroraum sind nach dem starken Anstieg aufgrund der Coronakrise im weiteren Jahresverlauf stark gefallen und liegen aktuell etwa auf demselben Niveau wie zu Jahresbeginn 2020. Auch die Renditen sind allgemein gesunken und liegen teils bei neuen Allzeittiefs. Einer der Hauptgründe für den seit Pandemieausbruch eingetretenen Rückgang der Spreads für Euro-Staatsanleihen waren die maßgeblichen geldpolitischen Lockerungen der EZB, allen voran die Anleihekaufprogramme, die die im Markt verfügbare Nettoliquidität verringerten. Zusätzlich haben die von der EU geplanten Wiederaufbauhilfen das Vertrauen der Anleger in die Kreditwürdigkeit der Länder des Euroraums gestärkt: Durch direkte Schuldenaufnahmen der EU, die eine kostengünstige Finanzierung sicherstellen, sollen Zuschüsse und Kredite an die Mitgliedsländer gewährt werden. Ein weiterer Faktor für den Rückgang der Risikoprämien waren und sind die Erwartungen hinsichtlich der mittlerweile angelaufenen Impfprogramme und der daraus erhofften wirtschaftlichen Erholung.