UNIQA Group Nachhaltigkeitsbericht 2017
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
meine Vorstandskollegen und ich gehören einer Generation an, die sich in ihrer Jugend sehr kritisch mit den politischen Haltungen unserer Eltern und Großeltern auseinandergesetzt hat: Themen wie die Nutzung von Atomenergie, gleiche Bildungschancen für alle, die Bedeutung von Umweltschutz – Stichwort Hainburger Au – oder der Umgang weiter Teile der politischen Parteienlandschaft und der Bevölkerung mit Österreichs Rolle vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus – Stichwort Waldheim-Affäre – haben uns beschäftigt. Der Starrsinn des in unseren Augen selbstgerechten Establishments hat uns wütend gemacht. Klar war, wir würden als Erwachsene ganz anders sein.
Heute sind wir Erwachsene und selbst Establishment. Viel schlimmer: In den Augen vieler Österreicher gehören wir als Manager noch dazu zu „denen da oben“. Das Großartige daran ist aber, dass wir von drei langfristig denkenden Kernaktionären das Vertrauen und die Möglichkeit erhalten haben, nachhaltig zu gestalten. Vorbild zu sein. Das bedeutet, die Verantwortung für unsere knapp 10 Millionen Kunden, für unsere Geschäftspartner, für unsere Investoren, für die Umwelt um uns herum und für unsere Mitarbeiter bestmöglich wahrzunehmen. Diesen letzten Satz lesen Sie – bis auf die 10 Millionen Kunden – so ziemlich ident in jedem Nachhaltigkeitsbericht dieser Welt. Ich habe deswegen lange gezögert, ihn zu schreiben. Auch, weil wir ihn tatsächlich so meinen und dadurch jeden Tag in einem Spannungsfeld agieren: Bieten wir mit unseren Leistungen unseren Kunden wirklich einen fairen, nachhaltigen Gegenwert für ihr Geld? Sind wir tatsächlich transparent und klar genug? Oder sind wir in Wahrheit immer noch über das Kleingedruckte froh? Geben wir kurzfristigen Quartalsergebnissen den Vorzug gegenüber der langfristigen, nachhaltigen Wertsteigerung? Und was uns selbst betrifft: Wo sind wir anfällig, dass Gier und Eitelkeit die besten Vorsätze und die Firmenkultur fressen?
Liebe Leserinnen und Leser, die Antwort ist bestechend einfach: Als Vater von drei Kindern weiß ich, dass wir in allen Aspekten des Lebens – privat wie beruflich – eine Verantwortung gegenüber jenen haben, die nach uns kommen. Das, was uns auf eine bestimmte Zeit anvertraut wurde, sorgsam zu pflegen. Und, wenn es geht, besser zu übergeben, als wir es übernommen haben. Oder es werden auch unsere Enkelkinder einmal sagen, dass sie als Erwachsene ganz anders sein wollen. [GRI 102-14]
Viel Freude beim Lesen und herzliche Grüße,
Andreas Brandstetter
CEO UNIQA Group