6. Risikobericht
6.5 Risikoprofil
Das Risikoprofil von UNIQA ist sehr stark von den Lebens- und Krankenversicherungsbeständen der UNIQA Österreich Versicherungen AG beeinflusst. Durch diesen Umstand nimmt das Marktrisiko im Risikoprofil von UNIQA die zentrale Rolle ein. Die Zusammensetzung des Marktrisikos ist im Kapitel „Marktrisiko“ dargestellt.
Die Tochtergesellschaften in Zentraleuropa (CE = Ungarn, Tschechische Republik, Slowakei und Polen) betreiben das Versicherungsgeschäft im Schaden- und Unfallbereich sowie im Lebens- und Krankenversicherungsbereich.
In den Regionen Südosteuropa (SEE) und Osteuropa (EE) überwiegt zurzeit noch das Versicherungsgeschäft im Schaden- und Unfallbereich und hier speziell im Kfz-Segment.
Dieser Umstand ist für UNIQA insofern von Bedeutung, als damit ein hohes Diversifikationselement zu dem von den österreichischen Gesellschaften dominierten Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft geschaffen wird.
Die risikospezifischen Besonderheiten der Regionen manifestieren sich auch in den durch den internen Bewertungsansatz ermittelten Risikoprofilen.
In der UNIQA Group werden nach jeder Rechnung für die Lebens-, Nichtlebens- und Kompositversicherer von UNIQA Referenzprofile erstellt und mit dem Risikoprofil der jeweiligen Gesellschaften verglichen. Aus den Referenzprofilen folgt, dass für die Kompositversicherer das Verhältnis zwischen markt- und versicherungstechnischem Risiko ausgeglichen ist. Zusätzlich kann bei den Kompositversicherern der höchste Diversifikationseffekt erzielt werden.
Markt- und Kreditrisiken
Markt- und Kreditrisiken sind je nach Kapitalanlagestruktur unterschiedlich gewichtet und verschieden stark ausgeprägt. In der nachfolgenden Tabelle werden die Kapitalanlagen, nach Veranlagungsklassen aufgegliedert, dargestellt.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
Verzinsliche Wertpapiere |
16.693.001 |
19.557.462 |
Aktien |
438.324 |
374.323 |
Alternative Investments |
32.732 |
38.263 |
Beteiligungen |
770.989 |
813.192 |
Darlehen |
40.033 |
59.136 |
Immobilien |
1.554.036 |
1.623.425 |
Liquidität |
1.129.886 |
1.829.284 |
Summe |
20.659.000 |
24.295.085 |
Die Auswirkungen der Markt- und Kreditrisiken auf den Wert der Kapitalanlagen beeinflussen auch die Höhe der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten. Es besteht somit insbesondere in der Lebensversicherung eine Abhängigkeit zwischen der Entwicklung der Vermögenswerte und der Verbindlichkeiten aus den Versicherungsverträgen. UNIQA beobachtet die Ertragserwartungen und Risiken der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten aus Versicherungsverträgen im Rahmen des ALM-Prozesses. Ziel ist es, mit möglichst hoher Sicherheit jenen Kapitalertrag zu erzielen, der nachhaltig höher ist als die Fortschreibung der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten. Dabei werden Vermögenswerte und Schulden in unterschiedlichen Abrechnungskreisen geführt.
Die folgenden beiden Tabellen zeigen die wichtigsten Abrechnungskreise, die sich aus den verschiedenen Produktkategorien ergeben.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
Langfristige Lebensversicherungsverträge mit Garantieverzinsung und Gewinnbeteiligung |
12.664.450 |
16.411.343 |
Langfristige Verträge der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung |
4.879.928 |
5.226.748 |
Langfristige Krankenversicherungsverträge |
3.352.381 |
3.174.365 |
Kurzfristige Verträge der Schaden- und Unfallversicherung |
4.755.872 |
4.825.969 |
Summe |
25.652.631 |
29.638.424 |
Diese Werte beziehen sich auf folgende Bilanzpositionen:
- Sachanlagen
- Als Finanzinvestitionen gehaltene Immobilien
- Nach Equity-Methode bilanzierte Beteiligung
- Kapitalanlagen
- Kapitalanlagen der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung
- Laufende Guthaben bei Kreditinstituten und Kassenbestand
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
Langfristige Lebensversicherungsverträge mit Garantieverzinsung und Gewinnbeteiligung |
11.836.846 |
15.479.470 |
Langfristige Verträge der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung |
4.846.591 |
5.175.437 |
Langfristige Krankenversicherungsverträge |
2.880.768 |
2.779.801 |
Kurzfristige Verträge der Schaden- und Unfallversicherung |
2.708.379 |
2.869.625 |
Summe |
22.272.584 |
26.304.334 |
Diese Werte beziehen sich auf folgende Bilanzpositionen:
- Versicherungstechnische Rückstellungen
- Versicherungstechnische Rückstellungen der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung
- Rückversicherungsverbindlichkeiten (nur Depotverbindlichkeiten aus dem abgegebenen Rückversicherungsgeschäft)
- Rückversicherungsanteil an den versicherungstechnischen Rückstellungen
- Rückversicherungsanteil an den versicherungstechnischen Rückstellungen der fonds- und der indexgebundenen Lebensversicherung
Zinsrisiko
Zinsrisiko besteht für alle aktiv- und passivseitigen Bilanzposten, deren Wert in Abhängigkeit von Änderungen der risikofreien Zinskurven oder deren Volatilitäten schwankt. Aufgrund der Veranlagungsstruktur und des hohen Anteils an zinstragenden Wertpapieren in der Asset Allocation ist das Zinsrisiko ein wesentlicher Bestandteil des Marktrisikos. Durch die im Jahr 2012 implementierte ALM-basierte Veranlagungsstragegie konnte in den letzten Jahren jedoch eine strukurelle Reduktion des Zinsrisikos erzielt werden.
Die folgende Tabelle zeigt die Struktur der Restlaufzeiten der verzinslichen Wertpapiere sowie der als Ausleihungen reklassifizierten Anleihen. Die Realverzinsung, errechnet anhand der gewichteten Durchschnittsrendite und bezogen auf den Kaufpreis bei festverzinslichen Wertpapieren, liegt bei durchschnittlich 2,13 Prozent.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
Bis zu 1 Jahr |
1.370.025 |
1.095.058 |
Mehr als 1 Jahr bis zu 3 Jahren |
2.120.877 |
3.282.360 |
Mehr als 3 Jahre bis zu 5 Jahren |
2.372.347 |
2.845.054 |
Mehr als 5 Jahre bis zu 7 Jahren |
2.553.898 |
3.472.911 |
Mehr als 7 Jahre bis zu 10 Jahren |
2.420.522 |
2.954.254 |
Mehr als 10 Jahre bis zu 15 Jahren |
2.232.827 |
2.436.602 |
Mehr als 15 Jahre |
3.459.282 |
3.273.532 |
Summe |
16.529.778 |
19.359.770 |
Im Vergleich dazu wird in der nachfolgenden Tabelle die Deckungsrückstellung vor Rückversicherung in der Kranken- und Lebensversicherung sowie in der Nichtlebensversicherung die Bruttorückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle auf Jahresbänder aufgeteilt. In der Kranken- und Lebensversicherung erfolgte die Aufteilung anhand der erwarteten Cashflows aus dem ALM-Prozess.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
Bis zu 1 Jahr |
1.334.940 |
1.276.255 |
Mehr als 1 Jahr bis zu 3 Jahren |
2.311.871 |
3.071.023 |
Mehr als 3 Jahre bis zu 5 Jahren |
1.434.894 |
1.914.474 |
Mehr als 5 Jahre bis zu 7 Jahren |
1.177.977 |
1.414.351 |
Mehr als 7 Jahre bis zu 10 Jahren |
1.797.645 |
2.039.901 |
Mehr als 10 Jahre bis zu 15 Jahren |
2.307.471 |
2.780.886 |
Mehr als 15 Jahre |
5.357.720 |
6.497.525 |
Summe |
15.722.518 |
18.994.414 |
Aufgrund der besonderen Bedeutung des ALM-Prozesses in der Lebensversicherung wird im Folgenden der Fokus auf dieses Segment gelegt. Aus praktischen Gründen ist das Ziel der Fristenkongruenz (Cash Flow Matching) auf Aktiv- und Passivseite nicht vollständig zu realisieren: Die Duration der Assets der Lebensversicherung beträgt 8,1, die der Liabilities ist jedoch länger. Dies wird als „Duration Gap“ bezeichnet, der zu einem Zinsänderungsrisiko führt, das in der Solvency-II-Risikokapitalberechnung mit Kapital zu unterlegen ist. Der Rechnungszins, der bei der Zeichnung von Neugeschäft der Kalkulation zugrunde gelegt werden darf, richtet sich in den meisten Gesellschaften von UNIQA nach einer Höchstzinssatzverordnung der jeweiligen lokalen Aufsichtsbehörde. In all jenen Ländern, in denen der höchstzulässige Rechnungszins nicht per Verordnung geregelt ist, werden durch die verantwortlichen Aktuare entsprechend vorsichtige und marktgerechte Annahmen getroffen. Für den Kernmarkt Österreich beträgt der zulässige Höchstzins seit 1. Jänner 2017 0,5 Prozent pro Jahr. Im Bestand befinden sich jedoch auch ältere Verträge mit Rechnungszinssätzen. In den relevanten Märkten der UNIQA Group betragen diese bis zu 4,0 Prozent pro Jahr.
Die folgende Tabelle gibt eine Indikation der durchschnittlichen Rechnungszinssätze je Region.
Angaben in % |
EUR |
USD |
Lokale |
||
|
|||||
Österreich (AT) |
2,5 |
- |
- |
||
Zentraleuropa (CE) |
3,5 |
- |
3,3 |
||
Osteuropa (EE) |
3,6 |
4,0 |
3,4 |
||
Südosteuropa (SEE) |
2,8 |
2,4 |
1,7 |
||
Russland (RU) |
3,0 |
3,0 |
4,0 |
Da diese Zinssätze vom Versicherungsunternehmen garantiert werden, besteht das finanzielle Risiko darin, dass diese Renditen nicht erwirtschaftet werden können. Da in der klassischen Lebensversicherung überwiegend in zinstragende Titel (Anleihen, Ausleihungen etc.) investiert wird, stellt die Unvorhersehbarkeit der langfristigen Zinsentwicklung das bedeutendste finanzielle Risiko eines Lebensversicherungsunternehmens dar. Das Anlage- und Wiederanlagerisiko besteht darin, dass Prämien, die in der Zukunft eingehen, zu einem bei Abschluss garantierten Zinssatz angelegt werden müssen. Es ist aber durchaus möglich, dass zur Zeit des Prämieneingangs keine entsprechenden Titel erhältlich sind. Ebenso müssen künftige Erträge zumindest zum Rechnungszins wiederveranlagt werden. Aus diesem Grund hat sich UNIQA in den wichtigsten Märkten bereits dazu entschieden, Produkte anzubieten, die keinen oder nur noch einen geringen Rechnungszins beinhalten.
Spreadrisiko
Aufgrund der Tatsache, dass durch den ALM-Prozess das Zinsrisiko stark reduziert werden konnte, stellt das ebenfalls zu einem überwiegenden Anteil aus den verzinslichen Wertpapieren stammende Spreadrisiko den größten Marktrisikoanteil gemäß Solvency-II-Standardansatz dar. Spreadrisiko bezeichnet das Risiko von Preisveränderungen aktiv- und passivseitiger Bilanzposten aufgrund von Veränderungen der Kreditrisikoaufschläge oder deren Volatilität und wird gemäß Solvency-II-Richtlinien für einzelne Wertpapiere in Abhängigkeit von deren Bonität (Rating) und Duration ermittelt. Bei der Veranlagung von Wertpapieren wird – unter Abwägung der Ertragschancen und Risiken – in Titel unterschiedlichster Bonität (Rating) investiert.
In der nachfolgenden Tabelle wird die Kreditqualität jener zinssensitiven Wertpapiere, die weder überfällig noch wertberichtigt sind, anhand deren Ratings dargestellt.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
AAA |
3.227.227 |
4.801.934 |
AA |
5.335.448 |
4.190.494 |
A |
3.763.978 |
3.816.635 |
BBB |
2.351.805 |
4.186.371 |
BB |
1.151.994 |
1.219.575 |
B |
124.947 |
687.580 |
<=CCC |
29.206 |
102.039 |
Nicht geratet |
545.173 |
355.142 |
Summe |
16.529.778 |
19.359.770 |
Aktienrisiko
Aktienrisiko ergibt sich aus Wertänderungen von Aktien und aktienähnlichen Anlagen aufgrund von Schwankungen der internationalen Aktienmärkte und entsteht damit insbesondere aus den Veranlagungsklassen Aktien und Beteiligungen. Die effektive Aktienquote wird über den selektiven Einsatz derivativer Finanzinstrumente zu Absicherungszwecken gesteuert.
Das zum Stichtag aus Aktienveranlagungen und Beteiligungen resultierende Aktienrisiko von UNIQA wurde im Zuge der Implementierung einer ALM-basierten Veranlagungsstrategie in den letzten Jahren reduziert und spielt in der Zusammensetzung des ECR-Marktrisikos nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Währungsrisiko
Währungsrisiko entsteht durch Wechselkursschwankungen und deren Volatilität. Aufgrund des internationalen Versicherungsgeschäfts veranlagt UNIQA in Wertpapieren unterschiedlicher Währungen und folgt dabei dem Prinzip, eine währungskongruente Bedeckung der Verbindlichkeiten auf Deckungsstock- bzw. Gesellschaftsebene zu gewährleisten. Trotz des selektiven Einsatzes derivativer Finanzinstrumente zu Absicherungszwecken ist es nicht immer kosteneffizient möglich oder aus Veranlagungsgesichtspunkten zielführend, eine vollständige Währungskongruenz zwischen Aktiv- und Passivseite zu erreichen. Den größten Risikobeitrag verursachten wie schon im Vorjahr Veranlagungen in US-Dollar. Die folgende Tabelle zeigt einen Aufriss der Aktiva und Passiva nach Währungen.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
|
Aktiva |
Rückstellungen und Verbindlichkeiten |
|
EUR |
29.645.082 |
27.759.009 |
USD |
738.810 |
81.978 |
CZK |
525.420 |
443.214 |
HUF |
450.209 |
542.874 |
PLN |
944.326 |
832.182 |
RON |
282.564 |
209.137 |
Sonstige |
1.052.749 |
558.000 |
Summe |
33.639.160 |
30.426.394 |
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2015 |
|
Aktiva |
Rückstellungen und Verbindlichkeiten |
|
EUR |
29.375.071 |
27.558.588 |
USD |
807.472 |
48.595 |
CZK |
523.651 |
436.469 |
HUF |
428.907 |
523.297 |
PLN |
927.607 |
816.640 |
RON |
258.289 |
189.655 |
Sonstige |
976.877 |
558.261 |
Summe |
33.297.873 |
30.131.504 |
Liquiditätsrisiko
Um sicherzustellen, dass UNIQA den Zahlungsverpflichtungen innerhalb der nächsten zwölf Monate nachkommen kann, erfolgt eine laufende Liquiditätsplanung. Zudem wird für die einzelnen Gesellschaften je nach Geschäftsmodell auf Vorstandsebene ein Mindestbetrag an Barreserven definiert, der auf Tagesbasis verfügbar sein muss.
Zur Bedeckung der Verbindlichkeiten, deren Laufzeit zwölf Monate überschreitet, wird im Rahmen des ALM-Prozesses in der Veranlagung eine höchstmögliche, wenn auch nicht vollständige Fristenkongruenz zwischen Aktiv- und Passivseite verfolgt. Abgesehen davon ist ein Großteil des Wertpapierbestands auf liquiden Märkten börsennotiert und im Fall von Liquiditätsbelastungen kurzfristig und ohne signifikante Liquiditätsabschläge veräußerbar.
Für Private-Equity-Veranlagungen bestehen noch Restzahlungsverpflichtungen in Höhe von 1,2 Millionen Euro.
Spezifische Ereignisse im Jahr 2016
Die bestehende politische Unsicherheit in der Ukraine durch den seit dem Jahr 2014 bewaffnet ausgetragenen Konflikt im Osten des Landes zwischen Russland nahestehenden Separatisten und der ukrainischen Zentralregierung erweist sich weiterhin als Bürde für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Für die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landes sind laut Internationalem Währungsfonds, der das Land im Rahmen eines im Jahr 2014 beschlossenen Programms in Höhe von 17,5 Milliarden Dollar unterstützt, zudem Maßnahmen zur Bekämpfung der grassierenden Korruption sowie wirtschaftliche Strukturreformen notwendig. Da die Umsetzung dieser geforderten Maßnahmen teilweise auf Widerstand stößt, ist eine fristgerechte Bedienung der Staatsschulden trotz internationaler Unterstützung nicht zwangsläufig gewährleistet. Im Jahr 2015 erfolgte ein Schuldenschnitt der von internationalen Gläubigern gehaltenen ukrainischen Staatsanleihen in Höhe von 20 Prozent.
Der Bestand an ukrainischen Staatsanleihen in der UNIQA Group zum Stichtag 31. Dezember 2016 beläuft sich auf ein Nominale von 34,2 Millionen Euro und einen beizulegenden Zeitwert von 30,1 Millionen Euro. Davon sind 31,2 Millionen Nominale in der ukrainischen Tochtergesellschaft investiert.
Die ukrainische Währung Hrywnja (UAH) hat im Lauf des Jahres 2016 einen Kursverlust von ungefähr –7,8 Prozent gegenüber dem Euro erlitten (Kurs per 31. Dezember 2016: 0,0353). Der beizulegende Zeitwert des Gesamtbestands an UAH-Wertpapieren in der UNIQA Group beträgt 11,7 Millionen Euro.
Die aufgrund des Ukraine-Konflikts erlassenen EU-Sanktionen gegenüber Russland sowie der niedrige Preis für Rohöl hatten einen starken negativen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung in den Jahren 2015 und 2016. In Erwartung einer Rückkehr zum Wirtschaftswachstum für das Jahr 2017 (Einschätzung gemäß Internationalem Währungsfonds) erholte sich der Wechselkurs des Rubels gegenüber dem Euro jedoch von 0,0124 (31. Dezember 2015) auf 0,0156 (31. Dezember 2016). Der mit dem Anstieg des Wechselkurses einhergehende Rückgang des Zinsniveaus wirkte wertsteigernd auf die in Rubel denominierten Wertpapiere, deren Zeitwert zum Stichtag 116,1 Millionen Euro beträgt. Davon sind 101,4 Millionen Euro im Veranlagungsbestand der russischen Tochtergesellschaft investiert. Das Nominale an (nicht nur in Rubel denominierten) russischen Staatsanleihen im Portfolio der UNIQA Group beträgt 131,2 Millionen Euro (davon 112,0 Millionen Euro in der russischen Tochtergesellschaft) mit einem beizulegenden Zeitwert in Höhe von 128,8 Millionen Euro.
UNIQA ist bestrebt, Veranlagungskonzentrationen in Wertpapiere einzelner Emittenten bzw. Gruppen von Emittenten in Abhängigkeit von deren Bonität so niedrig wie möglich zu halten.
Der am 23. Juni 2016 in einem Referendum beschlossene Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU („Brexit“) hatte unmittelbar starke, von Risikoaversion geprägte Reaktionen an den Finanzmärkten zur Folge, die auch einen negativen Effekt auf die ökonomische Bilanz (gemäß Solvency II) der UNIQA Group hatte. Aufgrund der relativ zeitnahen Korrektur der Finanzmärkte beschränken sich die Konsequenzen dieser Entscheidung für die UNIQA Group allerdings auf die als gering eingeschätzten Auswirkungen auf die langfristige wirtschaftliche Entwicklung der für UNIQA relevanten Kernmärkte in Österreich, Zentral-, Ost- und Südosteuropa bzw. auf die in britischen Pfund, das durch den Brexit nachhaltig unter Abwertungsdruck geriet, gehaltenen Investments. Der Marktwert der in britischen Pfund denominierten Investments betrug zum 31. Dezember 2016 1,7 Millionen Euro (Nominale in Höhe von 1,7 Millionen Euro).
Sensitivitäten
Markt- und Kreditrisiken
Zur Messung und Steuerung des Markt- und Kreditrisikos und deren Komponenten werden neben den etablierten Markt- und Kreditrisikomodellen (MCEV, SCR, ECR u. ä.) insbesondere Stresstests und Sensitivitätsanalysen eingesetzt.
In den folgenden Tabellen werden die wichtigsten Marktrisiken in Form von Sensitivitätskennzahlen sowie deren Auswirkungen auf das Periodenergebnis und das Eigenkapital dargestellt. Bei diesen Angaben handelt es sich um eine Stichtagsbetrachtung, die lediglich einen Anhaltspunkt für zukünftige Veränderungen des beizulegenden Zeitwerts darstellen soll. In Abhängigkeit vom anzuwendenden Bewertungsprinzip können etwaige zukünftige Verluste aus der Bewertung zum beizulegenden Zeitwert zu unterschiedlichen Schwankungen im Periodenergebnis oder im sonstigen Ergebnis führen. Die Kennzahlen werden auf Basis finanzmathematischer Grundlagen theoretisch berechnet und berücksichtigen keine Diversifikationseffekte zwischen den einzelnen Marktrisiken bzw. keine gegensteuernden Maßnahmen, die in verschiedenen Marktszenarien getroffen werden können.
Die Sensitivitäten werden ermittelt, indem jedes Szenario für jede einzelne Position durchgespielt wird, wobei alle anderen Parameter jeweils konstant gehalten werden.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
||
+100 |
–100 |
+100 |
–100 |
|
Staatsanleihen |
–755.100 |
641.797 |
–828.880 |
754.498 |
Unternehmensanleihen (inkl. Covered) |
–333.366 |
181.071 |
–314.099 |
198.892 |
Sonstige |
–28.373 |
8.757 |
–7.595 |
2.819 |
Summe |
–1.116.839 |
831.625 |
–1.150.574 |
956.209 |
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
||
30 % |
–30 % |
30 % |
–30 % |
|
Summe |
220.730 |
–173.966 |
419.822 |
–234.195 |
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
||
10 % |
–10 % |
10 % |
–10 % |
|
USD |
50.257 |
–50.261 |
47.582 |
–42.443 |
HUF |
22.718 |
–22.718 |
21.702 |
–21.702 |
RON |
17.868 |
–17.868 |
15.257 |
–15.257 |
CZK |
34.196 |
–34.196 |
35.668 |
–35.668 |
PLN |
43.386 |
–43.386 |
42.658 |
–42.658 |
Sonstige |
54.219 |
–53.228 |
50.161 |
–49.057 |
Summe |
222.645 |
–221.659 |
213.027 |
–206.784 |
2016 |
Zinsschock |
Zinsschock |
Spreadschock |
Aktienschock |
Aktienschock |
Währungsschock1 |
Währungsschock1 |
||
Angaben in Tausend Euro |
|||||||||
|
|||||||||
GuV |
–11.262 |
–7.036 |
–9.918 |
35.475 |
–29.443 |
184.378 |
–183.309 |
||
Eigenkapital |
–1.091.855 |
827.829 |
–1.105.996 |
185.254 |
–144.522 |
14.671 |
–14.671 |
||
Summe |
–1.103.117 |
820.793 |
–1.115.914 |
220.730 |
–173.966 |
199.049 |
–197.980 |
2015 |
Zinsschock |
Zinsschock |
Spreadschock |
Aktienschock |
Aktienschock |
Währungsschock2 |
Währungsschock2 |
||
Angaben in Tausend Euro |
|||||||||
|
|||||||||
GuV |
608 |
3.446 |
–13.865 |
211.893 |
–83.817 |
181.010 |
–174.766 |
||
Eigenkapital |
–1.137.239 |
942.548 |
–1.235.681 |
207.929 |
–150.378 |
8.855 |
–8.855 |
||
Summe |
–1.136.631 |
945.994 |
–1.249.545 |
419.822 |
–234.195 |
189.865 |
–183.622 |
Lebensversicherung
In der Lebensversicherung stellen die Zinsannahmen den wesentlichen Einflussfaktor auf den Liability-Adequacy-Test sowie die „Deferred Acquisition Costs“ dar. Aus diesem Grund sind im Folgenden Auswirkungen der impliziten Neugeldannahme (inklusive Reinvestitionen) angegeben.
Geht man von einer erhöhten Neugeldannahme um +100 bp aus, so resultiert das in einem Nettoeffekt (nach Berücksichtigung latenter Gewinnbeteiligung) in Höhe von +9 Millionen Euro. Eine Verringerung dieser Annahme um –100 bp hat einen Nettoeffekt von –10 Millionen Euro zur Folge. Die beschriebenen Effekte beziehen sich auf Änderungen in den „Deferred Acquisition Costs“ sowie den Einfluss auf den Liability-Adequacy-Test. Die Ergebnisse wurden anhand des traditionellen Geschäfts in Österreich ermittelt, die den Großteil der Deckungsrückstellung der Gruppe ausmachen.
Nichtlebensversicherung
Die Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle wird auf Basis bereits gemeldeter Schadenfälle und unter Anwendung von anerkannten statistischen Methoden gebildet. Eine wesentliche Annahme dabei ist, dass die beobachteten Schadenmuster aus der Vergangenheit eine sinnvolle Extrapolation in die Zukunft erlauben. In Fällen, in denen diese Annahme verletzt ist, müssen zusätzliche Anpassungen getroffen werden.
Die Berechnung der Schadenrückstellungen ist aufgrund der Abwicklungsdauer der Schäden mit Unsicherheit verbunden. Zusätzlich zum normalen Zufallsrisiko gibt es auch andere Faktoren, die einen Einfluss auf die zukünftige Abwicklung der schon eingetreten Schadenfälle haben können. Insbesondere erwähnt sei der Reservierungsprozess für Gerichtsschäden im Bereich der Schaden-/Unfallversicherung. Für diese Schäden wird in der Regel eine Reserveschätzung auf Basis von Expertenwissen erstellt, die jedoch speziell bei Größtschäden zu Beginn der gerichtlichen Einbringung einer hohen Volatilität ausgesetzt sein kann.
Das Partialmodell in der Schaden-/Unfallversicherung stellt dabei ein geeignetes Instrument dar, um die Volatilität im Abwicklungsprozess zu quantifizieren. Nach Analyse dieser Modellergebnisse und Hinzuziehung von Experten wurde ermittelt, dass eine Abweichung von 5 Prozent zur ermittelten Basisrückstellung ein realistisches Szenario darstellen kann. Auf Basis der aktuellen Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle von 2.202 Millionen Euro (ohne zuzügliche Reservebestandteile wie Rückstellung für Schadenregulierung) im Konzern auf Bruttobasis würde das einen um 110,1 Millionen Euro höheren Schadenaufwand bedeuten.
Krankenversicherung
Auch die Krankenversicherung nach Art der Lebensversicherung ist inzwischen von der Niedrigzinsphase betroffen, da es in den derzeit in Deckung befindlichen Tarifen Rechnungszinsen hauptsächlich von 3 Prozent, aber teilweise auch von 2,5 Prozent und 1,75 Prozent gibt. Da der durchschnittliche Rechnungszins noch relativ hoch ist, könnten die Kapitalerträge möglicherweise nicht für die notwendige Zuführung zum Deckungskapital ausreichen. Eine Verringerung der Kapitalerträge um 100 bp (Basis: Veranlagungsergebnis 2016) würde das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) um ca. 30 Millionen Euro verringern.
Versicherungstechnische Risiken
Nichtleben
Das versicherungstechnische Risiko Nichtleben wird in die drei Kategorien Prämien-, Reserve- und Katastrophenrisiko unterteilt.
Dabei definiert sich das Prämienrisiko als das Risiko, dass zukünftige Leistungen und Aufwendungen aus dem Versicherungsbetrieb höher sind als die dafür vereinnahmten Prämien. Solch ein Verlust kann im Versicherungsbetrieb auch von außergewöhnlich hohen, aber selten auftretenden Schadenereignissen hervorgerufen werden, sogenannten Groß- oder Größtschäden. Um diese Ereignisse auch in der Risikomodellierung ausreichend zu berücksichtigen, werden entsprechende Verteilungsannahmen gesetzt.
Eine weitere Bedrohung durch Ereignisse mit niedriger Frequenz, aber hohen Verlusten stellen Naturkatastrophen dar. Dieses Risiko umfasst finanzielle Verluste, die durch Naturgefahren wie Flut, Sturm, Hagel oder Erdbeben hervorgerufen werden. Im Gegensatz zu einzelnen Großschäden spricht man in diesem Fall auch von einem Schadenkumul.
Das Reserverisiko beschreibt das Risiko, dass die gebildeten versicherungstechnischen Rückstellungen für bereits eingetretene Schadenfälle nicht ausreichend sind. Man spricht dann von einem Abwicklungsverlust. Die Schadenreserve wird unter Anwendung von aktuariellen Methoden berechnet. Externe Einflüsse, wie veränderte Schadenhöhen oder Frequenzen, Rechtsprechung, Reparatur- und Behandlungskosten, können zu einer Abweichung zur Schätzung führen.
Um diesen Risiken entgegenzuwirken und sie aktiv zu managen, laufen bei UNIQA mehrere in den Versicherungsbetrieb integrierte Prozesse. So regelt zum Beispiel eine Konzernrichtlinie, dass Neuprodukte nur dann eingeführt werden dürfen, wenn sie gewisse Profitabilitätskriterien erfüllen. Durch spezielles Risikomanagement im Underwriting (vor allem im Corporate-Bereich) sowie Bereitstellung der entsprechenden Rückversicherungskapazität werden auch Großschäden und Naturkatastrophen entsprechend gemanagt.
Auch in der Schadenreservierung regelt eine Richtlinie, wie von den lokalen Einheiten bei der Bildung von IFRS-Schadenreserven vorzugehen ist. Ein quartalsweises Monitoring und ein interner Validierungsprozess stellen die Qualität der Reservierung in der gesamten Gruppe sicher.
Ein wesentliches Element in der Risikomessung und in weiterer Folge der Risikosteuerung stellt das Partialmodell Non-Life dar. Dieses Risikomodell quantifiziert mittels stochastischer Simulationen den Risikokapitalbedarf pro Risikoklasse auf Gesellschafts- und auch auf Gruppenebene. Weiters erhält man aus dem Modell auch weitere Kennzahlen, die in eine risiko- und wertorientierte Steuerung des Versicherungsgeschäfts einfließen.
Leben
Das Risiko eines einzelnen Versicherungsvertrags liegt darin, dass das versicherte Ereignis eintritt. Der Eintritt wird als zufällig und daher nicht vorhersehbar angesehen. In der Lebensversicherung – speziell in der klassischen Lebensversicherung – bestehen verschiedene Risiken. Das Versicherungsunternehmen übernimmt dieses Risiko gegen eine entsprechende Prämie. Zur Kalkulation der Prämien stützt sich der Aktuar auf folgende vorsichtig gewählten Rechnungsgrundlagen:
- Zins: Der Rechnungszins wird so niedrig angesetzt, dass dieser in jedem Jahr erwartungsgemäß erwirtschaftet werden kann.
- Sterblichkeit: Die Sterbewahrscheinlichkeiten werden je nach Versicherungsart bewusst vorsichtig kalkuliert.
- Kosten: Diese werden so kalkuliert, dass die auf den Vertrag entfallenden Kosten dauerhaft aus der Kostenprämie abgedeckt werden können.
Durch die vorsichtige Wahl der Rechnungsgrundlagen entstehen planmäßig Gewinne, die den Versicherungsnehmern im Wege der Gewinnbeteiligung entsprechend dem Gewinnplan in angemessener Höhe gutgeschrieben werden.
Die Kalkulation der Prämien stützt sich weiters auf die Annahme eines großen homogenen Bestands von unabhängigen Risiken, sodass die Zufälligkeit, die einem einzelnen Versicherungsvertrag innewohnt, durch das Gesetz der großen Zahl ausgeglichen wird.
Folgende Risiken bestehen für ein Lebensversicherungsunternehmen:
- Die Rechnungsgrundlagen erweisen sich trotz vorsichtiger Wahl als unzureichend.
- Zufällige Schwankungen wirken sich für den Versicherer nachteilig aus.
- Der Versicherungsnehmer übt gewisse implizite Optionen zu seinem Vorteil aus.
Die Risiken des Versicherers lassen sich in versicherungstechnische und finanzielle Risiken einteilen.
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
Österreich (AT) |
10.802.566 |
11.337.854 |
Westeuropa (WE) |
–541 |
3.203.305 |
Zentraleuropa (CE) |
340.922 |
330.588 |
Osteuropa (EE) |
31.117 |
26.802 |
Südosteuropa (SEE) |
501.436 |
492.995 |
Russland (RU) |
167.031 |
111.734 |
Summe |
11.842.533 |
15.503.278 |
Angaben in Tausend Euro |
31.12.2016 |
31.12.2015 |
||
|
||||
Österreich (AT) |
4.377.911 |
4.310.278 |
||
Westeuropa (WE) |
0 |
0 |
||
Zentraleuropa (CE) |
464.667 |
425.652 |
||
Osteuropa (EE) |
0 |
0 |
||
Südosteuropa (SEE) |
4.012 |
2.806 |
||
Russland (RU) |
0 |
0 |
||
Summe |
4.846.591 |
4.738.736 |
Das Portfolio von UNIQA besteht größtenteils aus langfristigen Versicherungsverträgen. Kurzfristige Todesfallversicherungen spielen eine untergeordnete Rolle.
In der folgenden Tabelle wird die Verteilung der Bestandsprämie nach Tarifgruppen und Regionen dargestellt.
Bestandsprämie in % |
Kapitallebensversicherung |
Ablebensversicherung |
Rentenversicherung |
|||
|
2016 |
2015 |
2016 |
2015 |
2016 |
2015 |
Österreich (AT) |
43,7 |
46,5 |
9,4 |
9,0 |
19,6 |
15,1 |
Zentraleuropa (CE) |
16,8 |
17,6 |
2,5 |
2,6 |
0,2 |
0,2 |
Osteuropa (EE) |
46,8 |
54,3 |
4,7 |
5,5 |
0,0 |
0,0 |
Südosteuropa (SEE) |
80,2 |
82,2 |
7,0 |
5,2 |
0,4 |
0,5 |
Russland (RU) |
96,8 |
96,5 |
0,0 |
0,0 |
0,0 |
0,0 |
Summe |
44,6 |
46,4 |
7,9 |
7,7 |
15,1 |
12,0 |
Bestandsprämie in % |
Fonds- und indexgebundene |
Restschuldversicherung |
Sonstige |
|||||
|
2016 |
2015 |
2016 |
2015 |
2016 |
2015 |
||
|
||||||||
Österreich (AT) |
26,2 |
28,3 |
0,0 |
0,0 |
1,1 |
1,0 |
||
Zentraleuropa (CE) |
57,6 |
57,6 |
9,1 |
8,6 |
13,7 |
13,4 |
||
Osteuropa (EE) |
0,0 |
0,0 |
44,3 |
39,5 |
4,2 |
0,6 |
||
Südosteuropa (SEE) |
2,2 |
2,0 |
0,6 |
0,7 |
9,6 |
9,4 |
||
Russland (RU) |
0,0 |
0,0 |
3,2 |
3,5 |
0,0 |
0,0 |
||
Summe |
27,6 |
29,4 |
1,7 |
1,5 |
3,1 |
2,9 |
Sterblichkeit
Bei Versicherungen mit Todesfallcharakter wird implizit ein Sicherheitszuschlag auf die Risikoprämien eingerechnet, indem der Prämienkalkulation eine Periodentafel zugrunde gelegt wird.
Durch Risikoselektion (Gesundheitsprüfung) lässt sich erreichen, dass die Sterbewahrscheinlichkeiten des Bestands stets kleiner sind als die der gesamten Bevölkerung. Weiters bewirkt der Sterblichkeitsfortschritt, dass die realen Sterbewahrscheinlichkeiten stets kleiner sind als die in der Periodentafel ausgewiesenen Werte. Analysen zum Sterblichkeitsergebnis auf Konzernebene zeigen historisch eine angemessene Prämienhöhe zur Bedeckung der Todesfallleistungen.
Aufgrund der Größe der Versichertenbestände (Lebensversicherung) von UNIQA im Markt Österreich ist die Entwicklung der Sterblichkeit hier von besonderer Bedeutung. Gemäß der veröffentlichten Sterbetafel 2010/2012 der Statistik Austria ist die Lebenserwartung gestiegen und beträgt für Neugeborene erstmals über 80 Jahre.
Sterbetafel |
Männer |
Frauen |
1970 – 72 |
66,6 |
73,7 |
1980 – 82 |
69,2 |
76,4 |
1990 – 92 |
72,5 |
79,0 |
2000 – 02 |
75,5 |
81,5 |
2010 – 12 |
78,0 |
83,3 |
Eine große Unsicherheit bedeutet die Verringerung der Sterbewahrscheinlichkeiten für die Rentenversicherung: Der Sterblichkeitsfortschritt infolge des medizinischen Fortschritts und infolge geänderter Lebensgewohnheiten ist kaum extrapolierbar.
Die Versuche einer Vorhersage dieses Effekts wurden bei der Erstellung der Generationentafeln unternommen. Allerdings existieren solche Tafeln nur für die österreichische Bevölkerung, und diese Daten sind nicht auf andere Länder anwendbar. Das Langlebigkeitsrisiko bezieht sich in der UNIQA Group hauptsächlich auf die österreichischen Lebensversicherungsgesellschaften, da Rentenprodukte in den Regionen des internationalen Geschäfts kaum gezeichnet werden.
Homogenität und Unabhängigkeit der versicherten Risiken
Ein Versicherungsunternehmen ist bestrebt, sein Portfolio aus möglichst homogenen unabhängigen Risiken zusammenzustellen – entsprechend dem klassischen deterministischen Ansatz der Prämienkalkulation. Da dies in der Praxis aber kaum möglich ist, resultiert daraus für den Versicherer ein nicht zu unterschätzendes Risiko durch zufällige Schwankungen, insbesondere durch Ausbruch epidemischer Erkrankungen, da sich hier nicht nur die kalkulatorischen Sterbewahrscheinlichkeiten als zu niedrig erweisen können, sondern auch die Voraussetzung der Unabhängigkeit der Risiken nicht mehr gegeben ist.
Antiselektion
In den Portfolios von UNIQA, insbesondere in Österreich, befinden sich große Bestände von Risikoversicherungen mit Prämienanpassungsklauseln. Diese erlauben dem Versicherer, die Prämien im Fall einer (wenig wahrscheinlichen) Verschlechterung des Sterblichkeitsverhaltens anzuheben. Dabei ist allerdings die Gefahr einer möglichen Antiselektion gegeben: Gute Risiken würden eher kündigen und schlechtere weiter im Bestand verbleiben.
Das Rentenwahlrecht bei aufgeschobenen Rentenversicherungen führt ebenfalls zu einer Antiselektion: Nur diejenigen Versicherungsnehmer, die sich sehr gesund fühlen, wählen die Rentenzahlung, alle anderen wählen die teilweise oder vollständige Kapitalzahlung. Auf diese Weise setzt sich der Rentenbestand tendenziell aus wesentlich gesünderen Personen, das heißt aus Sicht der Versicherung schlechteren Risiken, zusammen, als es dem Mittel der Bevölkerung entspricht.
Diesem Phänomen lässt sich durch entsprechende Modifikationen der Rentnersterbetafeln begegnen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Forderung, dass die Ausübung des Rentenwahlrechts spätestens ein Jahr vor Ablauf im Voraus angekündigt werden muss.
Kosten
Neben den bisher angeführten Risiken muss noch das Kostenrisiko genannt werden: Der Versicherer garantiert, während der gesamten Laufzeit des Vertrags nur die kalkulierten Kosten zu entnehmen. Hier besteht das unternehmerische Risiko, dass die Kostenprämien nicht ausreichen (z. B. durch Inflation hervorgerufene Kostensteigerungen).
Kranken
Die Krankenversicherung wird zum überwiegenden Teil in Österreich betrieben (92,4 Prozent Österreich und 7,6 Prozent international). Folglich liegt auch der Schwerpunkt für das Risikomanagement in Österreich.
Die Krankenversicherung ist eine Schadenversicherung, die in ihren Rechengrundlagen biometrische Risiken berücksichtigt und in Österreich „nach Art der Lebensversicherung“ betrieben wird.
Kündigungen durch den Versicherer sind – außer wegen Obliegenheitsverletzungen des Versicherten – nicht möglich. Die Kalkulation der Prämien ist daher so durchzuführen, dass diese bei gleichbleibenden Wahrscheinlichkeiten ausreichen, um die in der Regel mit dem Alter steigenden Versicherungsleistungen zu decken. Die Wahrscheinlichkeiten und Kostenstrukturen können sich im Laufe der Zeit häufig ändern. Aus diesem Grund gibt es für die Krankenversicherung die Möglichkeit, die Prämien immer wieder den veränderten Rechnungsgrundlagen anzupassen.
Bei der Übernahme der Risiken wird auch das vorhandene Risiko der Personen überprüft. Wird dabei festgestellt, dass bereits eine Erkrankung vorhanden ist, die ein höheres Kostenrisiko als beim kalkulierten Bestand erwarten lässt, so wird entweder diese Erkrankung aus der Erstattung ausgeschlossen, ein adäquater Risikozuschlag verlangt oder das Risiko nicht gezeichnet.
Durch die Kalkulation „nach Art der Lebensversicherung“ wird in der Krankenversicherung ein Deckungskapital (Alterungsrückstellung) aufgebaut, das in späteren Jahren wieder abgebaut wird, da daraus ein immer größerer Teil der mit dem Alter steigenden Leistungen finanziert wird.
Der Rechnungszinssatz für diese Deckungsrückstellung beträgt 3,0 2,5 oder 1,75 Prozent. Sollte der Rechnungszins durch die Veranlagung nicht erreicht werden, so sind in den Prämien Sicherheitsmargen enthalten, die für die ungenügenden Veranlagungsergebnisse verwendet werden können. Im Oktober 2013 wurde ein Rundschreiben der Österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) bezüglich des Rechnungszinses in der Krankenversicherung veröffentlicht, sodass vom 1. Jänner 2014 bis 30. April 2016 das Neugeschäft mit einem Rechnungszins von 2,5 Prozent kalkuliert wurde. Im Oktober 2015 wurde dann ein Rundschreiben der FMA versendet, dass ab spätestens 1. Mai 2016 die Tarife für den Neuverkauf einen Rechnungszins von 1,75 Prozent haben sollen. Damit ergibt sich eine weitere Verbesserung des Risikos bezüglich ungenügender Veranlagungsergebnisse. Der durchschnittliche Rechnungszins beträgt per 31. Dezember 2016 ca. 2,93 Prozent.
Die gesetzlichen Risiken sind vor allem dadurch gegeben, dass durch gesetzliche Änderungen Einfluss auf das bestehende Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherung genommen wird. Darunter fallen insbesondere Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, durch welche die derzeitigen Möglichkeiten der Anpassung an veränderte Gegebenheiten erschwert oder unmöglich gemacht bzw. die Ertragsmöglichkeiten stark verringert würden. Hier werden die Entwicklungen im Rahmen des Versicherungsverbands beobachtet und gegebenenfalls versucht, auf Fehlentwicklungen aus Sicht der privaten Krankenversicherer einzuwirken.
Ende des 2. Quartals 2007 wurde die EU-Richtlinie bezüglich der Gleichbehandlung von Männern und Frauen in der Versicherung in Österreich durch das Versicherungsrechts- Änderungsgesetz 2006 (VersRÄG 2006) umgesetzt und in der Prämienkalkulation berücksichtigt. Das bedeutete, dass Geburts- und Schwangerschaftskosten auf beide Geschlechter aufzuteilen waren. Hier wurde bisher kein signifikantes Risiko für die Ertragslage festgestellt.
Inzwischen hat sich nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für Versicherungsabschlüsse ab dem 21. Dezember 2012 eine neue Situation ergeben: Seit diesem Zeitpunkt sind nur mehr vollständig identische Prämien zwischen Männern und Frauen erlaubt, abgesehen von Alter und eventuellen individuellen Vorerkrankungen. Aus den Erfahrungen der Jahre 2013 bis 2016 hat sich keine negative Entwicklung der Bestandsstruktur des Neugeschäfts ergeben.
Das Risiko des Krankenversicherungsgeschäfts im Ausland (ca. 47,7 Millionen Euro) wird derzeit von der Schweiz dominiert (ca. 11,3 Millionen Euro), wo aber eine sichere Risikokapitalausstattung gegeben ist.
Die restlichen Prämien sind auf mehrere Unternehmen aufgeteilt und haben in der Regel dort nur untergeordnete Bedeutung.
Im Ausland ist das lebenslange Krankenversicherungsgeschäft ohne Kündigungsmöglichkeit durch den Versicherer kaum vorhanden, sodass auch aus diesem Grund das Risiko als gering einzustufen ist.
Sonstige Risiken
Operationelle Risiken
Operationelle Risiken umfassen Verluste aufgrund ungenügender oder gescheiterter interner Prozesse sowie Verluste, die von Systemen, personellen Ressourcen oder externen Ereignissen verursacht werden.
Das operationelle Risiko beinhaltet das rechtliche Risiko, nicht aber das Reputations- und das strategische Risiko. Das rechtliche Risiko ist das Risiko aus einer Unsicherheit aufgrund von Klagen oder einer Unsicherheit in der Anwendbarkeit oder Auslegung von Verträgen, Gesetzen oder anderen Rechtsvorschriften. Bei UNIQA werden rechtliche Risiken laufend überwacht und an den Vorstand berichtet. Im Rahmen des Risikomanagementprozesses von UNIQA wurde auch der Risikoprozess für operationelle Risiken in Bezug auf Methoden, Ablauf und Zuständigkeiten definiert. In allen Tochtergesellschaften ist der Risikomanager für die Einhaltung zuständig.
Die Besonderheit der operationellen Risiken ist, dass diese in allen Prozessen und Abteilungen auftreten können. Daher werden die operationellen Risiken von UNIQA in jeder operativen Gesellschaft auf einer sehr breiten Ebene identifiziert und bewertet. Die Risikoidentifikation erfolgt mithilfe eines standardisierten Risikokatalogs, der regelmäßig auf Vollständigkeit überprüft wird. Für die Bewertung dieser Risiken werden Szenarien definiert, in denen die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schadenhöhe ermittelt werden sollen. Die Ergebnisse werden dann vom Risikomanager in Form eines aggregierten Risikoberichts dargestellt.
Dieser Prozess wird standardmäßig zweimal im Jahr durchgeführt.
Business-Continuity-Management (BCM)
Die UNIQA Group – als Finanzdienstleister – gehört laut internationalen Standards zur kritischen Infrastruktur mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.
Notfälle, Krisen und Katastrophen kommen in der Regel unerwartet und können nicht geplant werden, sehr wohl aber Verfahren und Prozesse dafür, wie mit solchen Ereignissen umzugehen ist. Allerdings müssen sie als eine besondere Aufgabe des Managements behandelt werden – professionell, effizient und so schnell wie möglich.
Bei UNIQA werden durch die Implementierung eines Business-Continuity-Management-Systems die Themen Krisenvorsorge (Prävention), Krisenmanagement und Business Recovery (einschließlich Notfallplänen) berücksichtigt. Die Hauptziele sind:
- Schäden an Leib und Leben von Mitarbeitern und Dritten abzuwenden
- die Auswirkungen beim Ausfall wichtiger Geschäftsprozesse zu minimieren und
- durch stets aktuelle Notfall- und Wiederanlaufpläne entsprechend vorbereitet zu sein.
Das BCM-Modell von UNIQA basiert auf internationalen Regeln und Standards und wurde 2016 weiter umgesetzt. Durch die Implementierung eines BCM-Systems reagiert UNIQA auf die Anforderungen von Behörden (Solvabilität, kritische Infrastruktur) und des Marktes (Ausschreibungen). Dieser ganzheitliche Ansatz eines Risikomanagements reduziert aber nicht nur das Schadenpotenzial nach einem Ereignis, sondern erhöht auch tagtäglich die operative Qualität.
Reputations- und strategische Risiken
Das Reputationsrisiko bezeichnet das Verlustrisiko, das aufgrund einer möglichen Schädigung des Unternehmensrufs, einer Verschlechterung des Ansehens oder eines negativen Gesamteindrucks infolge negativer Wahrnehmung durch die Kunden, Geschäftspartner, Aktionäre oder die Aufsichtsbehörde entsteht.
Die Reputationsrisiken, die im Zuge der Kernprozesse wie zum Beispiel Schadenbearbeitung oder Beratungs- und Servicequalität auftreten, werden wie die operationellen Risiken in unseren Tochtergesellschaften identifiziert, bewertet und gesteuert.
Die wichtigsten Reputationsrisiken werden wie operationelle Risiken im Risikobericht in aggregierter Form dargestellt.
Vom Group-Risikomanagement wird anschließend analysiert, ob das betrachtete Risiko in der Gruppe oder in einer anderen Einheit auftreten kann und ob die Gefahr einer gruppeninternen „Ansteckung“ besteht.
Das strategische Risiko bezeichnet das Risiko, das aus Managemententscheidungen oder einer unzureichenden Umsetzung von Managemententscheidungen, die sich auf aktuelle/ künftige Erträge oder die Solvabilität auswirken, resultiert. Es beinhaltet das Risiko, das aufgrund inadäquater Managemententscheidungen infolge der Nichtberücksichtigung eines geänderten Geschäftsumfelds entsteht.
Die strategischen Risiken werden wie auch die operationellen und Reputationsrisiken zweimal jährlich bewertet. Darüber hinaus werden wichtige Entscheidungen in verschiedenen Ausschüssen, wie zum Beispiel im Risikokomitee, mit den Vorständen diskutiert. Wie in der Erläuterung des Risikomanagementprozesses dargestellt, bekommt das Management ein monatliches Update der größten Risiken in Form der „Heat Map“.