Wirtschaftliches Umfeld

Trotz der seit 1980 stärksten Zinserhöhungen innerhalb von 18 Monaten gelang es weder der US-Notenbank (Fed) noch der europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2023, die Inflation endgültig in den Griff zu bekommen. In den USA wurden die Zinsen auf 5,5 Prozent und damit auf den höchsten Wert seit 2001 angehoben. In Europa wurde mit 4,5 Prozent 2023 das historische Hoch seit der Einführung des Euro erreicht.

Immerhin ging die Inflation dadurch bereits deutlich zurück: in den USA auf rund 3,1 Prozent, im Euroraum sogar auf unter 3 Prozent. In Österreich blieb die Teuerung jedoch vorläufig noch hoch (Jahresdurchschnitt 2023: über 7 Prozent, Preisanstieg Dezember 2022/Dezember 2023: 5,6 Prozent). Wenig überraschend hatten die starken Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation im Lauf des Jahres Auswirkungen auf die Konjunktur. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Bau- und Immobilienwirtschaft, in der sich die Zinsen unmittelbar auf Preise und Auftragsvolumen auswirken. Doch auch die Industrie leidet: Der deutsche IFO-Geschäftsklimaindex liegt bei verhaltenen 84,3 Punkten, und auch in Österreich ist die Eintrübung deutlich zu spüren: Der WIFO-Konjunkturklimaindex drehte von noch deutlich positiven 10,9 Punkten im April 2023 gegen Ende des Jahres klar ins Minus und lag im Oktober 2023 bei minus 7,9 Punkten. Deutschland und Österreich beenden 2023 damit in einer „milden“ Rezession.

Der Arbeitsmarkt blieb sowohl in den USA wie in ganz Europa ausgesprochen robust, da die schwächelnde Konjunktur die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften vorerst kaum beeinflusste. Im Euroraum ging die Arbeitslosenrate im Verlauf des Jahres 2023 sogar von 6,7 Prozent auf 6,4 Prozent zurück, in Österreich betrug sie stabil 4,7 Prozent (beides nach ILO-Berechnung).

Eine ähnliche Entwicklung wie in den westlichen EU-Ländern prägte auch die Länder in CEE: Ungarns Wirtschaftsleistung schrumpfte 2023 um 0,3 Prozent, während Polen und Tschechien mit 0,6 Prozent bzw. 0,2 Prozent gerade noch ein leichtes Wachstum verzeichnen konnten. Belastender als der schwache Konjunkturverlauf war in der Region jedoch die Inflationsentwicklung: In Ungarn lag die Inflation im ersten Quartal 2023 noch über 25 Prozent, in Polen bei 20 Prozent und in Tschechien bei 18 Prozent. Nach einer Beruhigung im weiteren Verlauf des Jahres betrugen die Preisanstiege im Jahresdurchschnitt immer noch zwischen 10,9 Prozent (Tschechien) und 17,7 Prozent (Ungarn).

Die in der ersten Jahreshälfte 2023 stabile Wirtschaftsentwicklung bei noch hoher Inflation ließ die Renditen auf den Rentenmärkten über lange Zeit ansteigen, allerdings bei hoher Volatilität. Im Zuge dieser Entwicklung kletterte etwa die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe über die Marke von 3 Prozent. Erst die deutliche Eintrübung der Konjunkturaussichten und die allgemeine Erwartung einer Zinssenkung im Jahr 2024 führten im letzten Quartal 2023 zu einem deutlichen Anstieg der Anleihenpreise und damit zu einem Rückgang der Renditen: Die zehnjährigen Zinsen in Deutschland fielen auf unter 2 Prozent, jene in Österreich auf unter 2,5 Prozent.