Wirtschaftliches Umfeld

Während das Jahr 2021 nach der Lockerung der Coronamaßnahmen eine dynamische Konjunkturentwicklung verzeichnet hatte, präsentierte sich das makroökonomische Umfeld im Jahr 2022 deutlich schwieriger. Das Gesamtjahr 2022 war insbesondere geprägt von einer historisch hohen Inflation: Die Verbraucherpreise stiegen in ganz Europa und den USA deutlich stärker als erwartet, die Inflationsrate erreichte Höchststände von 10,6 Prozent im Euroraum und 9,1 Prozent in den USA, in Österreich stieg sie sogar auf bis zu 11,5 Prozent. Haupttreiber der hohen Teuerungsraten waren steigende Rohstoff- und Energiepreise als Folge des Ukraine-Kriegs.

Die wichtigsten globalen Notenbanken reagierten mit aggressiven Zinsanhebungen auf die hohen Inflationsraten. So hob die US-Notenbank ihre Leitzinsen beginnend mit März 2022 bis Jahresende in sieben Schritten bis auf ein Niveau von 4,25 bis 4,5 Prozent. Die EZB begann im Juli 2022 mit der Zinswende. Der Einlagesatz, der seit 2019 bei –0,5 Prozent gelegen war, wurde im Jahresverlauf in vier Zinsschritten auf 2,0 Prozent angehoben. Beide Notenbanken leiteten zudem Maßnahmen zur Reduktion ihrer Bilanzsummen ein. Auch zu Jahresbeginn 2023 haben die Zentralbanken vor dem Hintergrund zwar sinkender, in Kernbereichen der Wirtschaft aber noch immer hoher Inflationsraten ihre Zinsanhebungen fortgesetzt. Ab März beginnt die EZB zudem mit der Reduktion ihres Anleihebestands aus den Ankaufprogrammen.

Der Energie- und Rohstoffpreisschock im Gefolge des Ukraine-Kriegs und die restriktive Geldpolitik haben die Wachstums­aussichten im Jahresverlauf 2022 getrübt. Nach soliden BIP-Wachstumsraten im Jahr 2022 (Euroraum: 3,3 Prozent, Österreich: 4,8 Prozent, USA: 2,1 Prozent) ist für das Jahr 2023 mit einer schwachen Konjunkturdynamik zu rechnen. Die Konjunkturdelle im Winterhalbjahr 2022/23 wird im Euroraum – aufgrund zahlreicher Regierungsmaßnahmen zur Abfederung hoher Inflationsraten – allerdings milde ausfallen.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich seit Pandemieende robust. In Österreich sank die Arbeitslosenrate im Jahr 2022 auf 4,8 Prozent, im Euroraum fiel sie mit 6,7 Prozent überhaupt auf den tiefsten Wert seit Jahrzehnten. Im Zuge der konjunkturellen Abkühlung wird für 2023 ein leichter Anstieg der Arbeitslosenraten erwartet.

Das schwierige makroökonomische Umfeld und die restriktive globale Geldpolitik führten 2022 zu einem starken Anstieg der Renditen im Euroraum. So stieg etwa die Rendite auf zehnjährige österreichische Staatsanleihen von nahe 0 Prozent auf über 3 Prozent. Die Risikoprämien innerhalb des Euroraums weiteten sich ebenfalls spürbar aus, blieben aber aufgrund unterstützender Maßnahmen von EZB und EU deutlich unter den Rekordniveaus der Eurokrise.

In Zentral- und Osteuropa zeigte sich 2022 ähnlich dem Bild im Euroraum eine im Jahresverlauf deutlich abnehmende Konjunkturdynamik bei gleichzeitig stark ansteigenden Inflationsraten. Das BIP-Wachstum lag in Polen im Jahr 2022 bei 4,9 Prozent, in Tschechien bei 2,4 Prozent und in Ungarn bei 4,8 Prozent und damit teils deutlich über dem Durchschnitt des Euroraums. Allerdings fielen auch die Preissteigerungsraten in CEE höher aus als im Euroraum. So stieg die Inflation in Polen bis auf 17,9 Prozent, in Tschechien auf 18,0 Prozent und in Ungarn auf 24,5 Prozent. Die nationalen Zentralbanken setzten vor diesem Hintergrund 2022 den bereits 2021 eingeschlagenen restriktiven Kurs zur Inflationsbekämpfung fort. Der jeweils letzte Zinsschritt im Jahr 2022 erfolgte in Tschechien auf 7,0 Prozent, in Polen auf 6,8 Prozent und in Ungarn auf 13,0 Prozent.