Nachhaltigkeits­risiken

Kerngeschäft der UNIQA Group ist es, Kund:innen vor Risiken zu schützen, diese Risiken durch effektive Bündelung zu minimieren und damit Gewinne zu generieren. Um dies sicherzustellen, wurde auf Konzernebene die Position des Chief Financial and Risk Officer (CFRO) geschaffen, welche auch in den Vorständen der Konzerngesellschaften eingerichtet ist, um eine risikoorientierte Entscheidungsfindung zu gewährleisten.

Gemäß der letzten Änderung des delegierten Rechtsakts der Solvency-II-Richtline (2009/138/EG) müssen Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagementsystem berücksichtigt werden. Die Richtlinie ist seit dem 2. August 2022 in Kraft. Unser Ziel ist es in diesem Kontext, einen angemessenen und konsistenten Ansatz zur Betrachtung der Nachhaltigkeitsrisiken zu entwickeln, diesen stetig anzuwenden und regelmäßig zu aktualisieren. Das Risikomanagement der UNIQA Group berücksichtigt aktiv Nachhaltigkeitsaspekte und deren Auswirkungen, integriert diese in die Risikostrategie und den Risikomanagementprozess sowie in interne und externe Berichte. Dabei werden Nachhaltigkeitsrisiken als Teil der allgemeinen Risikoklassifizierung behandelt und im Rahmen des Risikomanagementprozesses auf kurz-, mittel- und langfristige Auswirkungen hin analysiert, überwacht und berichtet. Das Schlagendwerden von Nachhaltigkeitsrisiken kann tatsächliche oder potenziell wesentliche nachteilige Auswirkungen auf den Wert des Vermögens, der Verbindlichkeiten, die Finanzlage oder auf die Reputation der Gruppe haben. Die Ergebnisse aus dem Prozess der Identifikation und Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken sollen dazu beitragen, Managemententscheidungen im Rahmen der Produktgestaltung oder der Veranlagungsstrategie der UNIQA Group zu unterstützen.

Im Jahr 2023 fokussierte sich die UNIQA Group auf die Weiterentwicklung langfristiger Klimaszenarien unter Einbeziehung der Erfahrungen aus dem vorherigen Berichtszeitraum. Dabei wurde ein quantitativer Ansatz für die gesamte Gruppe entwickelt, der sowohl physische als auch transitorische Risiken im Portfolio analysiert. Die Gruppe identifizierte frühzeitig Nachhaltigkeitsrisiken im operativen Risikokreislauf. Ausgangspunkt war die Umsetzung anstehender Änderungen, die sich aus einer Überprüfung der quantitativen Solvency-II-Meldevorlagen ergaben. Dabei werden quantitative Daten zu physischen Risiken sowie Übergangsrisiken direkt an die nationale Aufsichtsbehörde und die European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) gemeldet. Zudem haben wir den Prozess zur Bewertung von Outsourcing-Risiken gruppenweit verbessert und die Nachhaltigkeit der Outsourcing-Partner:innen explizit berücksichtigt. 2023 wurden alle relevanten ESG-Daten in unsere Risikoanalyse-Software integriert, um ab 2024 eine tägliche Überwachung der Auslastungsgrade der ESG-Limits zu ermöglichen.

Das Natural Catastrophes Competence Centre (NCCC) der UNIQA Group befasst sich mit der Komplexität von Naturkatastrophen und deren Entwicklung, insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das NCCC spielt bei der Analyse verschiedener Risikoaspekte eine entscheidende Rolle für die Gruppe. Dazu gehören das Verständnis der sich im Lauf der Zeit verändernden Risikoexposition, die Identifikation von Risikokonzentrationen und die Berechnung der erwarteten jährlichen Verluste auf der Grundlage spezifischer Naturgefahren und Standorte sowohl einzeln als auch auf aggregierter Ebene. Ein wesentlicher Teil der Arbeit des NCCC besteht in der Analyse von Szenarien, die zukünftige Ereignisse, einschließlich extremer und seltener Ereignisse, sowie die Auswirkungen des Klimawandels unter verschiedenen Temperaturszenarien mit Schwerpunkt auf Überschwemmungen, Sturm und Hagel realistisch darstellen. Ein wesentliches Merkmal des NCCC-Ansatzes ist die Verwendung fortschrittlicher stochastischer Modelle, die hunderttausende potenzielle Naturereignisse simulieren. Diese Modelle sind nicht nur auf dem neuesten Stand der Technik, sondern werden auch regelmäßig verfeinert, um die neuesten Daten und Methoden einzubeziehen. Einzigartig am NCCC-Ansatz ist, dass zwei Drittel dieser Modelle die eigenen historischen Schadensdaten der UNIQA Group einbeziehen und so eine maßgeschneiderte Risikoperspektive bieten, die sich von den unspezifischen Einschätzungen der allgemeinen Marktmodelle unterscheidet. Die Erkenntnisse aus diesen stochastischen Naturkatastrophenmodellen sind grundlegend für die umfassende Risikomanagementstrategie der Gruppe in Bezug auf Naturkatastrophen. Das NCCC spielt auch bei der Bewertung der Underwriting- und Rückversicherungsstrategien der Gruppe, insbesondere durch die jährlichen Stress-Szenario-Tests, eine entscheidende Rolle.

Wesentliche Risiken in Bezug auf die nichtfinanziellen Belange sind in den jeweiligen Abschnitten dieses Berichts näher erläutert.