Herausforderndes Marktumfeld, hohe Volatilität
Nach einem vielversprechenden Start stellte das Jahr 2022 die Kapitalmärkte in aller Welt vor erhebliche Herausforderungen.
Hauptbelastungen waren der Ukraine-Krieg und die in der Folge verhängten Sanktionen, die durch den Krieg noch verschärfte Energiekrise, die stark gestiegene Inflation und die damit verbundenen Zinserhöhungen der Notenbanken. Hinzu kamen Rezessionssorgen und anhaltende Lieferkettenprobleme.
Österreich ließ mit einem Wirtschaftswachstum von 5,1 Prozent im Jahr 2022 die Eurozone hinter sich, deren BIP im selben Zeitraum um insgesamt 3,5 Prozent zulegte. Für 2023 wird ein deutliches Nachlassen der Wachstumsdynamik erwartet: Für Österreich prognostizieren die Expert:innen derzeit ein Plus von nur 0,5 Prozent und für die Eurozone einen Zuwachs von 0,9 Prozent.
Aktien 2022 weltweit gefallen
Mit Ausnahme der Rohstoffe haben so gut wie alle Assetklassen das Jahr 2022 mit zum Teil deutlichen Verlusten abgeschlossen. Ungewöhnlich ist dabei, dass sowohl Aktien als auch Anleihen an Wert verloren haben.. Die weltweiten Aktienkurse unterlagen bereits kurz nach Beginn des Jahres unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine starken Schwankungen. Angesichts der allgemeinen Verunsicherung stiegen viele Anleger:innen von Aktien auf Staatsanleihen und Investments in Gold um.
Als Folge gaben alle großen Aktienindizes weltweit nach. So brach etwa der DAX Ende Februar 2022 mit Beginn des Kriegs schlagartig um rund 8 Prozent ein. Nachdem der deutsche Leitindex im Vorjahr noch um 15,8 Prozent gestiegen war, verlor er im Verlauf des Jahres 2022 um 11,4 Prozent an Wert. Selbst im Corona-Krisenjahr 2020 war der DAX nur um 3,7 Prozent zurückgegangen. Auch der Technologieindex TECDAX sank im Jahr 2022 um fast ein Viertel. 2020 und 2021 hatten die globalen Aktienmärkte auf Basis starker Konjunkturdaten, steigender Unternehmensgewinne und anziehender Arbeitsmärkte durchwegs noch Zuwächse verzeichnet. Der heimische ATX verzeichnete 2022 ebenfalls hohe Verluste und gab im Jahresverlauf um mehr als 19 Prozent nach. Der Wiener Leitindex reagierte damit wie alle europäischen Aktienmärkte auf das deutlich ungünstigere makroökonomische und geopolitische Umfeld.
Steigende Inflation und höhere Zinsen im Euroraum
Einen stetigen Aufwärtstrend zeigte 2022 die Inflationsrate im Euroraum: Einem Wert von mehr als 4 Prozent im Dezember 2021 stand Ende 2022 eine beachtliche Teuerungsrate von 8,4 Prozent gegenüber. Ihre Höchststände erreichte die Inflation in den USA im Juni mit 9,1 Prozent bzw. im Euroraum mit 10,7 Prozent im Oktober.
Weltweit waren dadurch nahezu alle Notenbanken zu einem Strategiewechsel gezwungen. Dabei ist die US-FED den Europäern hinsichtlich des Zyklus von Inflation und Zinsen um ein paar Monate voraus. Ausgehend von einem Niveau von de facto Null erhöhte die FED ihre Zinsen im Jahresverlauf auf 4,5 Prozent, während die EZB Ende 2022 bei 2,5 Prozent stand. Starke Einbrüche bei den Anleihekursen waren die Folge, da Neuemissionen den Investor:innen deutlich höhere Zinserträge versprachen.